Redaktionskonferenz 06/2016, Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0 2016

Henning Bulka: Das Team Audience Engagement der Rheinischen Post

Wie sieht die Zukunft der eigenen Zeitung aus? Bei der Rheinischen Post setzt man auf „Echtzeit und Empathie“, erklärt Henning Bulka, Redaktion Digitales & Team Audience Engagement der Zeitung. Mit anderen Worten: Facebook, WhatsApp und Snapchat.

Snapchat:

* Eigentlich ein „Anti-Social-Netzwerk“, weil es mit allem bricht: Es gibt keine eigene Profile mehr und keine dauerhafte Verfügbarkeit – Beiträge werden nach 24 Stunden automatisch gelöscht. Das Tool präge damit das Sehverhalten einer ganzen Generation, sagt Bulka.

Facebook live:

* Livevideos werden immer wichtiger. Inzwischen funktioniert FB Live auch als Schnittstelle, ist nicht mehr aufs Smartphone beschränkt, sondern kann mit einem kompletten TV-Studio verbunden werden.

Probleme, die es zu lösen gilt

„Filterblasen“: Print-Redakteure, die schon lange im Job sind, nutzen immer die selben Verbindungen und Kontakte. Das gleiche gilt für „Digitalheinis“.„Das greift längst nicht alle Themen ab“, sagt Bulka. „Deshalb müssen wir aus der Blase raus.“

Die Konsequenz: Der Social Media-Redakteur wurde abgeschafft. Stattdessen wurde das „Team Audience Engagement“ gegründet.

Team Audience Engagement

* Aufgaben: „Facebook“-Nanny für 250 Redakteure und einen Chefredakteur, interaktive Formate entwickeln, neue Kanäle erschließen, Themenrecherche, Community betreuen
* Was hat das gebracht? Mehr Visits! (2014: 564K Visits, 2016: 2.383K Visits)
* Was gut funktioniert: „Facebook-Nanny“, Social-Media-Beratung, Community betreuen
* Wo es noch nicht so gut klappt: eigene Formate entwickeln, Themenrecherche, neue Kanäle erschließen, Original Content für Social Media

Die vier Elemente des Listening Center

1. Der „Listen-Bereich“: Die Redaktion will herausfinden: Worüber spricht das Netz? Worüber wird es in Zukunft sprechen? Dazu gibt es Recherche mit eigens entwickelter Software. Langfristig sollen auch Vermarktung, Kundendialog und Events mit Erkenntnissen unterstützt werden.
2. Engagement-Bereich: Eine große Inbox, in der alle Kommentare, Tweets, Facebook-Nachrichten und sonstige Nutzerkommentare gesammelt werden, wird geschaffen. „Alles, was die Redaktion erreicht“, sagt Bulka. Die Redakteure schauen: Worüber spricht das Netz mit ihnen und wie? Vorteil: Auf diese Weise können Fragen auch an den jeweils besten Ansprechpartner in der Redaktion weitergeleitet werden.
3. „Measure“-Bereich: Analyse, wie die sozialen Kanäle laufen, und Erstellen von PDF-Reportings.
4. „Publish“-Bereich: Posten auf allen Social-Media-Kanälen, Erfolgsmessung eigener Themen im Netz, aber auch Themeninspiration: Mit welchen Themen haben andere Medien Erfolg?