Jahr: 2024

Die drehscheibe bei der Abreise vom 26. Forum Lokaljournalismus.

Ciao, Ingolstadt und Eichstätt!

Am 12. April um 12 Uhr 45 hat Anke Vehmeier, die Leiterin des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung, das 26. Forum Lokaljournalismus für beendet erklärt. Hinter allen Beteiligten liegen drei Tage voller Diskussionen, Input, Anregungen, Ideen und lebhaften Austausches. Aber nicht verzagen: Nach dem Forum ist vor dem Forum. Wir sehen uns wieder. Bis dahin gilt: Bleib anders. Bleib lokal. Ihre Redaktion drehscheibe. (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Benjamin Piel

Panel F: So gelingt der Austausch mit der Leserschaft

Für Lokalredaktionen reicht es längst nicht mehr aus, nur „über“ Menschen zu berichten. Vielmehr müssen und wollen sie heutzutage sowohl „live“ als auch digital wieder mehr in Kontakt mit den Leserinnen und Lesern kommen und so Räume für konstruktive Diskussionen bieten. Wie das gelingen kann, darum ging es im Workshop mit Lars Reckermann, Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung, am Donnerstagvormittag in Eichstätt. (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Die Zeitung als Ort der Begegnung „Die Lokalzeitung war immer ein Ort, wo unterschiedliche Menschen zusammenkamen“, meinte Benjamin Piel, Chefredakteur des Mindener Tageblatts. Diese Rolle sollten Lokalzeitungen wieder mehr übernehmen. Mit seiner Redaktion hat Piel deshalb mehrere Diskussionsformate ins Leben gerufen. Seit 2022 gibt es etwa die „Mindener Mediengespräche“. In Kooperation mit der örtlichen Volkshochschule lädt das Mindener Tageblatt prominente Gäste zu Gespräch und Podiumsdiskussion ein. Zuletzt war etwa eine Veranstaltung über die Correctiv-Recherchen zu den „Remigrationsplänen“ der AfD ein großer Erfolg. Emotionaler Jahresrückblick
 Ein weiteres Format ist der „Jahresrückblick live“, bei dem Piel und sein Team wichtige Persönlichkeiten aus dem zurückliegenden Jahr einladen. Dort gehe es häufig auch mal emotionaler …

Lena Heising vom Kölner Stadt-Anzeiger

Panel D: Investigativ und lokal

Die Geschichten, um die es im Panel „Recherche brutal“ ging, fingen alle mit „B“ an: Die Bamberger Boni-Affäre, aufgedeckt durch den Fränkischen Tag, vertreten durch Chefredakteur Boris Hächler, „Betäubt, missbraucht, im Stich gelassen“ von Lena Heising, Redakteurin des Kölner Stadt-Anzeigers, und der „Bautzen-Report“ von Ulrich Wolf, Reporter der Sächsischen Zeitung. Moderiert wurde das Panel zum Thema Investigativjournalismus im Lokalen von Marc Rath, Chefredakteur der Mitteldeutschen Zeitung, der abschließend sein Projekt „Wem gehört Lüneburg?“ aus seiner Zeit bei der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vorstellte. (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Ein Report, 270 Leserbriefe Den Auftakt machte Ulrich Wolf. „Vor 37 Jahren war ich in diesem Raum und habe Recherche studiert“, erinnerte er sich. In der Abschlussprüfung habe er eine Vier bekommen, wegen Liebeskummer. Heute sind zeitintensive und komplexe Recherchen sein Spezialgebiet. Für seine dreiteilige Serie „Bautzen-Report“ (April 2019) wurde er mit dem 2. Preis des Otto-Brenner-Preises 2019 ausgezeichnet. Ein halbes Jahr lang recherchierte Wolf, wie wenige, aber einflussreiche Akteure in Bautzen den öffentlichen Diskurs weit nach rechts verschoben haben. Innerhalb weniger Monate war Wolf an die …

Dr. Michaela Petek

Panel C: Profi-Videos mit dem Smartphone

„Hands on“ hieß es im Workshop zum Thema Mobile Reporting von Dr. Michaela Petek. Im Filmstudio im Untergeschoss des Medienzentrums der Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt fand sich eine Gruppe von Interessierten ein. Auf einem Tisch lag bereits jede Menge Zubehör, das am Ende beim eigenen Videodreh gleich ausprobiert werden durfte. (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Bevor es in die Praxis ging, gab Petek eine kurze Einführung in das Mobile Reporting mit dem eigenen Smartphone. Petek selbst ist seit 2002 an der KU für die Praxisausbildung im Bereich Hörfunk und Fernsehen zuständig. Vor allem zwei Aspekte sollte man beachten, um sich von Amateuren zu unterscheiden, erklärte Petek: „Stabilisierung und guter Ton“. Um verwackelte Videoaufnahmen zu vermeiden, empfahl Petek tragbare Stative in verschiedenen Größen und mit beweglichen und teils magnetischen Armen. Die Bildqualität der Smartphone-Kameras sei überzeugend, der Ton aber oft schlecht, erklärte Petek. Abhilfe schaffen Ansteckmikrofone, gegebenenfalls mit einem Adapterkabel. Insgesamt gelte aber: „Nicht zu viel Equipment!“ Lieber weniger, aber dafür leicht und mobil. Der Wow-Shot Der große Pluspunkt des Smartphones gegenüber herkömmlichen Videokameras sei seine Größe. …

Blick ins Panel B (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Panel B: TikTok und die jungen Zielgruppen

Im Workshop „Junge Zielgruppen finden, wo sie zuhause sind“ wurden auf dem 26. Forum Lokaljournalismus  Rezepte und Ideen aus Redaktionen ausgetauscht, um das junge Publikum für den Lokaljournalismus zu begeistern. Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung lieferte neue Erkenntnisse zu TikTok. Wie können Medien die junge Zielgruppe erreichen? Dieser Frage widmeten sich Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadt-Anzeigers, Stefan Spiegel vom Content-Netzwerk funk und Martin Schwarzkopf, Chefredakteur des Main-Echos aus Aschaffenburg. Ergänzt wurde die Diskussion durch Forschungsergebnisse der Studie „Lohnt Politik auf TikTok?“ von Prof. Dr. Jochen Roose von der Konrad-Adenauer-Stiftung. (Bild: Blick ins Panel B. Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Den Auftakt machte Stefan Spiegel, Head of Content bei funk. Die Produkte des Content-Netzwerks von ARD und ZDF richten sich explizit an 14- bis 29-Jährige – mit großem Erfolg. YouTube-Kanäle wie „MrWissen2Go“ und „World Wide Wohnzimmer“ sind inzwischen etablierte Größen in der Medienwelt vieler junger Erwachsener. Was können Lokalredaktionen sich davon abschauen? Entscheidend sei es laut Spiegel, das junge Publikum mit einer zielgruppenspezifischen Ansprache abzuholen. „Sprache und Dramaturgie sind entscheidend dafür, wie ein Video wahrgenommen wird.“ …

V.l.n.r.: Steffen Grütjen, Friederike Herrmann und Marco Kölln (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Panel E: Mehr Leichte Sprache, bitte!

Stellen Sie sich vor, Sie leben seit ein paar Wochen in Frankreich und lernen erst seit kurzem französisch. Nun stehen Wahlen in Ihrer Stadt an und Sie möchten sich informieren. Alle Nachrichten sind auf Französisch – vermutlich verstehen Sie weder Texte der Stadtverwaltung noch die der Lokalzeitung. So ähnlich geht es Marco Kölln in Deutschland, obwohl Deutsch seine Muttersprache ist. (Im Bild v.l.n.r.: Steffen Grütjen, Friederike Herrmann und Marco Kölln. Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Er ist auf Nachrichten in Leichter Sprache angewiesen, da er die gängige Sprache in Zeitungen nicht versteht. Kölln erzählte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Panels E aus seinem Alltag. Er unterstützt die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt darin, herauszufinden, wie Journalismus inklusiver werden könnte. Dazu forschen Friederike Herrmann, Professorin für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt, und Steffen Grütjen, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Schwierig für Kölln und andere Menschen mit verminderter Lese- und Schreibfähigkeit sind beispielsweise lange Worte, Anglizismen, Fachbegriffe, zu lange und verschachtelte Sätze. Er selbst liest das Hamburger Abendblatt und stößt dort immer wieder an Schranken: „Aber Nachrichten zu Wahlen lese ich …