Alle Artikel in: Modellseminar DNA 2014

Die neue DNA des Lokaljournalismus – Rezepte für die erfolgreiche Zukunft
Modellseminar vom 19. bis 23. Mai 2014 in Irsee

Arbeitsgruppenergebnisse: Hart gearbeitet, viel erreicht

Fiktive Redaktionskonferenzen, musikuntermalte Stammtischrunden mit echten Bierkrügen, eine Präsentation mit „Premium“-Inhalten „ohne Klimbim“ und, kaum zu toppen: Ein ganzer Film! Viele Tage haben die Journalisten in ihren Gruppen geschuftet, und die Präsentationen der Ergebnisse zeugen von der Kreativität und der Motivation, mit der sie zusammengetragen wurden. Hier direkt schon mal das Video, damit das Scrollen nicht so hart wird.

Input: Bewährte Ideen aus den Redaktionen

Hunderte Vollredaktionen, noch viel mehr Lokalredaktionen, mehrere Millionen Gesamtauflage: Wir haben in Deutschland eine breite Lokaljournalismuskultur. Genauso zahlreich wie die Redaktionen scheinen zuweilen auch ihre Konzepte für die Zukunft zu sein. Einer kennt sie alle. Oder zumindest viele: Stefan Wirner, Redaktionsleiter der drehscheibe. Er stellt im Input „Innovative Ansätze und Trends im Lokaljournalismus“ eben solche vor. Das erste Tool ist Cockpit. Es wurde mit einem Media Consulting Team erarbeitet und wird im Medienhaus Lensing unter anderem von den Ruhr Nachrichten benutzt. Wir haben Cockpit bereits grob auf dem Blog vorgestellt, in seiner Präsentation (hier die Folien: Cockpit Evaluationstool ) geht Wirner aber noch mehr ins Detail: Cockpit bewertet in Stichproben. Handwerkliche Aspekte – sind alle W-Fragen beantwortet, die Quelle benannt – aber auch Aspekte wie Relevanz, Aktualität und Vermittlung werden berücksichtigt. Diese Hauptkriterien sind wiederum aufgeschlüsselt in weitere Punkte wie „Ist die Sprache einfach?“ und „Ist die Menge angemessen“. Am Ende werden diese Punkte, die durch Ja/Nein-Fragen generiert werden, summiert und fallen damit entweder in den grünen, gelben oder roten Cockpit-Bereich. Ein Problem des Tools sei, …

Mini-Podium Wächteramt: „Wenn Gegenwehr kommt, weiß man: Jetzt geht es richtig rund“

Bei all den Diskussionen über innovative Umsetzungsstrategien in den Redaktionen sollte eines nicht unter den Tisch fallen: Der Lokaljournalismus leistet etwas. Die Rede ist jetzt nicht von Verkaufszahlen, tollen Technologien oder den einzelnen Lesern. Der Lokaljournalismus leistet einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesellschaft: Er ist der Wächter vor Ort, kann Korruption und Missbrauch aufdecken, mit einer Strahlkraft, die weit über die Region hinausreicht. Auf unserem Podium „Die lokalen Wächter“ erzählen die Wächterpreisträger Jürgen Gückel, Redakteur Göttinger Tageblatt, und Frank Thonicke, Leiter Lokalredaktion Kassel beim HNA, von ihren Erfahrungen mit Widerständen und dem richtigen Riecher für skandalöse Verwicklungen. Wofür sie den Wächterpreis bekommen haben: Gückel vom Göttinger Tageblatt hat 2013 den 1. Preis beim Wächterpreis zusammen mit Dr. Christiana Berndt, Süddeutsche Zeitung und Heike Haarhoff, taz gewonnen. Unabhängig voneinander haben sie „schwere Unregelmäßigkeiten und Fehlentwicklungen in der deutschen Transplantationsmedizin recherchiert und öffentlich gemacht. Ihre Veröffentlichungen beschleunigen den Prozess, die gesetzlichen Grundlagen der Organspenden grundlegend neu zu regeln“, heißt es auf der Dokumentationsseite zum Wächterpreis http://www.anstageslicht.de/ wo alle Geschichten nachgelesen werden können. Jürgen Thonicke vom HNA, der auch bei dem Fall des …

Podium: Gegen den Strom schwimmen – und nah am Menschen

Früher war alles besser? Nun, es war zumindest anders: Auf dem Podium „Innovation in Lokalredaktionen – gestern und heute“ reden Johann Stoll, Redaktionsleiter Mindelheimer Zeitung, Dieter Schreier, Chefredakteur Hanauer Anzeiger, Lars Reckermann, Chefredakteur Schwäbische Post/Gmünder Tagespost und Katharina Ritzer, Redaktionsleiterin Online und Digitales Nordbayerischer Kurier darüber, wie man die Redaktion voranbringt. Darüber, was wirklich zählt. Es wird erfrischend direkt. Die Diskussionsrunde beginnt klassisch: Was muss man heute tun, um Qualität im Blatt durchzusetzen? Für Stoll ist Humor im Blatt wichtig, und berichtet davon, wie die Zeitung mal den Nikolaus aufgrund seiner vielen Einbruchsdelikte festnahm (diesen und weitere Artikel finden Sie hier: Verhafteter Nikolaus, Landratswahl, Kandidatengrillen 2013 ) „Man darf sich nicht vom Terminjournalismus jagen lassen“. Gilt das auch für Online? „Ich bin kein Freund davon, so zu tun, als seien Online-Leser andere als Print-Leser“, sagt Ritzer. Ob eine Geschichte ankommt, ob sie einen Nerv trifft – wie eine Geschichte über einen toten Hasen bei der Hasenpest, die bei facebook über 300 mal geteilt wurde – sei immer wieder Überraschung. Auf den Kanälen würde sich das nicht extrem unterschieden, schließlich handle es sich immer …

Zwischenmeldung aus den Arbeitsgruppen: Wir nähern uns einem Ergebnis

Mittlerweile sind wir seit zwei vollen Tagen im ländlich-idyllischen Irsee, und in den Arbeitsgruppen wird mächtig geackert. Die jeweils rund zehn Journalisten haben sich kennen gelernt, beziehen Stellung, diskutieren ihr Thema. Morgen Abend müssen die Ergebnisse stehen. Ein ganz kurzer Gruß aus den Gruppen: Wir stemmen den Desk: Die Arbeitsgruppe eins tüftelt mit Leiterin Dr. Kerstin Loehr von den Wolfsburger Nachrichten zum Thema “ Newsdesk, Regiodesk – Chancen für den journalistischen Nachwuchs“ . Wie muss ein Regiodesk aufgestellt sein, um eine effiziente und zugleich qualitative Arbeit zu ermöglichen, die Journalisten echte Chancen bietet? Die Gruppe entwickelt das Irseer Modell für einen Muster-Regiodesk. Das soll nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gut sein, und für Redaktionen unterschiedlicher Größe geeignet.   Über „die neue Öffentlichkeit – Gesicht zeigen und Gesichter sehen“ debattiert gerade Arbeitsgruppe zwei, ihr Leiter ist Jens Nähler vom HNA. Ganz konkret geht es z.B. um Facebook und wie man seine Nutzung in der Redaktion durchsetzen kann und sollte, berichtet ein Teilnehmer. Die große Frage heute lautet, ob und wenn ja wie man die berufliche und private Identität im Netz voneinander trennen sollte. Recherche im Lokalen: Rein ins …

Input: Print online weiterdenken – was man sich vornehmen sollte

„Wir Onliner machen womöglich einen anderen Journalismus, sind auch nicht immer Edelfedern, aber wir holen die Instrumente in die Redaktion um für alle Inhalte Reichweite zu schaffen.“ Und die braucht man. Instrumente, die heute Sinn machen, gibt es jede Menge. Vor wenigen Tagen ist der New York Times Innovation Report erschienen. Jens Nähler, Ressortleiter Online vom HNA, hat für den Input „Print online weiterdenken“ die Essenz rausgeholt und nennt ein Beispiel für guten Online-Journalismus nach dem anderen. -Zu der Präsentation von Nähler inkl. Links: Präsentation Jens Nähler_ Print online weiterdenken Zuerst digital, und zwar zügig: Traditionen überdenken Bei der New York Times kommt Online zuerst:  „Digital First bedeutet, die bestmögliche digitale Berichterstattung zu produzieren ohne Rücksicht auf die Beschränkungen der Zeitung. Der letzte Schritt ist da, die vorhandene digitale Berichterstattung für die morgige Zeitung neu zu verpacken“, zitiert Nähler die Times und gibt ihr Recht. Er weißt auf Seiten wie Buzzfeed hin, deren Nachrichten auf Online-Dynamiken und Sozialen Medien basieren — und  immer erfolgreicher werden. Redaktionen müssten Veröffentlichungswege und althergebrachte Print-Traditionen mal von Grund auf hinterfragen. „Man …

Gruppe Recherche: Was lief besonders gut? Und wo finde ich Themen?

Gleich geht es weiter mit der Gruppenarbeit. Doch was haben die einzelnen Gruppen bisher erreicht? Das Protokoll des ersten Arbeitstages der Gruppe Recherche: Brainstorming – Kollegen erzählen von besonders gelungenen Recherchen. Britta Bielefeld, Göttinger Tageblatt: Wir haben den Organspende-Skandal aufgedeckt. Eine Recherche, die uns später den Wächterpreis einbrachte. Ausgangspunkt war die E-Mail eines Lesers. Wir hatten den Eindruck, dass es sich um einen Insider handelt und haben nachgefragt. Das brachte den Stein ins Rollen. Joachim Willisch, Märkische Allgemeine: Es war ein klassischer Bread & Butter-Termin beim Stasibeauftragten. Er deutete an, dass es in einer Gemeinde der Region einen schwer stasibelasteten Bürgermeister gibt. Wir nahmen das im Jahr 2009  zum Anlass für eine umfassende Recherche. Dabei fanden wir viele Opfer des ehemaligen Stasispitzels. Wir forderten die Stasiakte des Bürgermeisters an und konnten so auch seine Beteiligung an einer Wahlfälschung nachweisen. Am Ende wurde der Bürgermeister abgewählt. Ein Beispiel für eine schlechte Recherche ist bedingt durch die Personalknappheit. Asylbewerber aus einem Ort in unserem Verbreitungsgebiet meldeten sich bei uns – sie fühlten sich bedroht, in ihrer Unterkunft …