Alle Artikel in: Forum Lokaljournalismus 2024

Forum Lokaljournalismus 2024

Dr. Christoph Andreas Schmidt vom Fraunhofer-Institut (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Blick in die Glaskugel

Dr. Christoph Andreas Schmidt vom Fraunhofer-Institut Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Wohin führt uns KI in der Gesellschaft und im Journalismus? Am letzten Tag des Forums Lokaljournalismus wagte Dr. Christoph Andreas Schmidt vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS eine Zukunftsprognose. Der Geschäftsfeldleiter für Speech Technologies sollte darüber aufklären, wie KI unser Arbeitsleben und unsere Gesellschaft verändert. Wie sieht unsere Welt in fünf Jahren aus, habe man ihn gefragt. In Anbetracht der Schnelllebigkeit des technologischen Fortschritts eine schwierige Frage. „Jenseits von drei Jahren traue ich mich nicht, Prognosen zu stellen“, räumte Schmidt zu Beginn seines Vortrags ein. Für einen begrenzten Zeitraum von drei Jahren wagte Schmidt jedoch einen Blick in die Glaskugel. Terminsuche und Recherchehilfe vom KI-Assistenten könnten dann zum Redaktionsalltag gehören, glaubt der Wissenschaftler. Dies biete neue Möglichkeiten , gerade im Lokaljournalismus. So könnte etwa die Publikumsbindung durch lernende Maschinen gestärkt werden. Zentral hierfür sei der personalisierte Newsfeed. Früher habe man eine Zeitung bekommen, in der einen nur 35 Prozent interessierten. „Der Rest war Karneval“, resümierte Schmid. KI biete …

Jens Ostrowski (Ruhr Nachrichten)

KI übernimmt. Aber nicht alles.

Jens Ostrowski von den Ruhr Nachrichten (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Am dritten Tag ging es auf dem Forum Lokaljournalismus schwerpunktmäßig um Künstliche Intelligenz. Ein Podium am Vormittag trug den Titel: „Die KI übernimmt – Erfahrungen und Best-Practice in den Redaktionen“. Redner waren Alessandro Alviani, Product Lead NLP bei Ippen-Media, Jonas Keck, Leiter der Arbeitsgruppe KI bei der Main-Post aus Würzburg, Jens Ostrowski, Chefredakteur der Ruhr Nachrichten, Dr. Jan Georg Plavec, Leitender Redakteur Datenjournalismus bei der Stuttgarter Zeitung, und Johannes Sommer von Retresco aus Berlin, einer Firma, die sich mit der automatisierten Analyse und Generierung von Content befasst. Die Moderation übernahm Uwe Renners, stellvertretender Chefredakteur Digital der Rheinpfalz. Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, wie unterschiedlich Redaktionen mit KI umgehen. Alviani etwa erzählte, wie sein KI-Team bei Ippen mithilfe der Erstellung von Tools den Kollegen in den Redaktionen hilft, effizient zu werden und Zeit zu sparen. „Wir versuchen erst einmal, die Bedürfnisse der Redaktion zu verstehen“, sagte er. Dabei können Redakteure zunächst im KI-Team hospitieren, wo ihnen Grundlagen vermittelt werden. Die Tools werden dann auf die …

Mario Haim (Professor für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München)

Forschung und KI im Lokalen

Prof. Mario Haim (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Das große Thema des Forums, die Verwendung von KI in Lokalredaktionen, beschäftigt auch die Wissenschaft. Im vorletzten Vortrag am Freitag stellte Mario Haim (Professor für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München) erste Ergebnisse aus seiner aktuellen Forschung vor. Eine so neue Entwicklung wie KI im Lokaljournalismus zu untersuchen, ist auch in der Journalismusforschung ein Novum. Früher habe sich die Forschung „posthoc“ damit beschäftigt, wie Neuerungen in der Branche aufgenommen wurden, erklärte Haim. „Heute setzen wir früher im Prozess an.“ Haim ist Leiter eines Forschungsprojekt, das KI-Anwendungen in Lokalredaktionen begleitet. Verantwortungsvolle KI „KI im Lokaljournalismus ist ein sozio-technologisches Phänomen“, betonte Haim, also ein Zusammenspiel von Sozialem (Redaktion) und Technik (KI). Die zentrale Voraussetzung für die Erforschung solcher Phänomene sei Transparenz, doch genau darin liege in diesem Fall das Problem: KI als einflussreiche (teil-)automatisierte Maschine sei nicht transparent. Die Forscherinnen und Forscher haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, anwendungsbezogene Prinzipien für eine verantwortungsvolle (responsible) KI zu definieren. Also eine KI, die ethischen Standards und professionellen Werten entspricht. Daraus leitet …

Die drehscheibe bei der Abreise vom 26. Forum Lokaljournalismus.

Ciao, Ingolstadt und Eichstätt!

Um 12 Uhr 45 hat Anke Vehmeier, die Leiterin des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung, das 26. Forum Lokaljournalismus für beendet erklärt. Hinter allen Beteiligten liegen drei Tage voller Diskussionen, Input, Anregungen, Ideen und lebhaften Austausches. Die drehscheibe wird hier auf dem Blog in den kommenden Tagen weitere Nachberichte zu einzelnen Panels veröffentlichen. Und nicht verzagen: Nach dem Forum ist vor dem Forum. Wir sehen uns wieder. Bis dahin gilt: Bleib anders. Bleib lokal. Ihre Redaktion drehscheibe.

Nina Müller (Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Lokaljournalismus im Hörsaal

Die Studentin Nina Müller von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (Foto: Marcus Klose, drehscheibe) Am Nachmittag des ersten Tages des Forum Lokaljournalismus trafen Wissenschaft und Lokaljournalismus aufeinander. Zwei Journalistik-Studentinnen der KU Eichstätt-Ingolstadt stellten ihre Masterarbeiten zu den Themen KI und Produktinnovationen auf Social Media vor. „Dieses Foto ist nicht echt.“ Mit diesen Worten eröffnete Nina Müller ihren Vortrag zum Thema „Auswirkungen KI-generierter Bilder und Videos auf den Journalismus“. Auf der Leinwand im Konferenzraum des Tagungshotels Ingolstadt zeigte sie am Mittwochnachmittag das Bild eines kleinen Jungen in einem Trümmerhaufen. Doch die vermeintlich authentische Aufnahme aus dem Gazastreifen war ein Fake, wie die Vortragende schnell klarstellte. Das Bild wurde mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erstellt. In ihrer Masterarbeit befragte die Studentin Medienschaffende zu ihrem Umgang mit solchen künstlich generierten Bildern. Die Journalistinnen und Journalisten zeichneten dabei ein ambivalentes Stimmungsbild. Während einige KI-Bilder als Chance für ihren Berufsalltag wahrnahmen, wurde auch auf Risiken aufmerksam gemacht. Vielfach wurde auf die Gefahr von Desinformation hingewiesen. Die Studentin machte auch auf ein unterschätztes Problem aufmerksam, den sogenannten Algorithmic Bias. Denn KI’s reproduzieren häufig …

(V.l.) Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), Marie Todeskino (Leiterin Digitale Lokale-Strategie bei Ippen-Media), Gerd Schneider (Chefredakteur des Donaukuriers in Ingolstadt) und Annika Sehl (Professorin für Journalismus mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft, KU Eichstätt-Ingolstadt) (Foto: Marcus Klose/drehscheibe)

Polarisierung und anhaltende Krisen

Thomas Krüger (Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung), Marie Todeskino (Leiterin Digitale Lokale-Strategie bei Ippen-Media), Gerd Schneider (Chefredakteur des Donaukuriers in Ingolstadt) und Annika Sehl (Professorin für Journalismus mit Schwerpunkt Medienstrukturen und Gesellschaft, KU Eichstätt-Ingolstadt) (Foto: Marcus Klose/drehscheibe) Das erste Podium des 26. Forums Lokaljournalismus widmete sich sogleich einem der brennendsten gesellschaftlichen Themen der Zeit: „Polarisierte Debatten: Was kann und soll Lokaljournalismus in Zeiten der gesellschaftlichen Spaltung leisten?“ Auf dem Podium vertreten waren Gerd Schneider, Chefredakteur des Donaukuriers aus Ingolstadt, Prof. Dr. Annika Sehl, Professorin für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, und Marie Todeskino, Leiterin Digitale Lokal-Strategie bei Ippen-Media. Moderator war Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Die Diskussion umfasste ein weites Feld, es ging um die mögliche gesellschaftliche Spaltung, die aufgeladene Stimmung im Land, um Echokammern genauso wie um die Gefahren von Desinformation oder die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz. Krüger zitierte zunächst aus der repräsentativen Studie „Wie wir wirklich leben”. Die Studie habe gezeigt, dass die Mehrheiten in unserem Lande hinter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stünden, aber die Akteure hinter der Grundordnung …