Alle Artikel in: 2018 Redaktionskonferenz Lokalsport

Neuer Schwung für den Lokalsport

Drei Tage Input, Austausch und Planung am Lokalsportteil der Zukunft. Die Redaktionskonferenz Sport ist zu Ende, die Ergebnisse werden fortwirken. Die Thesenpapiere der Arbeitsgruppen können Sie hier nachlesen. Mehr als nur dabei: Lokalsport als Event Lokalsport ist mittendrin – heute mehr denn je. Aber sind wir wirklich dabei, wenn es über die klassische Vereinsarbeit hinausgeht? Wo findet Lokalsport heute statt? Wie können Redaktionen Akzente setzen und mit innovativen Ideen neue Zielgruppen gewinnen? Können wir unsere Leser mit eigenen Events motivieren und interessieren? Die Arbeitsgruppe konzipiert Modelle, wie Leser und Nicht-Leser den Sport neu für sich entdecken – mit einer Redaktion, die ganz nah dran den Breitensport in den Mittelpunkt stellt. Und auf allen Kanälen mit den Nutzern kommuniziert. Thesenpapier Arbeitsgruppe I Mehr als 1:0: Kreative Konzepte für den Lokalsport   Der Spielplan gibt das Programm vor. Vorbericht. Spielbericht. Nachbericht. Lokalsport war lange Chronistenpflicht. Doch was, wenn jeder Treffer, jedes Ergebnis, jeder Tabellenstand schon am Vorabend online geht? Wie kann Lokalsport mehr sein als die reine Berichterstattung über Sieg oder Niederlage? Wir brauchen neue Konzepte, neue …

„Mir kann alles wehtun, ich werde weitermachen.“

Er hat den Ironman gelaufen, war Sportpsychologe der deutschen Wasserspringer bei Olympia 2008 und dazwischen mal komplett am Boden. Oliver Stoll kennt die Triumphe und Abgründe des Sportlerlebens.  Zum Abschluss der Redaktionskonferenz Sport verriet er, wie sich die Motivation im Alltag hochhalten lässt und wie Spitzensportler ticken. „Trainieren, schlafen, Stoffwechsel.“ Das war das Leben von Oliver Stoll 1988. Der heutige Mentalcoach schafft damals etwas Außerordentliches: den Ironman, den vielleicht härtesten Triathlon der Welt. Und gleichzeitig ist sein Leben kaputt wie nie zuvor. „Ich hatte die komplette Selbstkontrolle verloren, die mich so stark gemacht hatte“, sagt Stoll im Rückblick. Was war passiert? Der leidenschaftliche Hobbysportler war der Wettkampf-Sucht verfallen. „Ich wollte immer besser und schneller werden. Wenn ich das nicht geschafft habe, gingen Marathon-Urkunden für Zeiten um die drei Stunden in Flammen auf, ich habe die Medaillen weggeschmissen, wenn ich meine Bestzeit nicht verbessert habe. Es war eine sehr, sehr kranke Zeit.“ Die Folge: Stoll hört auf, zwanzig Jahre lang macht er fast gar keinen Sport mehr. In dieser Zeit läuft es beruflich gut für Stoll, …

Lokalsport 2.0 – personalisiert, auf Augenhöhe und zum Anfassen

Wie lassen sich sportbegeisterte Leser bei der Stange halten und gleichzeitig neue Zielgruppen erschließen? Über verschiedene Konzepte, von Roboterjournalismus bis Yogasommer, diskutierten Martin Grüning (Chefredakteur von Runner’s World), Frank Ziemke (Redaktionsleiter Sport bei der HNA) und Marcel Hager (Geschäftsführer Sportplatz Media GmbH). „Wir sind viel näher und emotionaler dabei, aber es ist auch viel aufwändiger“, betont Martin Grüning, der Chefredakteur von Runner’s World. „Wir sind dasselbe Team wie vor 25 Jahren, aber heute machen wir nicht nur Print, sondern auch Social, Online und Events. Der Anspruch hat sich gewandelt, aber es sind die spannendsten Zeiten, die ich je erlebt habe.“ Früher war Runner’s World ein Monatsmagazin für Läufer, heute gibt es Online Live-Interviews und vieles mehr. Die Quintessenz der Online-Inhalte landet dann im Heft, darunter auch Kommentare von Lesern, erklärt Grüning. „Das habe ich aus dem Lokaljournalismus gelernt: Jeder Leser einmal ins Blatt.“ Seit Grüning bei Runner’s World arbeitet, einem Special-Interest-Magazin für Hobby-Läufer, hat sich die Ausrichtung des Heftes stark verändert. „Am Anfang haben wir gedacht: Wir sind die Größten, kennen uns aus in dem …

„Nerdige Geschichten gehen immer“

Das Fußballmagazin 11 Freunde erzählt am liebsten Storys abseits des Rasens und ist damit sehr erfolgreich. Wie die Redaktion arbeitet, erzählte Redakteur Uli Hesse beim Kaminabend der Redaktionskonferenz Sport. Wer verstehen will, wie die Redaktion von 11 Freunde tickt, muss zurück in die 80er und 90er Jahre blicken. „Damals ging es in der normalen Sportberichterstattung um die Spieler, um die Ergebnisse“, erklärt 11 Freunde-Redakteur Uli Hesse. „Aber dass um das Spiel, um den Sport herum eine Kultur entsteht, das war nie wirklich Thema. Höchstens bei negativen Auswüchsen wie den Hooligans, was in den 80ern ein großes Problem war.“ Als die erste Ausgabe des Magazins im Jahr 2000 erschien, war das Ziel also klar: Ein Fußballmagazin von Fans für Fans über Fans, schließlich stammten die Redakteure aus der Fanzine-Szene. „Die 11 Freunde-Senioren, zu denen auch ich gehöre, sind alle reingerutscht, weil wir gewisse Themen in den Mainstreammedien nicht repräsentiert sahen und deswegen unser eigenes Magazin geschaffen haben.“ Besondere Bildsprache, Reportagen und viel Ironie Im Laufe der Zeit entwickelte das Magazin seinen ganz eigenen Stil. Der wird …

Mit Social Media den Lokalsport aufpeppen

Facebook, Twitter, Instagram. Wer als Zeitung neue Leser erreichen will, kommt um diese Netzwerke nicht herum. Wie sie sich sinnvoll nutzen lassen und wie Reporter zur Marke werden, erklärte Christian Erxleben von BASIC thinking. Das mit den Lokaljournalisten und den sozialen Netzwerken ist ja so eine Sache. Einerseits mögen Lokaljournalisten sie, weil sie Traffic auf die eigene Website bringen. Andererseits können sie aber keine Arbeit in diese Kanäle investieren, weil keine Arbeitszeit dafür da ist. Also machen viele Redaktionen das, was sich mit einem Minimum an Zeit realisieren lässt: Sie posten auf Social Media einen Artikel nach dem anderen – ohne einen Gedanken an die wirklichen Bedürfnisse der Nutzer zu verschwenden. Interaktion? Kaum vorhanden. Für Christian Erxleben, Chefredakteur beim Online Magazin Basic thinking, ist das die falsche Strategie. „Ihr müsst davon wegkommen, Facebook als Linkschleuder anzusehen. Das funktioniert jetzt schon schlechter und wird früher oder später gar nicht mehr funktionieren.“ Warum also überhaupt Social Media? Für Erxleben liegen die Vorteile auf der Hand: Kostenlose Reichweite, gezielte Ansprache von Lesern, größeres Service-Angebot und neue Zielgruppen. Wer …

„Lokalsport ist das schwierigste Ressort der Tageszeitung.“

Liest eigentlich überhaupt jemand den Lokalteil? Diese Frage kann kaum jemand besser beantworten als Carlo Imboden von Readerscan. Beim Kaminabend erzählte er, was Leser in Geschichten zieht und was sie rauswirft. Wer montags den Lokalsportteil der Zeitung aufschlägt, sieht meist vor allem eine Sache: Zahlen, Zahlen, Zahlen. Manche verkleiden sich als Tabelle, andere nennen sich Texte, die den Ablauf eines Spieles erzählen. Spannung geht anders. Carlo Imboden kann das statistisch belegen: Die Lesequoten im Lokalsportteil sind oft unterirdisch. Als erste deutsche Zeitung nutzte die Main-Post aus Würzburg das Readerscan Verfahren, bei dem die Leser mit einem Stift die letzte Zeile des Artikels markieren, bis zu der sie gelesen haben. Ergebnis: Nur 3,5 Prozent der Leser eines Artikels im Lokalsport lesen bis zum Schluss. Der Leser als unbekanntes Wesen Aber warum produzieren die Redakteure derart an ihren Lesern vorbei? Imboden hat darauf eine einfache Antwort: Die Artikel würden eigentlich nicht für die Leser geschrieben, sondern für die Vereine, die sich repräsentiert sehen wollen. Deswegen orientiere sich die Berichterstattung an den Spieltagen, die der Saisonkalender vorgibt, und …