Alle Artikel in: Redaktionskonferenz „Wir lieben Lokaljournalismus“ 2017

Thema Integration – das gespaltene Plenum

Lokalredaktionen im Spannungsfeld zwischen Willkommenskultur, Fundamental-Kritik, Nähe, Distanz und Vorurteilen – darum ging es auf dem abschließende Podium des ersten Tages der Redaktionskonferenz. „Herausforderung Integration – Sternstunde der Demokratie“, so lautete der Titel. Eine Art „Sternstunde unterschiedlicher Meinungen“ wurde es tatsächlich. Auf der Bühne vertreten waren Jana Klameth, stellvertretende Chefredakteurin der Freien Presse (Chemnitz), der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, Wolfgang Kaschuba, Direktor des Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung Berlin, Sarah Brasack, stellvertretende Leiterin der Lokalredaktion Köln des Kölner Stadt-Anzeigers und Erol Kamisli, Leseranwalt der Lippischen Landes-Zeitung (Detmold). Die Moderation übernahm Helge Matthiesen, Chefredakteur des Bonner General-Anzeigers. Palmers Bedenken Das erste Wort erteilte Matthiesen, wie konnte es anders sein, Boris Palmer. Matthiesen wollte von ihm wissen, wie sich seiner Meinung nach lokale Medien in der ersten Zeit der Ankunft der Flüchtlinge verhalten hätten. „Die Lokalmedien haben anfangs keine Chance gehabt, es richtig zu machen, denn die großen Medien haben es falsch gemacht“, erwiderte Palmer. Sie hätten eine positive Stimmung verbreitet, und das sei falsch gewesen. Auch in der Tübinger Lokalzeitung seien etwa die Vorbildgeschichten gezeigt …

Auf die Daten kommt es an

Es hat nur eine halbe Stunde gedauert, dürfte das Plenum aber dennoch viele Stunden beschäftigen: das Impulsreferat von Michael Praetorius, Digital-Strategist. Mit Messenger-Diensten, Personal Live Video, Super Personalization und Cross Device Journeys nannte er nicht nur einige der derzeitigen und kommenden Herausforderungen für die Medienbranche. Vor allem machte er deutlich, worauf es ankommt: auf ein rückkanalfähiges Business-Modell. Zunächst betonte Praetorius, was inzwischen zwar allen klar ist, aber dennoch nicht vergessen werden darf: „Wir müssen das Erzählen ganz neu lernen, denn digitale Erzählweisen sind grundlegend anders. Auch die digitale Vermarktung funktioniert anders, denn die Kennziffern sind anders.“ Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.Mehr erfahren Inhalt laden Twitter Tweets immer entsperren Angesichts dieser Tatsachen forderte der Münchner, der bei der Digitalagentur akom360 arbeitet, dass die Digitalkompetenz eines Medienhauses in die Chefetage und nicht in die Social-Media-Abteilung gehöre. „Es kann nicht sein, dass Onlinejournalisten schlechter bezahlt werden als ihre Printkollegen“, sagte Praetorius. Immerhin seien die entscheidenden Fragen für die Medienhäuser, welche Daten sie schöpfen und nutzen. Praetorius machte klar: „Klicks und Visits sind …

Wie sieht moderner Multimedia-Journalismus aus?

Eine Frage, die viele Redaktionen und Verlage beschäftigt. Eine Antwort versuchte das zweite große Podium des Tages zu geben. Vertreten waren Stefanie Zenke, Ressortleiterin Multimedia-Reportage der Stuttgarter Zeitung/ Stuttgarter Nachrichten, Yannick Dillinger, Leiter Digitales der Schwäbischen Zeitung, Moderator war Lars Reckermann, Chefredakteur der Nordwest-Zeitung aus Oldenburg. Die erste Frage von Reckermann lautete: Welche Apps sollten Journalisten heute auf jeden Fall haben? Resi, meinte Zenke. Außerdem zum Beispiel Nina, What’s App und Wire. Ergänzend nannte Dillinger Quartz und Slack, Chartbeat und Google Analytics. Und was seien die „Hidden Champions“? Zenke nannte Filmic Pro, Dillinger meinte Snapseed. Anschließend fragte Reckermann die beiden nach den besten multimedialen Projekten, die ihre Redaktionen bisher so verwirklicht hätten. Best-Practice aus Stuttgart Zunächst präsentiert Zenke den „BaWü-Atlas“ der Stuttgarter Zeitung/ Stuttgarter Nachrichten, eine Datenbank mit interaktiver Grafik für das Land Baden-Württemberg. Das Projekt habe eingeschlagen wie eine Bombe. Es habe viele Reaktionen von Printlesern gegeben, genauso wie im Netz. Die Verwirklichung habe rund eineinhalb Jahre gedauert. Zum BaWü-Atlas „Im Thermi-Land“ war ein weiteres Projekt, Thema war der Thermomix. Eine Autorin hat hierfür …

Wie die Industrie 4.0 unser Leben verändert

Die Keynote der Redaktionskonferenz 2017 übernahm Dr. Eberhard Veit, Vorstandsmitglied beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Frankfurt am Main/Göppingen. Sein Vortrag drehte sich rund um das Phänomen der Industrie 4.0 – ein Thema, das auch im Lokalen mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. „Wie verändert Digitalisierung das alltägliche Leben?“ So lautete Veits Ausgangsfrage. Tatsächlich sei sie schon lange im Alltag der Menschen angekommen, erklärte er. So gut wie jeder nutze heutzutage das Smartphone und Social Media. Selbst Kinder seien digital vernetzt, der Nachwuchs würde mit digitalen Technologien aufwachsen. In Folge führte Veit verschiedene Bereiche des Lebens auf, die sich durch Industrie 4.0-Technologien besonders stark verändern werden. Veränderungen im Arbeitsalltag und zuhause Ein erstes Stichwort sei die Veränderung der „Work-Life-Balance“. Für viele Menschen beginne schon jetzt der Arbeitstag morgens mit dem Abrufen von E-Mails, erklärte Veit. Der Arbeitstag beginne durch die digitale Vernetzung generell früher und könne somit produktiver genutzt werden. Dies sei jedoch ein großer Veränderungsprozess, bei dem genau abgewogen werden müsse, was man zulasse und was nicht. Dabei sei es wichtig, auch auf …

Zurück zu den Wurzeln: Darum lieben wir Lokaljournalismus

So lautete der Titel des ersten Podiums auf der Redaktionskonferenz. Jana Klameth, stellvertretende Chefredakteurin der Freien Presse aus Chemnitz, Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, und Ralf Geisenhanslüke, Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, näherten sich in dieser Runde dem Thema der Konferenz. Die ersten Fragen aber gingen an Thomas Krüger, den Präsidenten der bpb. „Wir lieben Lokaljournalismus“ – der Ausruf komme nicht oft vor in den Redaktionen, meinte Flöper zur Einführung. Dabei handele es sich um einen fantastischen und für die Gesellschaft äußerst wichtigen Beruf. Von Krüger wollte er zunächst wissen, was Journalisten und Menschen der politischen Bildung gemeinsam hätten. Fragen an Thomas Krüger Sie seien „wahlverwandt“, meinte Krüger. Aufklärung, Ausleuchtung von Hintergründen, verschiedene Perspektiven betrachten – das seien gemeinsame Aufgaben. Zum Beispiel beim Thema Rechtspopulismus könne man als Bundeszentrale lernen, wie im Lokalen Geschichten erzählt werden. Zum Umgang mit der AfD meinte Krüger, dass diese zurecht kritisiert werde, er aber einräumen müsse, dass die Partei wichtige Fragen stelle. Man müsse an die Ängste und Sorgen der Menschen anknüpfen, da …

Wahlverwandtschaften: bpb-Präsident Thomas Krüger über die Aufgaben von Journalismus und politischer Bildung

Was haben Journalisten und politische Bildner gemeinsam? Das wollte Berthold Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, von dem Präsidenten, Thomas Krüger, wissen. Sie seien „wahlverwandt“, antwortet dieser. Aufklärung, Ausleuchtung von Hintergründen, verschiedene Perspektiven betrachten – das seien gemeinsame Aufgaben. Die AfD nicht tabuisieren Und was rate Krüger Journalisten zum Umgang mit der AfD? Die Positionen dieser Partei würden zu Recht kritisiert, antwortet dieser. Er räumt aber ein, dass die Partei ein paar relevante Fragen stelle. Man müsse jetzt an die Ängste und Sorgen der Menschen anknüpfen, da die „chauvinistisch aufgeladenen“ und „latent rassistischen“ Antworten und Erklärungsmuster der AfD die falschen seien. Es müsse eine Reflexion „im präventiven Sinne“ eingeleitet werden – eine Aufgabe für Lokaljournalisten genauso wie für die politische Bildung. Deswegen, so Krüger, sei auch Tabuisieren der völlig falsche Weg. Kritik an den großen digitalen Playern Von der AfD ging es zur Digitalisierung und Netzpolitik: Wie Lokaljournalisten angesichts der Übermacht von Google, Facebook und Co. reagieren sollten?, fragt Flöper. Krügers Antwort fällt klar aus: „Jemand der sich einbildet, Google und Facebook …

Wir lieben Lokaljournalismus

So heißt die Redaktionskonferenz der bpb, die heutein Berlin beginnt. Hier trifft Journalismus auf: Innovation, Zukunft, Wahlkampf und Wissenschaft. Eine Übersicht und das Programm gibt es hier. Hier sehen Sie ein Vorabinterview mit Jana Klameth von der Freien Presse, Chemnitz. Sie meint: „Leser wollen nicht missioniert werden“. Die drehscheibe wird hier auf ihrem Blog live von der Veranstaltung berichten.