Alle Artikel in: Redaktionskonferenz Inklusion 2015

Krankheitsvorstellungen sind Normvorstellungen

Was ist Krankheit, was ist Behinderung? Es ist vor allem das, was die Gesellschaft daraus machen will. Das ist die zentrale These von Prof. Dr. Dominik Groß, Medizinethiker von der RWTH Aachen. Mit einem reflektierten und erfrischend selbstkritischen Vortrag beginnt er die bpb-Redaktionskonferenz zum Thema Inklusion. Am Ende nehmenden die Teilnehmenden nicht nur Tipps für die Berichterstattung in ihrer Zeitung mit, sondern auch Fragen an sich selbst. Der deutsche Sprachwortschatz mag vergleichweise reich sein an poetischen Nischenbegriffen und präzise zusammengesetzten Wortmonstren. Aber in einem Feld ist es erbärmlich arm: Wenn es um „Krankheit“ geht. Krank ist krank. Dabei bietet der Begriff so viele Bedeutungsebenen und knallendes Konfliktpotenzial. Darum geht Groß ins Englische, um die Verständnisebenen von Krankheit in Forschung und den Definitionen von internationalen Organisation wie der WHO zu verdeutlichen: er unterscheidet disease, illness und sickness am Beispiel des berühmten US-amerikanischen Publizisten Randolph Bourne. Mit Diseases sind vor allem medizinische Diagnosen gemeint, körperliche Funktionen, die von der Norm abweichen – im Falle von Bourne wäre das etwa eine Wirbelsäulen-Tuberkulose, die zu einem veringertem Wachstum geführt …

Startschuss: Redaktionskonferenz zum Thema Inklusion

Es geht los: In diesem Moment startet in Warendorf die bpb-Redaktionskonferenz zum Thema „Inklusion“. Inklusion ist ein gesellschaftliches Mega-Thema für Lokalredaktionen. Bei diesem abstrakt wirkenden Begriff geht es um etwas, das selbstverständlich sein sollte und das journalistische Wächteramt von Grundauf mitbestimmt: Die gleichberechtigte Teilhabe aller. Auch im Jahr 2015 gibt es noch Barrieren, die diese verhindern: Die Barrieren vor der eigenen Haustür, wie in Schulen, Rathäusern, im Städtebau. Manche von ihnen hindern am Mitreden, andere an der Fortbewegung, und manche grenzen aus, in dem sie jemanden als „krank“ erklären, der sich selbst als gesund empfindet. Es geht also auch um die Barrieren in der Sprache und in den Köpfen. Wenn Medien über Menschen mit Behinderungen berichten, agieren sie oft ungeschickt. Dann heißt es: „Sie meistert tapfer ihr Schicksal.“ „Man sieht ihm seine Behinderung gar nicht an.“ Oder: „Sie ist an den Rollstuhl gefesselt.“ Gleichberechtigte Teilhabe ist ein schwieriges Feld, Konflikte sind vorprogrammiert. Rund zwei Dutzend Redakteurinnen und Redakteure stecken drei Tage lang das Themenfeld ab, analysieren die Hintergründe und entwickeln Handreichungen für den Redaktionsalltag. Und …