Der digitale Wandel schreitet schnell voran. Von neuen Tools, die er mit sich bringt, berichtet Christina Quast regelmäßig in der drehscheibe. In einem Workshop zeigte sie, wie Lokaljournalistinnen und -journalisten mithilfe von KI etwa Karten erstellen oder sich bei Recherchen unterstützen lassen können. Einige der vorgestellten Anwendungsbereiche und Hilfsmittel näher betrachtet.
Google-Recherche mit KI im Lokaljournalismus
Wer wissen möchte, wie sich der beliebte Browser weiterentwickelt, bekommt auf Google Labs Informationen darüber, woran der Konzern gerade arbeitet. Ein Ausblick: der AI-Modus. Künftig soll als erstes nicht mehr die klassische Suchleiste angezeigt werden, sondern eine KI-Suche. Die Priorisierung der neuen Technologie zeigt sich bereits daran, dass mittlerweile algorithmische Ergebnisse vor allen anderen ausgegeben werden. Eine Abkürzung zur KI-Suche gibt es bereits jetzt: Bei Eingabe des @-Zeichens in der Suchleiste wird direkt die Option angezeigt, mit der KI Gemini zu suchen.
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz Quellen checken
Second Opinion ist ein KI-gestütztes Recherchetool des Bayerischen Rundfunks. Es prüft Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt, indem es sie mit öffentlich zugänglichen Quellen und Fakten abgleicht. So lassen sich Informationen schnell grob einordnen. Das Prinzip ist simpel: Ein Text wird eingefügt und die KI checkt ihn gegen. Passagen, in denen die Quellenlage unsicher ist, werden markiert. So können Redaktionen mit geringen Kapazitäten Texte effizienter überarbeiten.
Der Blick ins Webseiten-Archiv
„Archive“ ist ein frei zugängliches Internet-Archiv, das den Ist-Zustand von Websites zu einem bestimmten Zeitpunkt abspeichert. Die Seite ist in den USA offiziell als Bibliothek anerkannt. Entsprechend valide sind dort gefundene Quellen. Mit der Funktion „Wayback Machine“ lassen sich frühere Versionen von Websites, aber auch soziale Medien durchsuchen. Nutzerinnen und Nutzer geben dazu eine URL ein. Wer beispielsweise wissen möchte, wie die eigene Zeitungswebsite am 9. Juni 2005 aussah, kann die entsprechende Auswahl anhand eines Kalenders vornehmen.
Arbeiten mit Karten und Geografie
Datawrapper ist ein Online-Tool zur Erstellung von interaktiven Diagrammen, Karten und Tabellen. Nutzerinnen und Nutzer importieren ihre Daten per Upload oder Einfügen, wählen aus verschiedenen Visualisierungstypen wie Balken-, Linien- oder Kreisdiagrammen sowie Karten aus. Anschließend passt das Tool Farben, Beschriftungen und Layout an. Dann können die fertigen Grafiken exportiert oder direkt eingebettet werden.
Drohnenflüge ohne Ausrüstung
Mit Google Earth Studio lassen sich virtuelle Kamerafahrten entlang realer Landschaften erstellen – aus der Vogelperspektive und in Drohnenoptik. Auf Basis von Satelliten- und 3D-Daten entstehen so animierte Videos für Präsentationen, Dokus oder Erkundungstouren. Nutzerinnen und Nutzer wählen Start- und Zielpunkte, die automatisch zu einer fließenden Flugroute verbunden werden. Die Clips können Redaktionen mit Quellenangabe kostenlos veröffentlichen.
Große Datenmengen auswerten in kurzer Zeit
Ein KI-Tool mit umfassenden Nutzungsmöglichkeiten ist Notebook LM. Seine Assistenz geht über die reine Recherche weit hinaus. Die Deadline naht, das Material ist umfangreich: Mit der KI können Nutzerinnen und Nutzer große Textmengen wie etwa Studien oder Berichte nach dem Hochladen gezielt nach bestimmten Informationen durchsuchen lassen. Die KI beantwortet Fragen zu den Inhalten und fasst relevante Abschnitte zusammen, ebenso wie eigene Notizen. So kann die KI im Lokaljournalismus helfen, in kurzer Zeit große Datenmengen auszuwerten. Mit der integrierten Audiofunktion ist es zudem möglich, Texte direkt in gesprochene Formate umzuwandeln. So lassen sich etwa Audioinhalte ohne zusätzliche Technik produzieren.
KI im Lokaljournalismus: Zahlreiche Vorteile, aber auch Hürden
Der Workshop zeigte einmal mehr: KI im Lokaljournalismus kann bereits eine Menge. Die Frage, wie Lokalredaktionen mit dem technischen Fortschritt umgehen werden, hat alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigt. Bereits jetzt sind die automatischen Dienste eine große Konkurrenz für Verlage. Letztere bekommen keine Gegenleistung dafür, dass Algorithmen ihre Inhalte als Quellen verwenden. Dass in Google-Suchen mittlerweile künstliche Intelligenz bevorzugt behandelt wird, mache sich bereits an sinkenden Reichweiten bemerkbar, berichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops.
Abseits der wirtschaftlichen Aspekte beschäftigte sie auch, inwieweit es künftig noch möglich sein wird, Quellen zu bewerten. Denn: KI nutzt seriöse, aber auch unseriöse Quellen für Antworten. Was was ist, ist für die meisten Menschen bereits jetzt nur noch schwer zu durchschauen.