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Ran an die Leser

Entscheidend für Meinolf Ellers: „Verlage müssen lernen, dass sie wieder näher ran müssen an die Menschen. Es macht für den Sportverein einen Unterschied, ob der Schüler kommt, der kaum seine Kamera bedienen kann oder der Redakteur.“ Da stimme ich ihm voll und ganz zu. Aber die Umsetzung ist nicht so einfach. Wie kann eine kleine Lokalredaktion mit vier Redakteuren und 17 Gemeinden das stemmen?

Papier hat keine Zukunft

„Sie werden noch eine lange Zeit gut von Papier leben können“, sagt Meinolf Ellers. Aber die Papierpreise werden bereits im nächsten Jahr steigen und das um bis zu 10 Prozent, ist er sich sicher. Langfristig sieht er für die Tageszeitungen keine Zukunft, wenn sie sich nur auf Print fokussieren. Aber: Ellers macht den lokalen Tageszeitungen Hoffnung. Die lokale Lebenswelt wird bleiben und das gilt auch für den Lokaljournalisten. Er kann diese Lebenswelt anschaulich und lebensnah darstellen. Kundenbeziehung, Leserbeziehung  – das sind die neuen Zauberwörter. Das Beziehungsmanagment zu den Menschen vor Ort ist der entscheidende Faktor, der das Überleben der lokalen Tageszeitungen beieinflusst. Der zweite wichtige Punkt sei die Marke. Den Menschen muss der Name einer Zeitung bekannt sein, die Menschen müssen mit ihr etwas verbinden. „Ich glaube an das Potenzial des Lokaljournalismus“, sagt Ellers.

Ein neues Geschäftsmodell

„Werde Plattform und sei Mittelpunkt eines Netzwerkes.“ So lautet der Ratschlag von Meinolf Ellers. Die dpa verliert jedes Jahr einen Zeitungsverlag. Auch die dpa hat eine permanente Abwärtsbewegung. Was sollen sie tun? Büros zumachen und günstiger werden? Oder das nötige Geld wo anders herholen? Die dpa steckt – wie die Tageszeitungen auch – in der schwierigen Situation, sich selbst neu erfinden zu müssen. Meinolf Ellers glaubt an das Potenzial der Tageszeitung, aber: „Das hat nichts mit Papier zu tun.“ Er sagt, dass die Tageszeitung wohl noch eine Weile gut von Papier leben kann, das Problem sei aber die Fixierung aufs Papier. Die lokale Lebenswelt ist der Gegensatz zur virtuellen Welt: Da kann ich noch hingehen und habe Menschen vor mir. Diese beiden Welten werden nebeneinander existieren. Der lokale Journalismus ist für Meinolf Ellers dazu da, diese lokale Welt auch künftig verlässlich darzustellen.  Nicht die Druckmaschine ist wichtig, sondern die Beziehung zum Leser. Wir sollen nicht „papierhörig“ sein. Lokales Bloggen als Alternative zur Tageszeitung? Kaum vorstellbar, oder?

Kamingespräch mit Meinolf Ellers

„Ohne Tageszeitung keine dpa“, sagt Meinolf Ellers. Auch die Nachrichtenagentur kennt die „Probleme“, die die neuen Medien für Print mit sich brachten. Er vergleicht den Wandel Print-Online mit Festnetz-Handy. Das Internet hat der dpa sein Nachrichten-Monopol genommen. Jeder kann heute auf eine gute Story aufmerksam machen – von jedem Punkt der Erde aus. Das ist die neue Welt, in der sich die Nachrichtenagenturen bewegen. Was die dpa wohl unternimmt, um auch ohne Monopolstellung weiter zu bestehen?