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Krügers zehn Thesen

Mit einer eindringlichen Rede eröffnete Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, am Mittwochabend das 19. Forum Lokaljournalismus in Waiblingen. Viele könnten nicht wahrhaben, dass der Journalismus dabei sei, „sich grundsätzlich zu wandeln“, sagte Krüger. Als Gründe nannte er unter anderem: Besitzstandwahrung, den Wunsch, die Deutungshoheit zu bewahren. Doch die „Hochkonjunktur des gedruckten Worts“, wie wir sie nach dem Krieg erlebt hätten, gehe dem Ende entgegen.

Von Print emanzipieren

„Fangen Sie jetzt an, sich von Print zu emanzipieren.“ Mit dieser Botschaft setzte Meinolf Ellers den Schlusspunkt des Kamingesprächs. „E-Publishing wird Print ablösen“, ist er überzeugt. Für ihn ist es nur noch eine Frage der Zeit. Deswegen sollten die Verlage von ihrer Ein-Produkt-Philosophie abkommen und in ihren Redaktionen Produktionsabläufe entwickeln, die medienneutral aufgebaut, aber multikanalfähig sind. Vom herkömmlichen Printmodell aus gesehen sind Plattform und Verpackung nicht mehr zukunftstauglich. Zuversicht für die Tragfähigkeit neuer Geschäftsmodelle bezieht er aus den zwei Assets, quasi dem Vermögen und der Kernkompetenz von Regionalzeitungen: Sie verfügen zum einen über die Beziehungen zu den Lesern und Kunden, die in der lokalen Lebenswelt verankert sind, zum anderen über ihre Marken, mit denen Vertrauenskapital verbunden ist. Ellers: „Daraus kann man was machen, wenn man nicht papierhörig ist.“ Voraussetzung ist aber auch: „Näher ran an die Menschen, Leser wie Kunden.“

Papier hat keine Zukunft

„Sie werden noch eine lange Zeit gut von Papier leben können“, sagt Meinolf Ellers. Aber die Papierpreise werden bereits im nächsten Jahr steigen und das um bis zu 10 Prozent, ist er sich sicher. Langfristig sieht er für die Tageszeitungen keine Zukunft, wenn sie sich nur auf Print fokussieren. Aber: Ellers macht den lokalen Tageszeitungen Hoffnung. Die lokale Lebenswelt wird bleiben und das gilt auch für den Lokaljournalisten. Er kann diese Lebenswelt anschaulich und lebensnah darstellen. Kundenbeziehung, Leserbeziehung  – das sind die neuen Zauberwörter. Das Beziehungsmanagment zu den Menschen vor Ort ist der entscheidende Faktor, der das Überleben der lokalen Tageszeitungen beieinflusst. Der zweite wichtige Punkt sei die Marke. Den Menschen muss der Name einer Zeitung bekannt sein, die Menschen müssen mit ihr etwas verbinden. „Ich glaube an das Potenzial des Lokaljournalismus“, sagt Ellers.

Das Kamingespräch

Jetzt geht es also richtig los: Die Kennlern-Runde beim Modell-Seminar ist vorbei. Auf den ersten Blick nette Leute und interessante Themen.  Das Kamingespräch mit Meinolf Ellers hat angefangen. Keine Folien oder Powerpoint, dafür kann der Mann sprechen. Die ersten Sätze lassen auf einen interessanten Abend hoffen. Ich bin gespannt… Übrigens: Falls jemand ein Ladegerät für ein Siemens-Handy hat, bitte bei Daniel Mau melden. Ich habe meins nämlich leider vergessen.