Alle Artikel in: Redaktionskonferenz Inklusion 2015

Der Mensch im Mittelpunkt

Sachlich, reflektiert, vielschichtig. So wie die Debatten verlief auch die Präsentation der Arbeitsgruppenergebnisse. Den Veranstaltungsreader inklusive der Gruppenpapiere können Sie hier herunterladen: Reader Inklusion … und die Präsentation er Arbeitsgruppenergebnisse selbst hier nachlesen: Gruppe eins: Barrieren vor der Haustür Mit Pinnwand und Moderationskarten baut Gruppe eins Stück für Stück ihr Konzept auf, um die Spurensuche nach Barrieren vor der Haustür in geeordnete Bahnen zu lenken. Erzählungen aus dem Praxis unter dem Motto ¨Nicht zuende gedacht¨ machen es einfach, sich und seine Lokalredaktionen wiederzufinden: Kennen wir sie nicht alle? Die Gastronomien mit Rampen, aber zu hohen Tischen? Die behördlichen Verhandlungsräume im ersten Stock, ohne Aufzug? Hier kann der Lokaljournalist tun, was er am besten kann: Aufdecken, erklären, sensibilisieren. Mit dem ¨Mensch im Mittelpunkt¨. Wie auch unten auf den Bildern erkennbar, hat die Arbeitsgruppe konkrete to-do-Themen entwickelt. Eine kleine Auswahl: – erster Schritt der Arbeit ist, sich ein Netzwertk aufzubauen, sich eine Liste anzulegen, was gibt es in meinem Bereich für Zielgruppen, wenn kann ich fragen, welche Experten gibt es. – Eine Möglichkeit ist der Stadtcheck bzw. …

Apps für Barrierefreiheit

Aktion Mensch, Lebenshilfe, Caritas, Diakonie: wer über Inklusion schreibt, stößt früher oder später auf eine Menge Organisationen, die sich die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen auf die Fahnen geschrieben haben. Für Journalisten lohnt es sich nicht nur, sich genauer deren Agenda und Aufbau anzuschauen, sondern auch, welche Tools, Daten und Ansprechpartner diese Organisationen preisgeben. Knackigen Input für die journalistisch Praxis geben am Mittwochmorgen Andreas Henke von der Lebenshilfe und Sascha Decker von der Aktion Mensch. Wie andere Redaktionen über Inklusion schreiben, zeigt im Anschluss, kurz vor der Vorstellung der Gruppenarbeitsergebnisse, auch Sascha Lübbe von der drehscheibe. Henke bringt Zahlen mit. Inklusion an Schulen ist ein Länderthema – und wie unterschiedlich diese aufgestellt sind zeigen die Inklusionsquoten: Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg sind weit vorne, bei knapp 60 Prozent. Banden-Bürttemberg und Bayern ruhen mit 26 Prozent am unteren Ende der Liste. Woran das liegt? In vielen nördlichen Bundesländern haben schon behinderte mit nicht-behinderten Kindern gemeinsam gelernt, lange bevor Deutschland die Behindertenrechtskonvention 2009 unterzeichnet hat. Inklusion funktioniert nicht auf Knopfdruck, sondern hängt stark von den vorhandenen …

Blick in die Arbeitsgruppen

Am Dienstagnachmittag wurde in den Arbeitsgruppen „Barrieren vor der Haustür“, „Barrieren in der Sprache“ und „Barrieren in den Köpfen“ gemeinsam gelacht, diskutiert und an Konzepten gefeilt. Hier ein kleiner Einblick: Arbeitsgruppe eins: Barrieren vor der Haustür, geleitet von Peter Taubald Barrierefreiheit meint nicht nur, dass Treppen durch Aufzüge ersetzt werden. Barrierefrei meint, dass Menschen mit und ohne Behinderungen in allen Lebensbereichen an allen Angeboten teilhaben können, wenn sie es wollen. Und sie sollen dazu willkommen sein. Ist dieses Ziel in Sichtweite? Wie erleben die Menschen in den Städten und Gemeinden diesen Prozess, in den Schulen, in der Arbeitswelt, im öffentlichen Leben? Machen wir eine Bestandsaufnahme, finden wir Formen und Formate zur Darstellung! Audio-Statement von der freien Journalistin Daniela Lukaßen:Was nehmen Sie aus dem Seminar für Ihre Arbeit mit? [Ergänzung]: Lukaßen: mitgenommen habe ich auf jeden Fall dass es bei dem Thema Inklusion noch Redebedarf gibt, auch innerhalb der journalistischen Kreise. Dinge, die ich umsetzen werde – zum einen dass ich die journalistische Sorgfaltspflicht achte, egal ob es um Menschen mit oder ohne Behinderungen geht, aber …

Dos and Don’ts

Wenn Sprache das Denken und dieses wiederum das Handeln bestimmt, dann hantieren Journalisten mit hochgefährlichem Werkzeug. Gerade, wenn sie über Gruppen schreiben, die gesellschaftlich benachteiligt werden, ist Vorsicht angebracht, um ihre Unterdrückung nicht noch versehentlich zu untermauern. Was sind häufige Stolperfallen? Ganz handfeste Tipps für den Redaktionalltag bekommen die Lokaljournalisten von Andi Weiland, der Öffentlichkeitsarbeit für Sozialhelden e.V. macht. Er stelle verschiedene Projekte des Vereins vor, die sich explizit an Medienmacher wenden. Statt einer Vortragszusammenfassung gibt’s hier also auf den Punkt gebrachte Praxis-Kost: Tipps eins für reflektierte Orte: Wheelmap.org Der Verein hat Wheelmap.org entwickelt, eine Onlinekarte, auf der jeder Nutzer markieren kann, wie rollstuhlgerecht Orte sind. Die Karte umfasse derzeit 600.000 Orte weltweit, jeden Tag kämen 300 neue hinzu.- Wheelmap-Check in der Stadt. Wo müsste nachgefasst werden? Und stimmen die Einträge? Was sagen die Betreiber von Gaststätten, wenn man sie mit mangelnder Barrierefreiheit konfroniert? – Am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Behinderungen, der Verein plant an dem Tag auch Aktionen mit Wheelmap und Aufrufe. Der Termin bietet sich also an. Tipp zwei für …

Ohne System

Regelschule oder Sonderschule, das ist eine Frage, vielleicht sogar die Frage der Inklusionsdebatte. Das liegt nicht nur daran, dass Schule – idealerweise – in der Biografie eines jeden Menschens verankert ist, sondern das leitet sich vor allem aus ihrer Funktion ab: Schule soll für gesellschaftliches Leben fit machen. Erfolg oder Misserfolg tragen entscheidend zu persönlichen Chancen bei. Hier haben die Bundesländer also einen bedeutungsvollen öffentlichen Auftrag. Kein Wunder also, dass Prof. Dr. Clemens Knobloch, Sprachwissenschaftler von der Uni Siegen, und Norbert Zeller, ehemaliger Stabsstellenleiter der Gemeindschaftsschulen im Kulturministerium Baden Württemberg, unter der Frage  „Führt Inklusion zu sozialer Gerechtigkeit?“ über Schule und Inklusion zu sprechen begannen. Um Inklusion an Schulen umzusetzen, ist unser Schulsystem laut Knobloch einfach nicht geeignet; zu schnell würde es die Schwachen aussieben, die Eliten fördern, und Chancen, zwischen den Schulformen zu wechseln, dadurch klein halten. Seiner Meinung nach bräuchte man dafür mehr Gesamtschulen. „Inklusion in einem System das so tickt wie unseres ist letztendlich ein Programm zur Förderung von Privatschulen.“ Damit meint er, dass viele Menschen befürchten, dass ihre Kinder in Inklusionsklassen …

Politik der kleinen Schritte

„Wir gehen mit leeren Taschen rein und haben immer die Chance, mit mehr herauszukommen, während die anderen Verhandlungspartner unter einem viel stärkeren Druck stehen.“ Monika Scheele Knight ist Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Ehrenamtlich setzt sie sich dort für die Belange von Menschen mit Behinderungen und ihren Familien ein. Die erste Folie ihrer Powerpoint-Präsentation zeigt ihren 15-jähriger Sohn John, der „schwerst- und mehrfachbehindert ist“. Scheele Knight kennt den bürokratischen-medizinischen Dschungel durch den sich behinderte Menschen schlagen müssen, die Herausforderungen des Alltags, die Erfahrungen auf dem Spielplatz, auf dem die Kinder überfordert das Weite suchen, sobald sich John mit ihnen auf ein Spielgerät setzt. Sie geht auch auf Themen ein, die spannend für die lokaljournalistische Recherche sind. Der Umgang mit behinderten Menschen in der Psychiatrie zum Beispiel. Auch John wird psychiatrich begleitet. „Die Psychiatrie ist gar nicht darauf ausgelegt, dass Menschen wie mein Sohn dort betreut werden. Menschen mit Behinderung werden nicht mitgedacht“, sagt Knight. Die meisten Mediziner denken in erster Linie daran, was das Personal tun kann um die Patienten schnell und pragmatisch zu therapieren, …

Kennt Inklusion Grenzen?

„Inklusion bedeutet, dass alle von Anfang an die Chance bekommen, in der Gesellschaft mitzuwirken“, sagt Bloggerin und Inklusionsaktivisitin Julia Probst, die für die Piratenpartei antrat und deren Engagement schon Angela Merkel davon überzeugte, beim Tag der offenen Tür im Bundeskanzleramt Gebärdensprachdolmetscher zu engagieren. „Inklusion für alle bedeutet, dass manche allein auf der Strecke bleiben“, sagt hingegen Martin Tschepe, Redakteur von der Stuttgarter Zeitung mit Betreuungs- und „Inklusions-Reportageerfahrung“. Gemeinsam diskutieren sie darüber wie die Öffentlichkeit mit behinderten Menschen umgeht und wie Inklusion funktionieren kann. Probst macht sich für einen selbstbestimmten Ansatz stark, für eine freie Wahl, beispielweise der Schule. Sie habe immer wieder erlebt, dass Kinder, die keine schwere Beeinträchtigung haben, unhinterfragt an Sonderschulen verwiesen werden. „Ich war auch an der normalen Schule, ich hatte keine Dolmetscher, da ich ja keine Gebärdensprache konnte. Ich musste von den Lippen ablesen, doch das war ein gutes Training für mich“, sagt Probst. „Wenn ich nicht auf eine Regelschule gegangen wäre, wäre ich heute nicht so stark“. Gleichzeitig sollten aber jene, die diesen Weg nicht gehen, nicht benachteiligt werden. In …