Alle Artikel in: Folo 2014

Forum Lokaljournalismus
Jährlich findet ein großes Forum für Lokaljournalisten an wechselnden Orten statt. Zum Anfang des Jahres werden dort Trends und Entwicklungen bei den Zeitungen von Chefredakteuren und leitenden Redakteuren diskutiert. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung iniziierte Forum ist das herausragende Podium für die nahezu 360 deutschen Tageszeitungen, um über den Lokaljournalismus zu sprechen und dessen Qualität zu analysieren und zu steigern. In jedem Jahr ist ein anderes Verlagshaus Ausrichter der Veranstaltung, zu der auch externe Gäste wie Politiker und Wissenschaftler geladen werden. Auf dieser Seite finden Sie Dokumentationen zu den Foren.

Bilder, Grafiken, Daten: Kreativ in die Zukunft

Das erste Podium des letzten Tages widmete sich ganz den digitalen Erzählformen. Im ersten Teil des Panels sollte es um das Thema Visual Storytelling gehen, im zweiten Teil um den Bereich Datenjournalismus. Geladen waren Bernhard Rentsch, Chefredakteur des Bieler Tageblatts, und Philipp Ostrop, Leiter der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Moderiert wurde das Panel von den Journalistinnen Gabi Pfeiffer und Inge Seibel.   „Im Zweifelfall aufs Bild setzen“   Den Anfang machte Bernhard Rentsch. Was er unter Storytelling verstehe, wollte Moderatorin Pfeiffer von ihm wissen. „Wir versuchen, den Leser Botschaften immer mit Bildern zu vermitteln – seien es Fotos oder Grafiken“, sagte Rentsch. Es gelte die Regel: Ein großes Bild pro Aufmacherthema.   Als Beispiel präsentierte Rentsch die Berichterstattung seines Blattes über den Bau der Autobahn, über Gastarbeiter, über historische Ereignisse der Stadtgeschichte aber auch über andere umstrittene Bauprojekte der Stadt. Diese größeren Projekte würden im Schnitt zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen.   „Bei der Planung überlegen wir immer, wie wir das Thema visuell aufziehen können. Wenn wir uns aus Platzmangel zwischen Grafik …

Innovation am regionalen Newsdesk – Praxisgespräch 1

Wie sieht eine moderne Arbeitsstruktur in den Redaktionen aus? Im ersten Praxisgespräch unter dem Thema „Innovation am regionalen Newsdesk – Integration und Kommunikation“ gaben Vertreter des Bonner General-Anzeigers Auskunft darüber, wie das Verlagshaus im Jahr 2010 die internen Strukturen verändert hat.  Jörg Manhold, Regio-Deskmanager, und Chefredakteur Andreas Tyrock gaben dabei spannende Einblicke in die Organisation der Desks bei der Zeitung. Zentrales Element ist das Regio-Desk, von dem aus die unterschiedlichen Lokalausgaben der Zeitung organisiert werden.   „Am Desk starteten wir zunächst mit Leuten, die aus den jeweiligen Lokalredaktionen kamen“, erzählte Manhold. Andreas Tyrock erläuterte der drehscheibe: „Für die Aufgaben Print (Seitenproduktion inklusive Korrekturlesen) und Onlinestellen der Texte brauchen wir pro Tag sechs bis sieben Editoren (Nettobesetzung). Das ergibt ein Regio-Desk-Team von 10 (netto multipliziert mit 1,5 für Urlaub, Krankheit usw). Sechs dieser Editoren sind i.d.R. auf eine Lokalausgabe spezialisiert, vier Editoren variieren je nach Besetzung zwischen zwei Ausgaben.“  Tyrock ergänzte, dass es gerade am Anfang wichtig sei, nicht zu rotieren, denn Routinen müssten sich erst einmal einstellen.   Wichtige Elemente der Arbeitsorganisation beim General-Anzeiger in …

Ringen um die besten Köpfe – Praxisgespräch 3

Das Ringen der Medienhäuser um die exzellenten Köpfe im Lokaljournalismus – hat es schon begonnen? Wie findet es statt und was kann es bewirken? Darum ging es im dritten Praxisgespräch unter dem Motto: „Gut aufgestellt – Ringen um die exzellenten Köpfe“. Moderatorin war Kirsten Reuschenbach, Projektredakteurin bei mssw Print Medien Service Südwest, Referent Christian Sauer, Journalist und Coach aus Hamburg.   Geht es nach Sauer, müsste der Wettbewerb um die besten Bewerber erst in Gang gebracht werden. Gemeinsam mit Reuschenbach regte er im Praxisgespräch Redaktionsleiter zum Austausch über Möglichkeiten der  Personalentwicklung an.   Erfolgreiche Personalentwicklung erfordere mehr als eine gute Volontärsausbildung, darin waren sich die versammelten Redakteure einig. Um den ständigen Veränderungen in der Branche gerecht zu werden, müsse auch in den Medienhäusern ein Wandel erfolgen. Weiterbildungskonzepte für die Mitarbeiter steckten bei vielen Lokalmedien aber noch in Kinderschuhen. Zunächst einmal müssten  Wandel und Weiterbildung als Chance für die Redakteure kommuniziert werden, nicht als Pflicht. Komme diese Botschaft nicht an, werde der Wandel jedoch unweigerlich zur Pflicht. „Hier muss man die richtige Mischung aus Druck und …

Scribble Live, Tumblr und Co.

Um neue digitale Erzählformen ging es auf dem Panel „Technik im Fokus – Antworten der Gipfelstürmer“.  Welche Tools lassen sich für multimediales Erzählen verwenden? Wir sind sie zu handhaben und welche Erfahrungen wurden damit gemacht? Holger Schellkopf, stellvertretender Chefredakteur der Mittelbayerischen Zeitung, Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischen Kuriers, Horst Seidenfaden, Chefredakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen, und Jens Nähler, der dort das Ressort Online leitet, stellten Experimente aus ihren Zeitungshäusern vor. Moderator war Sascha Borowski, Leiter Online der Augsburger Allgemeinen.   Die Mittelbayerische Zeitung   Die Mittelbayerische Zeitung experimentiert zum Beispiel vermehrt mit Videos. Holger Schellkopf sagte: „Wir arbeiten mit langen Bewegtbildern, etwa zehnminütigen Dokufilmen.“ Dabei frage man sich immer: „Wie erzähle ich die Geschichte?“ Das werde schon bei der Planung mitgedacht. Ein anderes Beispiel sei der Liveticker, den sie immer häufiger benutzten – vor allem auch für lokale Ereignisse wie etwa beim Regensburger Jazz Weekend. Man tickere auch live aus Pressekonferenzen. In einem Fall habe man dabei 15.000 Visits erhalten, die Nutzungszeit betrage dabei zwischen acht und zwölf Minuten. „Das ist doch für eine Nachrichtenseite ganz …

Die wahrsagende Zahnbürste

Wie soll man diesen Vortrag zusammenfassen? Vielleicht, indem man nachliest, was darüber getweetet wurde.  „Man kann sich mühsam schwindelig trinken – oder auch ganz einfach Praetorius bei seiner Keynote zuhören“, meinte etwa Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung. Uwe Renners von den Westfälischen Nachrichten schrieb: „Keynote macht Spaß und ist super spannend.“ Philipp Ostrop postete: „Der nächste A…tritt kommt von Praetorius.“ Andreas Kemper tweetete: „Das war ein Leute-macht-die-Augen-auf-Vortrag, leicht nerdig, aber klasse.“ Und Nina Könemann fragte sich: „Findet Journalismus bald morgens um sechs Uhr in der Zahnbürste statt?“   Das Beispiel einer kürzlich in Amerika auf den Markt gekommenen Zahnbürste, in die eine Kamera integriert ist, damit man seine Zähne beim Putzen beobachten kann, war nicht das einzige anschauliche Bild, das der Journalist und Coach Michael Praetorius in seinen Vortrag eingebaut hatte. Er wollte die versammelten Kolleginnen und Kollegen ganz offensichtlich aufrütteln, gleichsam mit einer Keynote-Rakete in die Zukunft schießen. Oder war das schon die Gegenwart, was er in seiner leidenschaftlichen Rede skizzierte? [http://www.youtube.com/watch?v=0rF774b6XwI] Was hat es auf sich mit dem Predictive Web? Push-Benachrichtigungen, Instant-Messaging, davon …

Qualität steigern – und verkaufen

Es verärgere ihn immer wieder, wenn Zeitungen gute Geschichten haben, die Leser sie aber zuerst woanders finden – weil die Überschriften nicht prägnant oder spannend genug sind, sagte Björn Schmidt, Geschäftsführer von DuMontNet aus Köln. Der Erfolg einer Zeitung ruhe auf mehreren Säulen. Da sei der Chef, der einen hohen Wert auf digitale Medien legen müsse, sagte Schmidt und verwies in diesem Zusammenhang auf Christian Lindner von der Rhein-Zeitung, der dies verwirkliche. Zudem müssten Verlage Webanalysten einstellen. „Das wenige zur Verfügung stehende Geld wird oftmals noch falsch verwendet“, sagte Schmidt. „Deswegen muss eine Analyse am Anfang der Arbeit stehen“. Als weiteren wichtigen Punkt sieht Schmidt die Ausbildung. „Volontäre müssen lernen, relevant zu schreiben. Und dazu gehört auch das suchoptimierte Schreiben. Dazu gehören Kenntnisse im Datenjournalismus, dazu gehört aber auch das Wissen, zu erkennen, wann es sich lohnt, ein Video zu drehen.“ Redakteure müssten sich ein eigene Profil in der digitalen Welt erarbeiten, sie müssten „Figuren“ werden. Wenn Verlage ihre Ausbildung auf den Online-Bereich konzentrieren – wird sich dies auch auf die Sprache in der gedruckten …

Recherche? Lasst die Freien ran!

Ein ungewöhnliches Modell stellte Jörg Jung, Chefredakteur der Böhme Zeitung in Soltau, vor. Am Anfang stand ein Problem. Seine Redaktion habe oftmals keine Zeit gehabt, Geschichten wirklich zu Ende zu recherchieren, sagte Jörg Jung von der Böhme Zeitung in Soltau. Und so habe man beschlossen, Langzeit-Recherchen an freie Journalisten herauszugeben. Bezahlt werden diese mit 22,50 Euro pro Recherchestunde, inkl. Fahrten und Spesen, und 74 Cent pro Zeile für den fertigen Text. Die Themen kommen jeweils aus der Redaktion, da die recherchierenden Journalisten in Deutschland verteilt sind. Die aufwendigste Geschichte, an der derzeit noch recherchiert wird, widme sich einem Mobilienunternehmer in Berlin. Der entsprechende Redakteur habe schon über 40 Interviews zu dem Thema geführt. Ob es seit der Auslagerung Leserreaktionen gegeben habe, fragte Moderatorin Sylvia Binner vom Bonner General-Anzeiger. Nein, sagte Jung. Dennoch halte er an der Idee fest, da sie dem Qualitätsanspruch der Zeitung entspräche.   Was sagt die Redaktion?   Horst Seidenfaden von HNA wollte wissen, ob es Konkurrenzdenken zwischen den festen Mitarbeitern und den Freien gebe. „Die Stimmung war geteilt“, sagte Jung. Es …