Alle Artikel in: Modellseminar Kommunalpolitik 2019

Bye, bye, Griebnitzsee!

Tschüss Potsdam, wir sehen uns in Bad Urach!

Das Modellseminar zum Thema Kommunalpolitik in Potsdam ist beendet. Es war eine Woche voller Ideen, Gespräche und intensiven Austausches. Lokaljournalistinnen und -journalisten aus Deutschland und der Schweiz arbeiteten an Konzepten für die Zukunft. Der allgemeine Tenor: Ja, mehr davon! Das nächste Seminar der bpb findet im November in Bad Urach statt, dann wird es um Lokalsport gehen. Alle Infos finden Sie hier.

The Spirit of Modellseminar

Ganz den AGs gehört der Vormittag am Donnerstag. In den Arbeitsräumen wird allerhand diskutiert und ausprobiert. Die einen sprechen über Nachhaltigkeit und wie der sperrige Begriff dem Leser zu vermitteln ist. Ist das Ganze zu online-lastig, haben wir Print venachlässigt? Die anderen spielen Aktionen im öffentlichen Raum durch (Plünderungen sind nicht vorgesehen, wird zugesichert), die nächste Gruppe feilt bereits an ihrer (Bühnen-) Präsentation für den Abschluss am Freitag. Und wer tummelt sich draußen am Steg in der frischen Brandenburger Brise? Hier wird schon das Abschlussfoto in der kühlen Herbstsonne geschossen. Die Stimmung ist gut, und die meisten haben bereits Ideen im Gepäck, die sie dann in ihren Redaktionen auspacken werden. So soll es sein – the Spirit of Modellseminar.

Ran an die Leser!

Ganz im Zeichen von Best Practice und der Frage: Wie kommen wir an die Leser ran? stand der Mittwochnachmittag der Seminarwoche in Potsdam Einige Stichworte aus den Vorträgen. Jutta Pöschko-Kopp, Redaktionsleiterin der Waiblinger Kreiszeitung, stellte den „Relevanzprozess“ in ihrem Verlag vor. Stichwort: Weg vom Terminjournalismus, hin zu aktiver, selbstbestimmter Themenplanung. Grundlage für die Neuorientierung: Die Leser der Waiblinger Kreiszeitung sind im Schnitt 63 Jahre alt. Die Ausgangsfrage: Wie gewinnt man jüngere Leser? Erkenntnis zu Beginn: Die Leser haben im Allgemeinen wenig Zeit, sich mit Artikeln zu befassen. Was wollen die Leser wissen? Ganz praktische Sachen: Was tut sich in der Stadt? Wo staut sich der Verkehr? Was wird aus dieser oder jener Baustelle? Die Schlussfolgerung: Weg vom Storytelling, hin zu den Baustellen! Zum Relevanz-Begriff: Am Anfang stand für die Waiblinger die Analyse der Menschen der Region: Was brauchen sie? Bei den Themen zählt: Relevanz (was ist wichtig), Orientierung (Warum?) und Nutzwert (Was bringt es mir?) -Waiblingen ist eine Pendlerregion. Es gibt jeden Tag verstopfte Straßen. Ein Beispiel, wie die Redaktion darauf eingeht: die Serie „Pendlerlust, …

Dem Leser auf der Spur

Servicestücke, Umfragen, Aktionen oder Hintergrundtexte? Dank intelligenter Technologien und schier endlos erscheinenden Datensätzen ist es möglich zu erkennen, welche Themen die Leserinnen und Leser beschäftigt. Aber wie gehen Lokalredaktionen mit den Unmengen an Informationen um? Wie lassen sich die Zahlen schnell und einfach auswerten? Und vor allem: Wie lassen sich Leser langfristig an die Zeitung binden? Yannick Dillinger (Schwäbische Zeitung), Barbara Zinecker (Nürnberger Nachrichten) und Jost Lübben (Westfalenpost) stellten ihre Ideen dazu vor. Yannick Dillinger (Schwäbische Zeitung) – Article Score 16:11 Uhr – die Verbindung steht. Yannick Dillinger, stellvertretender Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung (Ravensburg), konnte nicht am Modellseminar teilnehmen, er wählte aber einen für einen Online-Experten angemessenen Weg, doch noch dabei zu sein: Videotelefonie. Dillinger sprach über das Messtool Article Score. Live dabei in den RedaktionenVor zwei Jahren startete er bei der Schwäbischen damit. Seine Idee dahinter: Anstatt den Redakteuren Excel-Tabellen mit Auswertungen der Klick- oder Besucherzahlen zu schicken, die in der Regel nur sporadisch geöffnet werden, möchte er jedes Ressort und jede Redaktion an den Zahlen und Scores teilhaben lassen. Jeder soll live sehen, …

Wie tickt Deutschland?

Diese Frage stand im Mittelpunkt des Montagabends. Stephan Grünewald vom Kölner Rheingold Institut warf einen tiefenpsychologischen Blick auf die Verfasstheit der Deutschen. Rund 20.000 Tiefeninterviews hat das  Rheingold-Institut geführt. Daraus erstellt es eine Art Psychogramm der Nation. Die neuesten Erkenntnisse hat Stephan Grünewald, Psychoanalytiker und Gründer des Instituts, der „Psychologe der Nation“, wie die FAZ ihn nennt, in dem Buch „Wie tickt Deutschland“ zusammengefasst. Auf dem Modellseminar stellte er seine zentralen Thesen vor. Die Thesen -Wir leben in einer „aufgewühlten Gesellschaft“. -Die Deutschen beteuern, Deutschland sei eines der letzten Paradiese. Sie pflegen eine „Auenland-Glückseligkeit“. Das „Grauenland“ indes sei all das, was unseren zeitlichen und räumliche Horizont überschreite: Krisen, Terrorgefahr, Flüchtlinge, Digitalisierung, Globalisierung, Trump, Erdogan etc.. Das „Grauenland“ breche immer wieder ins „Auenland“ ein. -Angela Merkel war (bis zur Flüchtlingskrise) die Wächterin des „Auenlands“. Ihre Raute symbolisierte den Schutz des „Auenlands“. Durch die Flüchtlingskrise ging diese Vorstellung eines geschützten Raumes verloren. -Wie können wir die Umbruchzeit als „Trauenland“ erleben? Was blockiert uns? 1.Mutlosigkeit, resultierend aus der Auenland-Seligkeit. („Jemand ohne Leidensdruck macht keine Therapie.“) Phänomen der verunsicherten …

Regeln für den Faktencheck

Die erste Veranstaltung des Tages: Stefan Voß, Leiter Verifikation der dpa, sprach darüber, was bei einem Faktencheck zu beachten ist. Barbara Zinecker (Nürnberger Nachrichten) moderierte. Gibt es ein Journalistenleben ohne Social Media? „Nein“, sagt man bei der dpa. Man müsse alles im Blick haben, „verifizieren und einordnen“, sagt Stefan Voß, Leiter Verifikation bei der dpa. Wie aber umgehen mit Inhalten aus Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co.? Zunächst gehe es darum, relevante Inhalte überhaupt zu finden, anschließend müssten sie geprüft werden. Die dpa versteht den Faktencheck „als Dienst an der Demokratie“. Was sind die Kriterien der dpa für Faktenchecks? -dpa-Faktenchecks sind Behauptungschecks: Stimmt das? Hat er/ sie das gesagt? -Checks werden nur gemacht bei gesellschaftlicher Relevanz. -Es geht nur um Tatsachenbehauptungen, nicht um Meinungsäußerungen. -Die Sprache des Faktenchecks ist einfach, die Herleitung klar, damit der Leser sie nachvollziehen kann. -Wichtig ist zu untersuchen: Wie hat der Verfasser die zu prüfende Behauptung gemeint? Wie wurde sie vom Publikum verstanden? -Der Faktencheck ist gegliedert: Behauptung, Bewertung, Fakten -Hinweis: Vorsicht bei Satire!