Folo 2015

Startup aus Tradition

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Staplerfahrer aus Plettenberg: Stefan Aschauer-Hundt

Ein überzeugter Sauerländer und unverdrossener Blattmacher erzählt von seiner Verlegerfamilie. Eine Märchenstunde voller Erfolgsgeschichten? Mitnichten. In seiner 125-jährigen Geschichte hat das Süderländer Tageblatt nämlich mehrmals schwere Zeiten erlebt. Aber Nordrhein-Westfalens kleinste Tageszeitung erscheint weiterhin – mit einer Auflage von derzeit 5478 verkauften Exemplaren. Das klappt auch deshalb, weil das Unternehmen wie ein Start-Up funktioniert.

In seiner amüsanten Rede referierte Stefan Aschauer-Hundt sehr emotional über die Entwicklung des „Zeitungszwergs“ (Aschauer-Hundt) aus Plettenberg im Sauerland. Es ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen – aber voller Superlative. Der Chef vom Dienst des Süderländer Tageblatts sprach von den Ursprüngen seiner Verlegerfamilie, die Verlagshaus und Druckerei zunächst in Hattingen im Ruhrgebiet betrieben hatten.

Bewegte Geschichte

Erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Oktober 1919, wurde Otto Hundt Verleger des Süderländer Tageblatts. Zuvor hatte es mehrfach den Besitzer gewechselt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten standen die Verantwortlichen der neutralen Heimatpresse aus Plettenberg unter dem enormen Druck des Regimes, im Mai 1941 mussten sie sogar den Redaktionsbetrieb einstellen. Dennoch konnte der Verlag auch während der Kriegszeit eine Zeitung mit lokalen Nachrichten und Anzeigen anbieten.

Denn die Zeitungsmacher aus dem Sauerland haben nie aufgegeben. Auch mit Blick auf die heutige Medienkrise würden sie nicht daran denken, sagt Stefan Aschauer-Hundt. Sein Credo lautet: “Nicht heulen, sondern anpacken”! Jeden Tag versucht er beim Südländer Tageblatt aufs Neue, mit der heutigen Medienwelt zurecht zu kommen. Eine andere Chance hätten sie nicht, sagt er. “Du hast keine Chance, und die musst du nutzen!”

„Viele andere Blätter sind in größere Konzerne aufgegangen oder ganz eingestellt worden”, sagt Aschauer-Hundt. Das Süderländer Tageblatt dagegen erscheint nach wie vor im Familienverlag. Dabei können die Verleger auf die Unterstützung von zuverlässigen Freunden und Partnern bauen.

Lokales aus Prinzip

Auf diese Weise produzieren die Blattmacher aus Plettenberg täglich bis zu 20 Seiten Lokaljournalismus für etwa 38.000 Einwohner ihres Einzugsgebiets. Dabei spezialisieren sie sich besonders auf lokale Inhalte. “Unsere Redakteure drehen jeden Stein um”, sagt Aschauer-Hundt. Auf seine 18 Mitarbeiter im Unternehmen kann er sich verlassen. Zehn Redakteure arbeiten an der Lokalzeitung, jeder von ihnen übernimmt aber auch andere Aufgaben.

Und auch der Chef vom Dienst selbst übernimmt alles, was anfällt. Ob Staplerfahren oder Zeitung machen – gemeinsam mit seinen Mitarbeitern rackert er weiter für seinen „Zeitungszwerg“ aus dem Sauerland. Einen Staplerschein besitzt er nämlich, er hält ihn vom Podium aus auch stolz in die Luft.

Text: Anika Zidar