Alle Artikel in: Modellseminar Kommunalpolitik 2015

Modellseminar zum Thema „Unter Druck – Wie Lokalredaktionen beim Leser an Glaubwürdigkeit gewinnen“

Und was nun?

Damit die Motivation nicht gleich schwindet, wenn man nach dem Seminar wieder auf die Wirklichkeit in der Redaktion trifft, sollten die Teilnehmer nicht versuchen, alle neuen Ideen und Konzepte auf einmal umzusetzen. Anke Vehmeier gibt Tipps, wie man seine Seminarideen in den Redaktionsalltag retten und sie dort mit Elan und Tatkraft effektiv umsetzen kann. Schritt 1: Suchen Sie sich Verbündete in der Redaktion. Formulieren Sie eine Rundmail an die Kollegen, die ähnliche Ideen und kreatives Potenzial wie Sie haben und auch an diejenigen, die Sie aus persönlicher Verbundenheit unterstützen werden und berichten Sie darin knapp von den Ergebnissen des Seminars oder laden Sie sie zu einer Mini-Konferenz (Stehtisch, Teeküche) ein. Schritt 2: Für viele Ideen brauchen Sie die Unterstützung des Lokalchefs oder Redaktionsleiters. Bitten Sie ihn um ein kurzes Gespräch nach dem Motto „Ich war ja bei dem Seminar Kommunalpolitik. Haben Sie einmal fünf Minuten für mich?“, in dem Sie erklären, was Sie umsetzen wollen. Bereiten Sie sich intensiv auf das Gespräch vor. Überlegen Sie sich Alternativen. Der Plan B sollte immer mehr als eine …

Wir bitten zum Gespräch

Da so ein Modellseminar nicht nur aus Vorträgen und Diskussionen im Plenum besteht, sondern auch aus Arbeitsgruppen, kommen hier einige Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen. Wer hat Angst vor dem Bürgermeister? Auf der einen Seite: der Bürgermeister, ein ausgebuffter Polit-Profi. Auf der anderen Seite der Lokaljournalist, der sich davor hüten sollte, von ihm über den Tisch gezogen zu werden. Dazu aber braucht es Fähigkeiten. Neben guter Vorbereitung und fundiertem Wissen über die Materie auch eine Portion Mut. Die Arbeitsgruppe zeigt Wege auf, wie wir als Übersetzerinnen und Übersetzer des Komplizierten ins Verständliche unserem Auftrag gerecht werden, unabhängig und sachlich zu informieren. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren Wie viel Twitter verträgt das Rathaus? Liveticker, Facebook, Twitter – die digitale Welt unterstützt die Aktualität der Berichterstattung, erweitert die Möglichkeiten des Erzählens und bereichert den Austausch mit Leserinnen und Lesern. Doch wie sollte ein bekömmliches Informationsmenü aussehen? Was macht gutes crossmediales Infotainment aus? Und welche Inhalte und Formate eignen sich für welchen Kanal? Die Arbeitsgruppe erarbeitet anhand …

Gar nicht zum Gähnen

Das Thema Kommunalpolitik muss nicht langweilig sein. Sebastian Tauchnitz, Redaktionsleiter bei der Thüringer Allgemeinen, und Holger Knöferl, Leiter der Heimatredaktion/Chefredaktion bei der Badischen Zeitung, haben Ratschläge, wie Kommunalpolitik spannend erzählt werden kann und gar nicht zum Gähnen ist. Sebastian Tauchnitz rät: –    Machen Sie weiter! Wenn man über einen längeren Zeitraum an einem Thema dranbleibt, steigt der Lesewert deutlich an. Gerade, wenn die Redaktion schon keinen Bock mehr darauf hat. Bsp.: Tatort Erfurt, zu dem die Thüringer Allgemeine über eine Woche hinweg berichtet hat –    Kommentieren Sie! Beziehen Sie Stellung! Kommentare und Leitartikel werden weit überdurchschnittlich gelesen –    Recherchieren Sie spannende Geschichten. Es lohnt sich. –    Sparen Sie sich Zahlen oder ellenlange Zitate, seien Sie sparsam mit dem Konjunktiv. Das wirft die Leser aus Ihren Texten –    Nehmen Sie sich den Platz, den Sie brauchen. Auch lange Stücke werden gelesen, wenn sie spannend und gut geschrieben sind –    Verkneifen Sie sich feuilletonistische Überschriften. Sie sind ein sicherer Weg, Ihre Leser zu desinteressieren. Nachrichtliche Überschriften mögen langweilig erscheinen, sind aber erfolgreich –    Haben Sie eine Meinung! …

Journalisten sollten heute Mathe studieren

Klar, die Devise „Man sollte kanalübergreifend denken und arbeiten“ dürfte inzwischen nun wirklich jeder Lokaljournalist gehört haben. Als Uwe Renners vom Nordbayerischen Kurier dies auch betonte, war das also erstmal keine Neuigkeit für die Teilnehmer des Modellseminars. Was Uwe Renners dann allerdings als nächstes während seines Vortrags zum Thema „Politik auf allen Kanälen spannend erzählt. Mit neuen Formaten für Politik begeistern“ folgen ließ, versetzte manchen Zuhörer dann doch in Staunen. So berichtet Renners, dass die Redakteure beim Nordbayerischen Kurier in der Regel selbst gar keinen Zugriff mehr auf das Layoutsystem hätten. „Im Kopf muss der Schalter umgelegt werden und dabei kann es helfen, dass gewisse Rechte entzogen werden“, erklärt er. Damit meint Renners, dass es eine Trennung zwischen Print und Online eben nicht mehr geben dürfe. „Klar, die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Jeder Journalist ist irgendwo spezialisiert, aber die Denke darf es eben nicht sein. Jeder Printredakteur muss auch online arbeiten und umgekehrt.“ Auch die Zeiten des Aufmachers und des Terminjournalismus seien vorbei, zumindest beim Nordbayerischen Kurier. „Bei uns wird alles nach drei Kategorien …

Wir schaffen das!

Stuttgart 21, Blockupy, Stromtrassen: All das sind Schlagworte, wenn es um Bürgerbeteiligung geht. Und ja, auch Pegida ist Teil davon. Doch was hat es überhaupt mit den Bürgerbeteiligungen auf sich und wie sollen Lokalredaktionen mit diesem Phänomen umgehen? Prof. Dr. Hans J. Lietzmann, Professor für Politikwissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal und Leiter der dortigen Forschungsstelle für Bürgerbeteiligung, versuchte während seines Vortrags nicht nur Antworten zu finden, er fand sie auch. Zunächst betont Lietzmann, dass zwischen Bürgerbegehren, Bürgerentscheid und Bürgerbeteiligung unterschieden werden müsse und sich letzteres auch nicht nur aus Protesten speisen würde. Er erinnert unter anderem an die ehrenamtlichen Bewegungen, an das Engagement vieler Bürger für Flüchtlinge und weist in diesem Zusammenhang auf eine Aussage der Bundeskanzlerin hin. „Wir schaffen das“ sei deshalb so bemerkenswert, da es sich um eine Feststellung handeln würde, die sich eben nicht auf die Politik beziehe, sondern auf die Zivilgesellschaft. „Die politischen Eliten verlassen sich immer mehr auf das zivile Engagement“, erklärt Lietzmann. Fakt sei zudem, dass es Formen der Bürgerbeteiligung bundesweit, bezogen auf alle politischen Themen und initiiert …

Lügen wir wie gedruckt?

Der erste Abend des Modellseminars begann gleich mit einer brisanten Podiumsdiskussion. Immerhin war sie der Frage gewidmet: „Lügen wir wie gedruckt? – Was andere über uns denken“. Als Teilnehmer waren Frank Nipkau, Redaktionsleiter des Zeitungsverlags Waiblingen, Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion bei der Braunschweiger Zeitung, Prof. Dr. Jens Grosse, Leiter des Fachbereichs Journalistik an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover sowie Stefan Aschauer-Hundt, Leiter der Lokalredaktion des Süderländer Tageblatts, anwesend. Die Moderation übernahm Ralf Freitag vom Lippischen Zeitungsverlag. Zunächst berichtete Stefan Aschauer-Hundt, wie er seine Arbeit als Lokaljournalist angesichts der derzeit scheinbar zunehmenden Kritik wahrnehme: „Hasskampagnen verändern uns mehr, als wir uns eingestehen möchten. Man ist zunächst mal sprachlos.“ Seiner Meinung nach verschiebe sich der journalistische Schwerpunkt, da man es zunehmend mit einer Gruppe von Menschen zu tun habe, der man nicht mehr mit Argumenten begegnen könne. Henning Noske betonte hingegen, dass er keine Zunahme der Kritik konstatieren könne: „Kritische Gegenbewegungen, die versucht haben, die Presse in die Schranken zu weisen, hat es schon immer gegeben. Neu ist nur, dass uns die Kommentare über die Onlineplattformen …