Alle Artikel in: Modellseminar Energiewende 2015

Profit, Protest und Perspektiven – Wie die Energiewende in der Lokalredaktion zündet
Modellseminar vom 18. bis 22. Mai 2015 in Augsburg

Ergebnisse: die Energiewende entschlüsselt

Eine Woche lang harte Diskussionen, lange Abende, schweißtreibende Kämpfe mit dem WLAN – und nun ist es vollbracht. Die Konzepte, um die Energiewende aus vier verschiedenen Perspektiven begleiten und darstellen zu können, stehen. Mit viel Kreativität und Feuer stellten die Arbeitsgruppen sie vor. Die gesamte Seminardokumentation mit den Arbeitsgruppenergebnissen erhalten Sie hier: Dokumentation Modellseminar Energiewende AG 1 Wir haben Energie – die Bürgerinnen und Bürger mischen mit „Leute, Redaktionskonferenz!“ Hopp hopp! Die fiktive Redaktion versammelt sich, der Zeitdruck sitzt ihr im Nacken. Was steht an? Es muss schnell gehen, die Blattkritik fällt heute aus. „Stromtrasse im Verbreitungsgebiet!“ wirft einer ein. Unsicherheit bis Ablehnung beherrschen den Raum. „Brauchen wir das überhaupt? Was geht uns das an, wenn die Bayern keinen Strom haben? „Da bauen die in Schlewswig Holstein Windkraftanlagen und wir sollen darüber berichten?“ So kommen wir nicht weiter. Wir brauchen ein Konzept, stellt die fiktive Redaktionskonferenz fest. „Genau so etwas ist bei uns schon oft vorgekommen“, sagt einer der Teilnehmer. „Deswegen haben wir das sogenannte Perlach-Modell entwickelt.“ Das Perlach-Modell Punkt 1: Sich einen Zugang verschaffen. …

Nur noch kurz die Welt retten

Bei all den Gesprächen über Bürgerwindparks, Biogasanlagen und Dämmstofflobbys fällt eine entscheidende Frage schnell unter den Tisch: Ok, wir hängen uns rein, aber wozu überhaupt? Klimafolgenforscherin Dr. Susanne Nawrath vom Klimahaus Bremerhaven hatte uns heute Morgen die Antwort auf diese Frage ganz klar vor Augen geführt: Um den Klimawandel zu bremsen. Wir sitzen alle sitzen in einem Boot. Das gilt auch für die Lokalberichterstattung. Vortrag von Nawrath [PDF] Es wird definitiv wärmer Ja, es ist wahr: Wir können erst seit Ende des 19. Jahrhunderts die Temperatur „richtig“ messen, sagte Nawrath. Doch globalen Temperaturen seien seit den 1970ern in einem Maße angestiegen, das sich nicht mit „natürlichen Antriebskräften“ erklären ließe, sondern nur durch „den Menschen“, erklärt Nawrath und fährt mit ihrem Laserpointer über die bunten Kurven von Modellberechnungen und tatsächliche Messungen. Und trotz einiger Klimaskeptiker, die sich an vereinzelte kritische Studien halten, sei sich die Forschungswelt im Allgemeinen auch darüber einig. Seit den 1950er-Jahren läuft wettertechnisch sowievo vieles schief. Wir haben eine Entwicklung in Gang gesetzt, die sich nicht mehr stoppen, sondern höchstens bremsen lässt. „Selbst …

Zurück in die Zukunft

„06.00 Uhr. Aus den Lautsprechern des Nachttischs erklingt leise Mozarts kleine Nachtmusik. Die Melodie schleicht sich in Jan Janssens Träume, während das Schlafzimmer langsam in rötliches, dann in helleres Licht getaucht wird. Jan hat die Zimmerdecke mit einer hauchdünnen Schicht organischer Leuchtdioden überziehen lassen,  die ihm pünktlich zur Weckzeit einen gefühlten Sonnenaufgang bescheren…“ Heute Abend las Kirstin Hengelage, Konzernkommunikationreferentin bei EWE Aktiengesellschaft, aus ihrem Buch „Next Energy: Erzählungen aus der Zukunft“ vor. Es sind Erzählungen über eine ganz normale, fiktive norddeutsche Familie Janssen im Jahr 2015. Hengelage hat die Szenarien zusammen mit Wissenschaftlern erarbeitet – beziehungsweise die Wissenschaftler zusammen mit ihr. „Die Idee der Geschichte war, eine Situation zu zeigen, in der für die Probleme der Energiewende eine Lösung gefunden wurde. Jeder von Ihnen wird sich daron selbst wiederfinden undein Bauchgefühl haben ob das möglich ist oder nicht“, sagte Hengelage. Energiewende ganz lebensweltlich Und deswegen ist es auch für Journalisten interessant: Das Buch bricht Szenarien der Energiewende bis auf die eigene Lebenswelt herunter. Eine Grundvoraussetzung für klassische politische Meinungsbildung, wie Lokaljournalisten sie anstoßen können.  „Das …

Gut beraten in Sachen Energiewende

Jeder hat eine Agenda, nirgends sind wir sicher. Manipulationen überall. Lauft! Journalisten, die sich mit der Energiewende beschäftigen, können schnell paranoid werden. Oder wachsam, je nach Perspektive. Dr. Sylke Schlenker-Wambach ist Geschäftsführerin der Regionalen Energieagentur Augsburg. Sie sagt: Wir beraten unabhängig. Und sprach mit den Teilnehmern des Modellseminars heute Nachmittag darüber, wie man ganz ohne Paranoia zu einer angenehmen Win-Win-Situation kommen kann. Die Energieagentur Augsburg gibt es, seitdem ein regionales Klimaschutzkonzept ins Leben gerufen wurde und die Stadt Augsburg, der Landkreis Augsburg, der Landkreis Aichach- Friedberg und die Regio Augsburg Wirtschaft erkannt haben, dass man in manchen Bereichen besser zusammenarbeitet. Das Kern“geschäft“ sind kostenlose Erstberatungen für Bürger, Handwerk, Industrie, Architekten und Kommunen rund um Fragen wie man Energie sparen kann, wann Sanierungen sinnvoll sind, und wie man von erneuerbaren Energien profitiert. Sanierungen sind bis zu einem gewissen Grad eine Privatangelegenheit, der Arm des Gesetzes reicht da nicht so weit. Man kann niemandem dazu zwingen, sein Haus zu sanieren und etwas für den Klimaschutz zu tun, aber man kann ihn durch seriöse Beratung überzeugen, sagte die …

Trassenkampf

In acht Jahren soll das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet werden. Spätestens dann muss der Strom in Deutschland gut verteilt sein – und dafür werden Trassen geplant. Eine Menge Trassen über Strecken von Hunderten von Kilometern, viele zwischen 60 und 80 Metern hoch, plus Konverter und Kabelgräben, häufig in unmittelbarer Nähe von Ortschaften. Die Riesenleitungen sind heiß umstritten und eine Menge Akteure sind beteiligt. Gerade deswegen können Lokaljournalisten viel darüber lernen, wie sie Bürger und Politik begleiten können. Auf unserem Podium stiegen Eva Maria Schäffer,  Bürgerreferentin für die Nord-Süd-Stromtrasse „SuedLink“ und Onshore bei TenneT Deutschland, und Martin Stegmair, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Megatrasse Lech“ in Niederschönenfeld, mit unseren Teilnehmern in den Ring. Votrag von Eva Maria Schäffer [PDF] Vortrag von Martin Stegmair [PDF] Los ging’s mit SuedLink. Noch vor wenigen Tagen schlug Ilse Aigner vor, statt durch Bayern könne die Stromtrasse „SuedLink“ vielleicht doch lieber durch Hessen und Baden-Württemberg führen. Einfach etwas weiter westlich, Hauptsache nicht da, wo die eigenen Wähler sitzen. Doch was hat es mit diesem Projekt auf sich? Der Korridor SuedLink soll über Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Leitungen (HGÜ) Nord- und …

Willkommen im Toll(en)Haus

Drehst du noch oder tippst du schon? Wenn es nach den Herstellern für Heizungen geht, sind klemmende Ventile und Last-Minute-Aufheizaktionen bald Geschichte. Stattdessen sollen wir unser Smarthome demnächst per App einstellen und automatisch in unsere persönliche Wohlfühl-Welt verwandeln können. Und das effizient und klimafreundlich. Jörg Schmidt, Pressesprecher von Viessmann, nannte das in seinem Vortrag heute Nachmittag „Hausautomation“. Aber kann sich so etwas wirklich durchsetzen? Und ist es gut, dass höchst private Daten über unserer Wohnen, unser Leben erzeugt werden, wo doch prinzipiell nichts mehr als sicher gelten kann? Schmidts Präsentation [PDF] Vortrag von Marion Breithaupt-Endres, Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern. Sie war leider spontan verhindert, aber wer etwas über Smarthomes erfahren will, sollte sich die Präsentation nicht entgehen lassen [PDF] Der Hersteller Viessmann bietet Heizsystemen, Kühlsysteme und Industriesysteme, stellte Schmidt, in feinster PR-Manier seinen Arbeitgeber vor. Kurz: Das Unternehmen bringt die Dinge auf Temperatur. Er warf ein Bild eines retro aussehenden, orangenen Heizkessels vor einem fleckigen Hintergrund an die Wand. „Das ist die traurige Realität in vielen deutschen Heizungskellern. So etwas produzieren wir seit 20 Jahren …

Die Vorzeigedörfer

Die Energiewende verändert ganze Wirtschaftswelten. Millionen von Euro fließen in die Entwicklung neuer Technologien, Tausende Gebäude werden saniert, Städte wälzen sich selbst komplett um. Die Vorreiter der Energiewende fanden wir: nicht in der Gesellschaft stylischer Wolkenkratzer. Sondern eher in der von Kühen und Wäldern. Es sind die ländlichen Landkreise und Gemeinden mit engagierten Bürgern, Netzwerken und Versorgern, die ihre Energiegeschichte neu geschrieben haben. Mit viel Feuer erzählten heute Morgen Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit für den Kreis Steinfurt, und Günter Mögele, zweiter Bürgermeister und Referent für Erneuerbare Energien und Klimaschutz in der Gemeinde Wildpoldsried, wie engagiert ihre Gemeinden die Energiewende in die Hand genommen haben – und was noch besser laufen könnte. „Der Strukturwandel wird weh tun“, sagte Ahlke. Aber: er sei es Wert. Und egal auf welche Ebene man schaut: Klimaschutz ist schon lange nicht mehr ein Nischenthema für Ökos. Mögeles Vortrag: Wildpoldsried [PDF) Ahlkes Vortrag: Energieland 2050 [PDF] Der eigentliche Titel von Ahlkes Vortrag lautet „Wenn Dachsanierung, Dämmung, Windkraft und Biogas zum Wirtschaftsfaktor werden“. Doch statt blanker Zahlen warf …