Alle Artikel in: Hyperlokal

Kommunalpolitik lebendig erzählen

Wie kann man die klaffenden Lücken in der kommunalen Politikberichterstattung durch spannende, gut gemachte Beiträge füllen? Mit dieser Frage hat sich die Arbeitsgruppe eins unter der Leitung von Annabel Trautwein (Wilhelmsburg Online) auseinandergesetzt. Die Teilnehmer erarbeiteten deshalb anhand von konkreten Beispielen Möglichkeiten, um Leser von Lokalblogs durch bestimmte Darstellungsformen, mit unkonventionellen Artikeln und mit Hilfe neuer Tools wieder mehr für Lokalpolitik zu begeistern. Welche Rolle hyperlokale Onlinemedien in der lokaljournalistischen Landschaft letztendlich spielen sollen, wurde ebenfalls diskutiert. „Ich konnte hier gute Ideen für neue Tools sammeln, die ich später auf meinem Blog einbinden will“, sagt Teilnehmerin Beate Kesper. „Sowohl die Vorträge, als auch die Gespräche mit den anderen Teilnehmern haben neuen Input geliefert.“ Lokalpolitik ja, nur wie? Die Tatsache, dass Haushaltszahlen und Ratssitzungen in lokaler Berichterstattung oft nur trocken daherkommen, bemängelten viele Teilnehmer. „Inhaltlich Portale zu füllen ist eigentlich bei keinem von uns ein Problem. Bleibt nur die Frage nach dem „wie?“, so Kesper. Wie erhält man den Dialog mit den Lesern aufrecht? Wie kann man kommunalpolitische Geschichten lebendig im Netz erzählen und dabei trotzdem journalistische Standards einhalten? Die …

Online first

Wer innovative und durchdachte kommunalpolitische Berichterstattung im Netz sucht, muss nicht in die Großstadtredaktionen schauen: Christina Knorz vom Nordbayerischen Kurier zeigt, wie die Bayreuther Redaktion ihre User mit einem Mix aus fundierten und schnellen Formaten überzeugt. Und zwar Online to Print. Präsentation von Christina Knorz „Unser Ruf ist schlechter als das, was wir tun“, begann Knorz mit Blick auf den Lokaljournalismus allgemein. Dem Nordbayerischen Kurier war klar, dass sich in Zeiten wandelnder Mediennutzungsgewohnheiten auch die eigene Redaktion, das eigene Produkt wandeln muss. Seit dem Frühjahr ist in Bayreuth nun „Online to Print“ die Devise. Es wird erst für Online produziert und dann für Print ausgewählt. Das hört sich simpel an, verändert jedoch traditionelle Selbstverständnisse von Grund auf. Eine Woche im Voraus wird festgelegt, was wann kommen wird. Die Grenzen zwischen den Ressorts wurden eingerissen, „alle Themen sind nun entweder aktuell, Dranbleiber oder zeitlos“. Das sind beim Nordbayerischen Kurier keine Füllwörter, sondern Teil eines festen Konzepts, von dem Onlinemedien jeder Art lernen können – gerade für die politische Berichterstattung. Kategorie eins: aktuelle Themen Ob Katastrophen, Sport-, …

Datenjournalismus im Lokalen

Christina Elmer, Datenjournalistin für Spiegel Online, sagt, Datenjournalismus ist auch etwas für kleine Redaktionen. Programmierkenntnisse sind, zur Beruhigung aller, nicht zwingend nötig. Präsentation von Christina Elmer mit Beispielen und Tipps Zunächst stellt Elmer eines klar: „Computers don’t make a bad reporter a good reporter. What they do is make a good reporter a better one.“ Datenjournalismus gebe es deshalb, „weil wir es können“, sagt sie. Daten sind heute so schnell verfügbar wie nie zuvor. Aber Datenjournalismus sei auch notwendig, um die Kontrolle über Daten zu behalten und Zusammenhänge transparent zu machen. Auch im Lokalen gebe es diverse Möglichkeiten, datenjournalistische Inhalte zu erstellen. Dafür brauche es nicht einmal zwingend Programmierkenntnisse. Sie selbst habe auch keine Expertise in diesem Bereich. Zum Glück übernehme ein Kollege diese Arbeit für sie. Aber selbst mit einfachen Exceltabellen und Balkendiagrammen könne man relevante Daten schöner und anders erzählen als in Textform. Am beeindruckendsten seien jedoch die Geschichten, die auf innovative Weise programmiert und aufbereitet sind. Geschichten anders erzählen Die Storys im Datenjournalismus seien auf zwei Ebenen interessant: Einerseits sind sie inhaltlich fundiert, überzeugend, exklusiv und überraschend. …

Lokales kreativ rüberbringen

Vor zweieinhalb Jahren startete Isabella David den Lokalblog Hamburg Mittendrin, um „lokal, kritisch und auf den Punkt“ über aktuelle Nachrichten und Reibungspunkte des Hamburger Bezirks Mitte zu berichten. Die Politik-Master-Studentin ist mir ihrem Start-Up erfolgreicher als sie sich hätte träumen lassen. Ihr Erfolgsrezept hat sie beim Seminar „Challenge accepted“ vorgestellt. „Viele Stadtteile werden in Hamburg in der Lokalberichterstattung sehr oberflächlich abgespeist“, so Isabella David. Das wollten sie und ihr Kollege Dominik Brück nicht hinnehmen. „Uns war es ein Bedürfnis, Transparenz im Lokalen zu bieten, auf dem Spielfeld des Digitalen.“ Das Herzstück des Blogs ist die Lokalpolitik des Bezirks Hamburg Mitte. Den Entscheidungsträgern im Lokalen auf die Finger gucken und Intransparenz und Hinterzimmer-Politik entgegenwirken – das wollen David und Brück mit ihrem Blog leisten. „Oft hören wir, ‚Politik? Das liest doch eh keiner!‘ Es kommt aber darauf an, wie man zum Teil dröge Themen interessant rüberbringt“, so David. Bei ihr würden die politischen Artikel am besten geklickt. „Unterschätzt eure Zielgruppe nicht“ Das gehe zum Beispiel sehr gut durch Live-Berichterstattung und viel multimedialer Vor- und Nachbereitung. „Wir sind davon überzeugt, dass eine …

„Wir erleben eine digitale Sintflut“

Christian Hasselbring von Laterpay räumt bei den Seminarteilnehmern mit dem Mythos auf, User seien nicht bereit, für gute Inhalten im Internet zu bezahlen. Doch bevor er auf das Pay-per-use Bezahlsystem eingeht, führt er den Seminarteilnehmern die Gefahren und Potenziale des digitalen Wandels vor Augen.  Präsentation von Hasselbring Digitaler Darwinismus und Lokaler Journalismus Hasselbrings Leseempfehlung ist das Buch „Digitaler Tsunami“, das die Zusammenhänge zwischen Reichweitenaufbau und Verteilung von Geld prägnant schildere. „War’s das? Ein Tsunami ist ja schließlich irgendwann vorbei…“, fragt er. Die Antwort hat er selbst parat: „Nein! Wir erleben stattdessen eine digitale Sintflut: Das Digitale wird in jeden Winkel des Lebens vordringen“. Die digitale Flut bestehe aus Apps und Anwendungen, die direkt ins Hyperlokale reichen; kontrollierter Alltag durch Running Apps, Apple Watch und Co. Die Hoffnung, in der Arche Noah des Qualitätsjournalismus im Trockenen zu bleiben und damit Geld zu verdienen, hält er für verkehrt. Auch die Hoffnung, ohne Bezahlmodelle mit Journalismus Geld verdienen zu wollen. Ein Umdenken sei somit unumgänglich. Hyperlokalität des Journalismus als Lösung Wenn man sich nicht vor der Flut retten kann, sollte man mitschwimmen. …

Crowdspondent – Schickt uns weg!

Crowdspondent mischt momentan den Online-Journalismus gehörig auf. Die Gründerinnen Lisa Altmaier und Steffi Fetz haben sich eine dreimonatige Recherchereise durch Deutschland allein mittels Crowdfunding über die Plattform Start Next finanzieren lassen. Innerhalb von vier Wochen nahmen die zwei jungen Journalistinnen mehr als 5.000€ ein, also 1.000€ mehr als geplant. Altmaier hat extra für das Seminar „Challence Accepted“ den weiten Weg aus München auf sich genommen, um die Seminarteilnehmer an ihrer Expertise teilhaben zu lassen. Expertise, die Fetz und Altmaier bei ihren Anfängen vermisst haben. Die Realisierung des Projektes lässt sich in acht Schritte einteilen, die nun auch anderen (hyper-) lokalen Journalisten und Journalistinnen einiges an Inspiration liefern kann. Die Finanzierung: „Crowdfunding ist eine einzige große Geschichte.“ Und das passt natürlich super zum Journalismus, so Altmaier. Denn jeder Journalist ist im Grunde ein Geschichtenerzähler. Aus diesem Grunde seien sie und Steffi Fetz zuversichtlich gewesen, dass diese Finanzierungsform Erfolg haben werde. Nach einer stiftungsfinanzierten Recherchereise nach Brasilien und im Land ausgeführten Aufträgen von Fans, wollten Sie das Konzept nach Deutschland holen. Hintergrund war die Vermutung, dass viele Menschen zwar eine Menge exotische Ziele, …

Trollen die Laune verderben

Der Leser generiert gerade bei Blogs Inhalte mit. Meinungen werden ausgetauscht, es wird kommentiert und diskutiert. Auf Websites und in sozialen Medien tauchen auch immer wieder Trolle auf, die den Medienmachern zu schaffen machen. Darüber, wie Trolle bekämpft und herausgefiltert werden können, haben die Teilnehmer des Seminars heute lebhaft diskutiert. „Kommentare nur auf Facebook zuzulassen ist feige“ „Eigene Foren werden oft knapp und geschlossen gehalten, da bei rechtswidrigen Posts von Trollen am Ende die Redaktion haftet“, erklärt Prof. Dr. Volker Lilienthal, Medienwissenschaftler von der Universität Hamburg. Redaktionen ziehen daraus oft die Konsequenz, dass Leser nur noch auf Facebook die Möglichkeit zum Kommentieren erhalten. Diese Variante hält Lilienthal für feige. Stattdessen sieht er in der Gründung von Communitys eine gute Möglichkeit, um den Trollen gemeinsam entgegenzutreten. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nirgends so viel und so offen diskutiert wird, wie auf unserer Seite“, sagt Annabel Trautwein, Gründerin von WilhelmsburgOnline. Diesen Austausch der Bürger müsse man auch zulassen, um ein realistisches Abbild der Meinung der Zivilgesellschaft zu liefern. „Auch grenzwertige und kritische Kommentare sollten veröffentlicht werden. Auch wenn …