Alle Artikel in: Redaktionskonferenz 06/2016

„Wir dürfen Fehler machen. Wir sind keine Atomkraftwerke.“

Nichts weniger als die vierte Gewalt der Demokratie sollen „die Medien“ sein. Dieser hohe Anspruch ist journalistische Leidenschaft, Verantwortung und Herausforderung zugleich. Doch in Zeiten, in denen so mancher Studie zufolge rund die Hälfte der Befragten wenig oder gar kein Vertrauen in Massenmedien hat und der Begriff Lügenpresse von rechtsradikalen Hetzern missbraucht wird, scheint es schwer, ihn einzulösen. Oder wird die Glaubwürdigkeitskrise künstlich aufgeblasen? Erklärer, Aufklärer, „Lügenpresse“: Was soll und kann die Rolle der Medien in der Demokratie sein? Annette Binninger, Ressortleiterin Politik/Wirtschaft bei der Sächsischen Zeitung in Dresden, Ekkehard Rüger, Lokalredakteur bei der Westdeutschen Zeitung in Burscheid, Henning Noske Lokalchef bei der Braunschweiger Zeitung und David Schraven, Leiter des Recherchebüros Correctiv diskutieren. Sabine Schicke, stellvertretende Lokalchefin der Nordwest-Zeitung in Oldenburg moderiert. Als Alleinredakteur wie Rüger ist man nicht nur dem Medienhaus verpflichtet. Man ist sozusagen das Medienhaus vor Ort. „Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut, das ich habe“, sagt Rüger. Man begegne den Leuten in der Gemeinde in so vielen Funktionen, als Journalist, aber auch privat. Da sei es schwierig, Grenzen zu ziehen, unvoreingenommen zu …

Der Bürger im Zeitalter des Kuddelmuddels

Wie sieht die Zukunft der öffentlichen Meinungsbildung aus? Jens Lönneker, Geschäftsführer des Kölner Meinungs- und Marktforschungsinstituts Rheingold Salon, liefert in seinem Eröffnungsvortrag „Die verwirrten Bürger – Wie steht es um die Glaubwürdigkeit der Medien?“ einen fundierten Überblick über Ergebnisse der modernen Meinungsforschung. Dabei langweilt er nicht mit schnöden Zahlen und Studienergebnissen – im Gegenteil, er liefert einen frei gehaltenen, spannenden Vortrag mit vielen Praxisbeispielen und griffigen Zitaten. Angereist ist Lönneker übrigens mit dem Elektroauto – vielleicht ein Hinweis darauf, dass er der Zukunft schon recht nahe ist.  1. Themenfeld: Meinung ist der neue Lokaltermin – tiefenpsychologische Grundlagen für die aktuelle Medienforschung Thesen: – Identität ist heutzutage nicht mehr an regionale Standorte gebunden, sondern an Meinungen. – Vorteile eines tiefenpsychologischen Zugangs in der heutigen Meinungsforschung: Zugang zu vielen Antworten ist direkter, effektiver; Man versucht Antworten zu bekommen, die man sonst nicht so erhält. – Früher war Zeitung immer auch ein Ausdruck der regionalen Identität, heute funktioniert Meinungsbildung nicht mehr über lokale Termine oder Geschehnisse vor Ort, sondern über Meinungen, Stimmungen und Vorlieben der Bürger. – Nur …

Begrüßung: Ein innovatives Konzept und der schönste Job der Welt

Die Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0. beginnt mittendrin: in der Praxis. Anstatt eine Rede zu halten, begrüßt Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der bpb, seinen ersten Gast. Einen ungewöhnlichen Gast: Ekkehard Rüger, Redakteur der Westdeutschen Zeitung in Burscheid, Gewinner des Wächter- und des Deutschen Lokaljournalistenpreises. Warum ungewöhnlich? Rüger ist Alleinredakteur, einer der wenigen in Deutschland. Er produziert täglich zwei bis drei Seiten, allein. Wie er das schafft? „Manchmal gar nicht“, sagt Rüger und lacht. Zumindest befürchte er das von Zeit zu Zeit. Am besten geht es, sagt er, wenn er einerseits seine Vorstellungen von gutem Journalismus bewahrt. Andererseits aber schmerzfrei genug ist, einzusehen, dass er sich mitunter von zu hohen Maßstäben verabschieden muss. Ob das ein Zukunftsmodell ist, fragt Flöper. Er glaube manchmal, man habe ihn vergessen, sagt Rüger und lacht. Obwohl, räumt er ein, die Nähe, die seine Arbeit ausmacht, die sei schon ein Zukunftsmodell. Man müsse sie herstellen – und in andere, klassischere Arbeitsmodelle integrieren. Als Alleinredakteur neige er zu einer gewissen Art von beruflichem Autismus, sagt Rüger. Das sei einer der Gründe, warum …

„Techniker sind heute gleichberechtigte Partner der Journalisten“

Joachim Braun, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, moderiert bei der Redaktionskonferenz „Lokaljournalismus 4.0. Mehr verstehen, mehr gestalten, mehr erreichen“ der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb vom 15. bis 17. Juni in Gummersbach den „Zukunftsbericht 4.0“. Anke Vehmeier sprach mit ihm im Vorfeld über Helden im Journalismus, talentierte „Tekkis“ und kreatives Klima in Redaktionen. Herr Braun, wie geht Zukunft im Lokaljournalismus? Und warum können es so wenige Chefredakteure? Wenn ich das nur wüsste. Ich meine natürlich, wie Zukunft geht. Meine Überzeugung ist, dass wir in einem Umfeld, in dem der Wert von Nachrichten auch im Lokalen angesichts des Überangebots an Quellen gegen null geht, nur dann eine Chance haben, wenn unser journalistisches Angebot einzigartig und hochwertig ist. Das heißt: Geschichten erzählen, die Menschen emotional berühren, Hintergründe aufzeigen, Lebenshilfe leisten und unsere politische Wächterfunktion offensiv wahrnehmen. Reine Terminberichterstattung, protokollartige Berichte, eine Berichterstattung aus der Warte der Entscheider, wie sie jetzt vielfach Seiten füllen – das alles muss tabu sein. Und natürlich müssen wir in der Lage sein, diese Inhalte für eine Vielzahl von Kanälen angepasst an die jeweiligen …

Mehr verstehen, mehr gestalten, mehr erreichen: Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0

Die Zukunft gehört dem Lokaljournalismus – und guter Lokaljournalismus ist elementar für eine lebendige und stabile Demokratie. In der demokratischen Gesellschaft nehmen Journalistinnen und Journalisten eine Schlüsselfunktion ein. Durch ihre Berichterstattung machen sie politische und gesellschaftliche Prozesse transparent und ermöglichen es den Bürgerinnen und Bürgern, zu einem eigenen Urteil zu kommen. Die Menschen erhalten durch einen qualitativen und professionellen Lokaljournalismus die Chance, ihr Lebensumfeld selbst aktiv zu gestalten und Einfluss auf lokale Entscheidungen zu nehmen. Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten sind deshalb besonders wichtig für die Partizipation in einer modernen Demokratie. Die Gesellschaft steht heute vor gewaltigen, ja epochalen Herausforderungen, die Zahl der Flüchtlinge und Zuwanderer wird weiterhin enorm sein, die Zahl der Gegner, Polarisierer und Aktivisten aber auch. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Medien – Misstrauen, immense Kritik und Wut fordern die Branche heraus, Antworten zu finden. Zudem geht es um das wirtschaftliche Fortbestehen der Medienhäuser und um individuelle Angebote für neue Zielgruppen mit gewandelten Ansprüchen und Wünschen. Eines ist dabei sicher: Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. (Lokal-)Journalismus muss sich wandeln. Von Lokaljournalistinnen …

Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0

Vom 15. bis zum 17. Juni findet in Gummersbach die Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0 statt. Diese Konferenz unter dem Motto „Lokaljournalismus sind wir!“ präsentiert sich als Plattform für Diskurs und ergebnisorientiertes Handeln. In einer Mischung aus Vorträgen, Podien und Panels werden die Schlüsselthemen und Trends der Branche erörtert – offen in der Sache und entschlossen in der Suche nach Lösungen. Dabei geht es um die zentralen Fragen zum Lokaljournalismus 4.0: Was braucht er? Was kann er? Was muss er können? Mehr Infos gibt es hier.