Alle Artikel in: Folo 2013

Forum Lokaljournalismus
Jährlich findet ein großes Forum für Lokaljournalisten an wechselnden Orten statt. Zum Anfang des Jahres werden dort Trends und Entwicklungen bei den Zeitungen von Chefredakteuren und leitenden Redakteuren diskutiert. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung iniziierte Forum ist das herausragende Podium für die nahezu 360 deutschen Tageszeitungen, um über den Lokaljournalismus zu sprechen und dessen Qualität zu analysieren und zu steigern. In jedem Jahr ist ein anderes Verlagshaus Ausrichter der Veranstaltung, zu der auch externe Gäste wie Politiker und Wissenschaftler geladen werden. Auf dieser Seite finden Sie Dokumentationen zu den Foren.

Der Porsche im Laden ist nicht kostenlos

Medienwandel, Hyperlokales, journalistischer Nachwuchs – all diese Fragen wurden auf dem 21. Forum Lokaljournalismus diskutiert. Auf dem letzten Podium aber ging’s ans Eingemachte – ums liebe Geld. Zur Diskussion stand die Frage, auf die bisher wohl niemand eine befriedigende Antwort geben kann: „Wie lässt sich leistungsfähiger Lokaljournalismus finanzieren?“ Die Diskutanten waren Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin von derStandard.at, Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführer der Schickler Beratungsgruppe, Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer der taz, Lutz Schumacher, Chefredakteur des Nordkuriers, und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszenrale für politische Bildung. Moderator war Horst Seidenfaden, Chefredakteur der Hessischen/ Niedersächsischen Allgemeinen. Lutz Schumacher vom Nordkurier meinte, es gebe eine „simple Antwort“ auf die Frage nach der Finanzierung von gutem Journalismus: Es gehe schlicht und einfach darum, gute journalistische Produkte herzustellen, die die Menschen kaufen wollen. Das sei nicht anders als in jeder anderen Branche. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es diese Nachfrage gibt“, betonte er. Lafrenz von der Schickler Beratungsgruppe indes erinnerte noch einmal daran, dass es in Zukunft weniger Geld geben werde, da Anzeigenkunden wegfallen – im Lokalen wie im Regionalen. Er verwehrte sich …

„Journalisten und Programmierer müssen eng zusammenarbeiten“

Eine bessere Verbindung zwischen journalistischen Inhalten und Technologie fordert Jan Bayer aus dem Vorstand der Axel Springer AG: „Technologie wird zum Schlüssel des Erfolges. Auf fünf Journalisten sollen bei uns künftig ein Programmierer und ein Designer kommen.“ Das sei die Lehre, die der Vorstand der Axel Springer AG, aus dem Besuch im Silicon Valley gezogen hat. „Dort arbeiten interdisziplinär zusammengesetzte Teams zusammen“, sagt Bayer. „Das müssen wir übernehmen und die Wände der Büros einreißen. Ideen enstehen im Austausch und nicht zurückgezogen in einem Büro.“ Nur wenn Bereitschaft zur Veränderung da sei, könne der Lokaljournalismus in Deutschland überleben. „Wir waren früher Teil eines Rituals am Frühstückstisch“, betont Bayer. „Das ist heute größtenteils nicht mehr so.“ Deshalb müssten Wege gesucht werden, wieder Bestandteil in den Alltagsritualen der Menschen zu werden. „Dafür müssen wir über den Tellerrand hinausschauen und erkennen, wer mit am Tisch sitzt.“ Im Lokalen seien das zum Beispiel Internetdienste wie Google News oder Qype. Doch könne dort „nur“ Content konsumiert werden, Orientierung oder Recherche werde nicht geboten. „An dieser Stelle kommt der Qualitätsjournalismus ins Spiel, …

„Das Selbstbewusstsein stärken“

Ein Plädoyer für kritischen Lokaljournalismus hielt Olaf Scholz zum Auftakt des zweiten Tages. „Wer in einer Stadt lebt und über sie schreibt, dem liegt sie auch am Herzen“, sagt der Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg. „Dem tut es aber zugleich umso mehr weh, wenn etwas schief oder aus dem Ruder läuft. Und ein guter Journalist bringt es unerbittlich an die Öffentlichkeit.“ Ihn freue ein Journalismus, der sich nicht unreflektiert als neutraler Beobachter inszeniert, sondern der sein Einbezogensein in räumliche und soziale Zusammenhänge reflektiere und sich kompromisslos daran mache, Geschichten auszugraben und Missstände anzuprangern. „Gerade die starke regionale Verankerung der Presse ist ein Grund dafür, dass wir auch in Zeiten der sogenannten Medienkrise immer noch flächendeckend qualitativ guten Journalismus in Deutschland vorfinden“, sagt der Politiker. Doch während der gesellschaftliche Wert journalistischer Angebote nach wie vor unbestritten sei, sähe es mit der Frage nach dem wirtschaftlichen Wert des Journalismus schwieriger aus. „Dadurch wird es immer schwieriger, leistungsfähigen und kritischen Journalismus zu bieten“, betont er. Deshalb sei ine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir ihn künftig organisieren, unerlässlich. Daran …

Di Lorenzos Rede beeindruckt

Bilanz nach dem ersten Tag des Blitz-Forums Lokaljournalismus: Am meisten beeindruckt waren die Teilnehmer von der Rede des Chefredakteurs der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Di Lorenzo hat Recht, wir dürfen nicht anfangen, unsere eigene Branche selbst tot zu schreiben, wir müssen mehr Selbstbewußtsein entwickeln“, meinte beispielsweise Dirk Baldus, stellvertretender Chefredakteur „Die Glocke“ im westfälischen Oelde. Wenn das ein Ergebnis des Forums ist, dann sei das toll. [http://www.youtube.com/watch?v=DMSRdSW5Zb8] „Weil er das gesagt hat, was wir Wissenschaftler schon seit vielen Jahren sagen“, war auch Dr. Wiebke Möhring“, Professorin an der FH Hannover äußerst angetan von Giovannis Rede beim Lokaljournalistenforum. Gemeinsam mit Dr. Sonja Kretzschmar und Lutz Timmermann hat die Wissenschaftlerin 2011 ein Buch zum Thema Lokaljournalismus veröffentlicht. „Es war ein Mutmacher“, meinte auch Helmuth Rücker von der Passauer Neuen Presse. Allerdings hätte er sich von den anschließenden Diskussionsrunden noch mehr erwartet. Die Themen seien nicht mehr ganz neu gewesen. Ähnlich äußerte sich auch Martin Krigar, Chefredakteur beim Westfälischen Anzeiger in Hamm und forderte mehr Praxisbezüge. Der Chefredakteur des Hanauer Anzeigers, Dieter Schreier, nimmt vom ersten Tag des Forums …

Im Lokalen Eliten auf die Finger klopfen

Um das Verhältnis von Journalismus und Politik ging es auf dem Podium mit dem Titel „Und was machen wir jetzt daraus?“ Wie steht die neue Journalistengeneration zur Politik, insbesondere zur lokalen? Wie steht die lokale Politik zu den Lokaljournalisten? Diese Fragen sollten nach den Keynotes von Hans-Josef Vogel, Bürgermeister der Stadt Arnsberg, und Prof. Karl-Rudolf Korte, Direktor School of Governance der Universität Duisburg, beantwortet werden. Moderator war Stephan Detjen, Chefkorrespondent des Deutschlandradios. Joachim Braun, Chefredakteur des Nordbayerischern Kuriers aus Bayreuth, meinte: „Lokalpolitiker werden von Lokaljournalisten als Störenfriede betrachtet. “ Andersherum werde Politik von Lokaljournalisten, besonders auch von jungen, als etwas Negatives angesehen. „Man will sich mit niemandem streiten“, meinte Braun. Und die Leser, also die Bürger? „Viele verstehen Politik nicht mehr. Auch lokale Politik ist vom Bürger weggerückt.“ Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, sagte, Journalisten im allgemeinen würden als „Hohepriester einer Politik verstanden, die keiner versteht.“ Das Lokale habe aber „gegenüber übergeordneter Politik den Vorteil, dass es näher und erfassbarer ist.“ Lokaljournalisten fielen dabei neue Aufgaben zu. „Es ist an uns, Vertrauen zu erwerben. …

Die Wahrheit ist im Lokalen

Über den journalistischen Tellerrand blickten nach der Kaffeepause zwei Fachleute aus der Politik. Karl-Rudolf Korte – der Theoretiker von der Uni Duisburg Essen. Und der Praktiker: Arnsbergs Bürgermeister Hans-Josef Vogel. Beide brachen demonstrativ eine Lanze für den Lokaljournalismus, mit harten Thesen untermauerten die warmen Worte. Politikwissenschaftler Korte machte die Bedeutung und Herausforderungen des Lokaljournalisms an vier Punkten fest: Der Lokaljournalismus ist Qualitätsgarant für die Demokratie: Denn Journalismus ist rechenschaftspflichtig, zustimmungspflichtig und begründungspflichtig: All das kann und muss eine Lokalredaktion leisten und so die Qualität der politischen Kommunikation innerhalb einer Gemeinde oder Region verbessern. Lokaljournalisten müssen auf die neue Beteiligungsarchitektur reagieren: Jeder Bürger hat ein Stück Stuttgart 21 vor seiner Haustür – der Geist ist aus der Flasche und kann nicht mehr zurückgeholt werden. Der Lokaljournalismus kann einen Ausweg aus einer gespaltenen Öffentlichkeit anbieten: Wenn Sie die Bürger verstehen, überbrücken Lokaljournalisten den Spalt zwischen Politik und der Lebenswirklichkeit. Der Lokaljournalismus besitzt gute Instrumente, um auf zentrale und moderne Befindlichkeiten der Menschen zu reagieren: Denn diese suchen Orientierung in allen Bereichen ihres Alltags – das wichtigste ist …