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Parallelwelten auf dem Podium

Uwe Ralf Heer und Mercedes Bunz

Uwe Ralf Heer und Mercedes Bunz

Die erste Podiumsdiskussion auf dem Forum Lokaljournalismus war gleich eine der Gegensätze. Verkörpert waren diese wohl am deutlichsten in Mercedes Bunz einerseits – Digital Thinkerin, die die Möglichkeiten des Internets preist – und andererseits Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der Heilbronner Stimme, der die wirtschaftliche Grundlage der Verlage hervorhob: nämlich die Printausgaben der Tageszeitungen.

„Lokalredaktion 2011 – Haben Lokalzeitungen die falschen Apps und Inhalte?“ lautete die Frage. Mercedes Bunz lieferte vorweg einen Ausblick auf die Situation in England, wo beispielsweise bereits mit neuen Internet-Lokalisierungsdiensten wie Foursquare gearbeitet werde. In der Folge erläuterten die weiteren Diskussionsteilnehmer das Vorgehen ihrer Verlage bzw. ihre Sicht auf die Dinge: Christian Lauer als Multimedialeiter der Saarbrücker Zeitung, Dr. Silke Springinsguth als Geschäftsführerin von Dumont Net und Professor Dr. Lorenz-Meyer von der Hochschule Darmstadt.

Die Antipoden aber markierten Mercedes Bunz und Uwe Ralf Heer. Während Bunz in ihrer Einführung etwa die Meinung vertrat: „Im Lokalen passieren die spannendesten Dinge, nur leider nicht im Journalismus“, betonte Uwe Ralf Heer: „Wir dürfen nicht so tun, als seien Chefredakteure Sterbebegleiter der Tageszeitung. Tageszeitung ist das Kerngeschäft.“ Er sprach sich ganz entschieden gegen das Modell „Freibier-Online“ aus.

Vor allem in der Frage, wie die Redakteure den zusätzlichen Aufwand für die Online-Berichterstattung bewältigen sollten, kamen die Gegensätze zum Vorschein. Während Heer sagte, man können die Mitarbeiter nicht immer weiter belasten, so gewinne man sie nicht für die Sache, meint Bunz: „Das Internet erspart dem Redakteur doch auch viel Zeit.“ Stand hier die journalistische Alltagspraxis im Verlag gegen die utopische Aussicht auf den Journalismus von morgen? Unter den Zuhörern schien Heer jedenfalls die meisten Sympathien für sich gewinnen zu können.

Zwischen den Gegensätzen bewegte sich Christian Lauer, der meinte, die Zeitungen bräuchten online immer mehr, damit Print wahrgenommen werde, vor allem unter jungen Lesern. Dr. Springensguth war der Überzeugung: „Ein Vertriebsleiter muss die Entwicklung der Apps genauso beachten wie die der Auflage.“

Klar ist: Ohne Online wird es in Zukunft auf keinen Fall gehen. Welches der Modelle aber letztlich erfolgreich sein wird, dürfte spannend zu beobachten sein.