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Parallelwelten auf dem Podium

Die erste Podiumsdiskussion auf dem Forum Lokaljournalismus war gleich eine der Gegensätze. Verkörpert waren diese wohl am deutlichsten in Mercedes Bunz einerseits – Digital Thinkerin, die die Möglichkeiten des Internets preist – und andererseits Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der Heilbronner Stimme, der die wirtschaftliche Grundlage der Verlage hervorhob: nämlich die Printausgaben der Tageszeitungen.

Krügers zehn Thesen

Mit einer eindringlichen Rede eröffnete Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, am Mittwochabend das 19. Forum Lokaljournalismus in Waiblingen. Viele könnten nicht wahrhaben, dass der Journalismus dabei sei, „sich grundsätzlich zu wandeln“, sagte Krüger. Als Gründe nannte er unter anderem: Besitzstandwahrung, den Wunsch, die Deutungshoheit zu bewahren. Doch die „Hochkonjunktur des gedruckten Worts“, wie wir sie nach dem Krieg erlebt hätten, gehe dem Ende entgegen.

Lass uns kreativ sein

Auf dem Papier steht „Neue Darstellungsformen“. Das musste erst mal geändert werden. Wir sind jetzt die Kreativgruppe, das klingt deutlich weniger öde (der Dank gilt Gruppenleiterin Nicole Amolsch).  Wir wollen Inhalte neu präsentieren – wie auch immer. Unser Luxus: Wir haben Unmengen Geld, engagierte Redakteure und kennen keine Grenzen. Wir dürfen spinnen. Sind wir also mal kreativ. Leichter gesagt, als getan – so per Knopfdruck … Könnt Ihr das? Mir fällt es schwer. Ein hilfreicher Ansatz, um ins Thema zu kommen, lieferte uns Nicole Amolsch. Wieso nicht einmal das Ausschlussverfahren testen? Wir fragen uns, was eine Homepage haben müsste, damit wir sie einmal und dann nie wieder besuchen. Was schreckt uns ab? Was wollen wir auf keinen Fall? Das logische – und doch überraschend einfache – Ergebnis: Was ich nicht im Blatt haben will, das brauche ich auch Online nicht. Auch im Internet zählt also die Qualität. Brainstorming in der Gruppe … einige Ansätze, viele Ideen. Eine ist aber hängen geblieben: Wie wäre es mit einer Seite oder einem App, das mir das Gefühl vermittelt, …

Wenn Leser selber recherchieren

Christoph Linne – Chefredakteur der Oberhessischen Presse spricht über myheimat.de – eine Onlinenachrichtenportal von Bürgern für Bürger. Für die Redaktion ist’s ein Schleppnetz für Inhalte, für die rund 4000 Bürgerreporter ein soziales Netzwerk. Zehn Prozent bringen über „oft gelesen“- oder „heiß diskutiert“-Kategorien neue Geschichten. Sie bringen aber auch Ideen für Illustrationen, die können gerne auch mal in der Printausgabe landen. Trotzdem bleibt für die Redakteure der Job, die gelieferten Inhalte gegenzurecherchieren, zu kommentieren, Texte zuzuliefern. In Gießen mündet das Ganze sogar in die Gießener Zeitung: ausschließlich lokale Themen, geschrieben von Bürgern, moderiert von Journalisten. Hört sich super an. Wie bringt man die Leute dazu,  sich derart zu engagieren? Linne schlägt vor: Mitmachen schafft Identität. Sublokales hat Nachholbedarf. Da kommen viele weiche Geschichten, harte Fakten weniger, aber grade das wird schließlich viel gelesen.