Interview, Modellseminar Watergate 2010, Workshop

Googelst Du noch…? „Datenträger“ vs. „Bedenkenträger“

Informationsbeschaffer Internet: Google ist mittlerweile ein Synonym für Recherche. Aber auch den Lokaljournalisten in Eisenach war klar, was Referent Albrecht Ude vom „Netzwerk Recherche“ noch mal ganz deutlich wissen ließ: „Recherchieren im Netz ersetzt die etablierten, traditionellen Wege der Informationsbeschaffung nicht, es ergänzt sie nur um neue, weitere Möglichkeiten, Informationen zu finden.“

Was wäre ein Modellseminar der bpb ohne Arbeitsgruppen und Workshops? Hirn aus, Google an – sieht so die Recherche der Neuzeit aus? Oder sollten sich (gerade) Lokaljournalisten trotz der vielfältigen Möglichkeiten im Internet auf das besinnen, was sie seit Jahren erfolgreich nutzen: nämlich Block, Stift, Augen und Ohren? Auf die Suche nach einer Antwort und dem Sinn sozialer Netzwerke begaben sich Andrea Brückmann, David Ditzer, Ulrich Eisele, Karl-Ernst Hueske, Christian Korte, Claudia Labude, Julia Littmann und Lilian Muscutt. Axel Bürger moderierte die Gruppenarbeit.

(von links) Gruppenleiter Axel Bürger, Christian Korte, Andrea Brückmann, Julia Littmann, Inge Seibel, David Ditzer, Ulrich Eisele, Karl-Ernst Hueske, Claudia Labude, Lilian Muscutt. Foto: Berthold L. Flöper

(von links) Gruppenleiter Axel Bürger, Christian Korte, Andrea Brückmann, Julia Littmann, Inge Seibel, David Ditzer, Ulrich Eisele, Karl-Ernst Hueske, Claudia Labude, Lilian Muscutt. Foto: Berthold L. Flöper

Was die Arbeitsgruppe ganz schnell feststellen musste: Auch die Generation der „Datenträger“, die ganz selbstverständlich iPhone, Twitter und Facebook nutzen, kann im Internetdschungel die Orientierung verlieren und sich verzetteln! Es gilt also stets abzuwägen, welcher Aufwand sich lohnt. Des öfteren musste die Gruppe feststellen, dass der traditionelle Rechercheweg und die eigens gepflegten Kontakte sie weiterbrachten, als die Suche nach der Stecknadel im digitalen Heuhaufen.

Das Fazit der Arbeitsgruppe 2 nach drei Tagen intensivem, empirischem Forschen nach der „trail and error“-Methode in den so genannten „Sozialen Netzwerken“:

  • Das beste soziale Netzwerk, das ein Lokaljournalist haben kann, ist immer noch sein reales mit dem Telefonbuch und den Auge-in-Auge/Ohr-in-Ohr-Kontakten.
  • Soziale Netzwerke im Internet sind ein gutes Zusatzelement der journalistischen Arbeit, vor allem für zeitlose Geschichten oder als Inspiration. Sie sollten und können (noch) nicht das Hauptrecherchewerkzeug im Lokaljournalismus sein. Zumal viele treue Lokalzeitungsleser der Generation 50plus damit vielleicht noch nichts anzufangen wissen.
  • Jeder Lokaljournalist sollte aber jetzt die Zeit nutzen, sich mit den sozialen Netzwerken zu beschäftigen, da deren Entwicklung in Zukunft weiter wachsen und noch mehr Bedeutung erhalten wird.
  • Zwingend notwendig für die Nutzung ist ein geübter Umgang mit diesen Seiten. Aber das wird, vor allem bei der Generation der „Bedenkenträger“, noch etwas dauern. Die Vertreter der Generation „Datenträger“ können und sollten dabei helfen, bei älteren Kollegen Berührungsänste ab- und Kenntnisse auszubauen.

Weitere Ergebnisse, auch aus den Arbeitsgruppen „Kreativstrategien für Lokalreporter“, „Investigativer Journalismus – So gehe ich ran“ und „Große Politik lokal umsetzen“ werden demnächst als pdf-Datei zum Download auf der Homepage der drehscheibe angeboten.