Alle Artikel in: Redaktionskonferenz „Wir lieben Lokaljournalismus“ 2017

Innovatives aus dem Lokalen: Best Practice 2017

Was gibt es Neues im Lokalen? Was sind die wegweisenden lokaljournalistischen Projekte und Produkte im Jahr 2017? Stichwort: Best Practice. Auf der Redaktionskonferenz „Wir lieben Lokaljournalismus“ wurden am Freitag ganz unterschiedliche Ansätze präsentiert. Datenjournalismus: So visualisiere ich Daten interaktiv Da sind zum einen die Daten. Lorenz Matzat, Journalist und Softwareunternehmer hat am Freitag ein paar positive Umsetzungsbeispiele mit nach Berlin gebracht. Ein gelungener Daten-Beitrag sei etwa der „Funkloch-Atlas“ der Heilbronner Stimme, der mit dem – mittlerweile ja ein Standard – Tool „Carto“ erstellt wurde. „So etwas kann man eigentlich überall machen“, sagte Matzat am Freitag in Berlin. Die Daten gäbe es für die ganze Bundesrepublik und ein solcher Atlas sei einfach umzusetzen. „Das lässt sich in ein paar Stunden für die eigene Region nachmachen“, so Matzat. Vorteil hierbei sei die extreme Nähe des Themas zur Lebensrealität der Menschen – oder wer hat sich noch nie über ein nerviges Funkloch auf der morgendlichen Pendelstrecke geärgert? Und natürlich lassen sich aus den Ergebnissen auch weitere Berichte generieren. Ein Riesen-Funkloch zwischen Ort X und Ort Y – dem …

Journalismus trifft Wissenschaft

Der letzte Konferenztag stand zunächst im Zeichen der Wissenschaft. Wie werden Online-Angebote genutzt? Wie müssen bestehende Angebote weiterentwickelt werden? Und wie viel Crossmedia muss überhaupt sein? Um diese Fragen ging es in den drei Abschlussarbeiten, die in der ersten Impulsrunde vorgestellt wurden. Moderiert wurde die Runde von Prof. Dr. Wiebke Möhring (Technischen Universität Dortmund). Es sprachen Michael Jochimsen, M.A. und Online-Redakteur der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (Kassel), Martin Wiens, B.A. und Master-Student an der Universität der Künste in Berlin, und Jonas Matthias Schützeneder, M.A. und wissenschaftlicher Mitarbeiter (Lehrstuhl Journalistik) an der Katholischen Universität Eichstädt-Ingolstadt. „Themen, Uhrzeit und Geräte – So werden lokale Online-Medien genutzt“ Michael Jochimsen, M.A. und Online-Redakteur der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (Kassel), untersuchte in seiner Studie das Online-Medienangebot der Ruhr Nachrichten. Dabei widmete er sich in einem ersten Teil den allgemeinen Klickzahlen. Einige grundlegende Erkenntnisse: Die Page Impressions steigen im Laufe des Tages stetig an. Besonders in den Abendstunden werden Online-Angebote genutzt. Die Nutzungsdauer auf mobilen Endgeräten ist länger als auf anderen Geräten. Die Lesezeit bei sozialen Medien ist deutlich länger als bei „direkten“ Online-Angeboten. Im zweiten Teil seiner Untersuchung führte Jochimsen …

Der Countdown läuft: Mit diesen Themen und Trends müssen wir im Wahlkampf rechnen

Was zählt in der Wahlberichterstattung? Für welche Inhalte sollte eine Redaktion angesichts der kommenden Bundestagswahl besonders gewappnet sein? Um diese Fragen ging es im letzten Beitrag des zweiten Tages. Birgit Wentzien, Chefredakteurin des Deutschlandfunks (DLF), gab ihre Einschätzungen ab und lieferte außerdem ein Best-Practice-Beispiel aus der eigenen Redaktion. Die Moderation übernahm Jürgen Haar, Chefredakteur der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung. Folgende Themen und Aufgaben für den Journalismus benannte Wentzien in ihrem Vortrag: Außenpolitik Früher habe es geheißen, dass mit dem Thema Außenpolitik keine Wahlen zu gewinnen seien, erzählt Wentzien. Aufgrund des Wahlsieges von Donald Trump und der Verschiebungen innerhalb der westlichen Welt, sei dies jedoch heute anders. So könne womöglich auch erstmals mit dem Thema Europa gepunktet werden, da dabei heute vor allem die gemeinsamen demokratischen Werte im Mittelpunkt stünden. Im Lokalen sei das Thema Europa besonders in den Grenzregionen präsent. Innere Sicherheit Das Thema sei durch Terroranschläge und Krisensituationen so relevant wie nie. Beim Deutschlandfunk versuche man diese Themen nicht nur anhand der großen Aufhänger sondern vielmehr innerhalb kleinerer Formate anzugehen, darin etwa belastbare Quellen prüfen. …

Herausforderungen durch Social Media

Der Bundestagswahlkampf rückt immer näher und nicht wenige fragen sich, was von ihm zu erwarten sein wird. Droht eine dreckige Social-Media-Schlacht wie in den USA? Martin Fuchs, Politikberater und Blogger, hat darauf eine klare Antwort: „Nein.“ Seiner Meinung nach gibt es drei wichtige Gründe, die dafür sprechen, dass es in Deutschland ein anderer Wahlkampf sein wird als in den USA: 1.: „Wir haben gar nicht das Geld in Deutschland, um solch einen Wahlkampf zu finanzieren. Trump hat allein in der letzten Wahlkampfwoche rund 20 Millionen Dollar für Werbung auf Facebook ausgegeben. Vieles, was Parteien hier gerne machen würden, können sie nicht, da das Budget nicht da ist“, erklärt Fuchs. 2.: „Es gibt keine wirklichen Experten von Big Data: Große Analysen von großen Datenmengen stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. CDU und SPD kennen gerade mal von 30 Prozent ihrer Parteimitglieder die Mailadressen.“ 3.: „Wir haben hier eine ganz andere Kultur des Datenschutzes, wir haben sehr harte Standards. Keine Partei, auch nicht die AfD, wird sich trauen, sich annähernd in den grauen Bereich des Datenschutzes …

Lokaljournalismus als starke Marke

Wie kann man junge Leute für die Lokalzeitung begeistern? Wie kann der Lokaljournalismus wieder glaubwürdiger werden? Um diese Fragen ging es in der ersten Best Practice-Runde am zweiten Konferenztag. Auf dem Podium sassen Clemens Boisserée (Cross-Media-Redakteur der Rheinischen Post (Düsseldorf)), Anna Stommel (Online-Redakteurin beim Südkurier (Konstanz)), und die freie Reporterin und Autorin Jessica Schober. Moderiert wurde die Runde von Anna Ntemiris, Mitglied der Chefredaktion der Oberhessischen Presse (Marburg). Was können Redakteure tun, um Millennials besser zu erreichen? Anna Stommel vom Südkurier setzt auf die Millennials in der eigenen Redaktion, etwa auf die Volontäre. Die sollten stärker eingebunden werden. Clemens Boisserée von der Rheinischen Post verwies auf die Bedeutung der Marke. „Wichtig ist, die jungen Leute erstmal an die Zeitung als Marke heranzuführen. Etwa über Veranstaltungen.“ Zugleich dürfe man unter dem Begriff Marke nicht nur die Zeitung an sich verstehen, sondern auch die Journalisten, die für das Zeitungshaus arbeiten. Die freie Autorin Jessica Schober glaubt vor allem an Transparenz, wenn es darum geht, junge Menschen zu erreichen. Etwa an offene Redaktionskonferenzen, an denen auch Leser teilnehmen können. Diese Erfahrungen …

Überlebensstrategien des Lokalen

„Lösungen und Rahmenbedingungen für leistungsstarken Lokaljournalismus: mehr Glaubwürdigkeit, mehr Dialog, mehr Vielfalt – mehr Überleben!“ – so lautete der Titel des zweiten Podiums am Donnerstag. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Dr. Kerstin Loehr, Redaktionsleiterin der Wolfsburger Nachrichten, Marc Rath, Koordinator Lokales der Magdeburger Volksstimme, Joachim Braun, Chefredakteur der Frankfurter Neuen Presse, Anna Mayr, Schülerin der Deutschen Journalistenschule, und Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. Moderator war Holger Knöferl, Leiter der Heimatredaktion der Badischen Zeitung. Knöferl ordnete jedem Teilnehmer eine These bzw. Frage zu und konfrontierte sie damit. Aus dem Wolfsburger Arbeitsleben Zunächst fragte Knöferl Kerstin Loehr, wie sie denn an die Lebenswelt der Arbeiter bei VW rankomme. Loehr räumte ein, dass Lokaljournalisten in einer anderen Welt lebten als die Beschäftigten im VW-Werk. So habe man in Zeiten der VW-Krise eine Gratwanderung machen müssen zwischen der Nachrichtenlage und der Gefühlswelt der Arbeiter. „Wir mussten vorsichtig sein, um nicht in eine Art Hetzjagd zu geraten.“ Man müsse versuchen nachrichtlich zu berichten, um niemanden zu bevormunden. An den Ereignissen hingen Arbeitsplätze und Existenzen. Mit Eliten angelegt „Sich …

So ticken Millennials – erfolgreiche Angebote für junge Zielgruppen

Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Stephan Weichert über die schwierige Aufgabe, junge Leserinnen und Leser fürs Lokale zu begeistern und zu gewinnen. Es ist die Frage, die auf der Redaktionskonferenz „Wir lieben Lokaljournalismus“ ständig im Raum schwebt: Wie ergattern die Verlage im Lokalen das Interesse einer jungen, neuen Leserschaft? Das Interesse der „Millennials“? Wie gelingt es, die teils innovativen Inhalte auch an jene Menschen zu vermitteln, die nach landläufiger Meinung kaum noch Zeitung lesen – und schon gar nicht gedruckt? „Es gibt eine parallele Mediennutzungswelt“ (Prof. Dr. Stephan Weichert) Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Stephan Weichert hat am Donnerstag einige Antworten zu diesem Thema mit nach Berlin gebracht – oder zumindest Erklärungsansätze. Mit einer Gruppe Studierender hat Weichert die Mediennutzungswelt junger Generationen im Netz untersucht – eine „parallele Medienutzungswelt“, wie er sagt. Es wurden Tiefeninterviews mit jungen Menschen geführt, existierende quantitative Studien gesichtet und ergänzend Interviews mit Chefredakteuren geführt, die spezifische Angebote für junge Zielgruppen verantworten. „LeFloid ist sein Ulrich Wickert“ (Prof. Dr. Stephan Weichert über einen 16-Jährigen) Zunächst aber: Wer sind die „Millennials“, von denen Weichert da spricht? Es …