Jahr: 2014

Besser Online: Mit dem Smartphone in der Menge baden

Jeder von uns besitzt mindestens eines der Wundergeräte, die ein komplettes Multimediawerk auf Knopfdruck produzieren, hochladen und auf allen Social-Media-Kanälen des Mediums verbreiten können. Tipps dafür, wie wir technisch und inhaltlich das beste aus unseren kleinen Begleitern rausholen können, geben Isabella David von mittendrin.de und Barbara Weidmann-Lainer von fit-für-crossmedia.de heute auf der Tagung Besser Online. Mobile Liveberichterstattung ist nicht nur praktisch, sondern ermöglicht auch (kritischen), politisch bildenden Journalismus. Mit spürbarer Begeisterung erzählt David davon, wie sie über Mobile Reporting die Proteste in Hamburg rund um die Lampedusa Gruppe in Liveberichterstattung mitverfolgen und twittern konnte. Oder eine Demonstration, die eskalierte, „bis einer der Demonstranten eine Machete im Bein hatte“. Mitten in der Menge mit dem Smartphone waren sie und ihr Team dabei. Proteste, aber auch vergessene Themen wie das Leben in prekären Stadtteilen können besser abgedeckt werden; weil man mit mobile Geräten einfach ohne Hindernisse direkt teilnehmen kann, wenn etwas passiert – und auch nicht immer als Journalist erkannt wird. Glaubwürdige Bilder und Geschichten entstehen in gewissermaßen lokal „in Zivil“. Als ein großflächiges Gebiet in Hamburg …

Besser Online: Die Community ist eine Cocktailparty

Bilder,  Videos,  Audios, Texte, alles zusammen, kreativst verpackt: Viele Lokalredaktionen toben sich online richtig aus. Oder wollen es zumindest. Content zu produzieren ist die eine Sache. Die andere ist aber, ihn an die Menschen zu bringen, eine lebendige Community aufzubauen und mit ihr konstruktiv zu diskutieren. Zu viele spannende  Geschichten verstauben nahezu ungelesen in den Tiefen der Website, Nutzer zerfleischen sich – oder den Autor – in Facebook-Kommentaren. Wie geht’s richtig? Das wollen Thomas Leidel von n-tv, Markus Hofmann von der Badischen Zeitung und Heike Gallery von gute-frage.net auf der heutigen DJV-Tagung „Besser Online“ in Berlin unter dem Motto „Das Netz in die Hand nehmen“ in einem Podium zum Thema „Social Media Management – Content Management“ klären. Oder zumindest mal mit den Kollegen ein Stündchen diskutieren, bevor es in die Croissantpause geht. Der Saal ist gut halbvoll, Raum eins, die Galerie, für die großen wichtigen Termine heute. Direkt nach dem Tagungsauftakt. Moderatorin Andrea Diener stimmt die Runde ein und gibt ein paar Anekdoten aus dem faz.net Community-Manager-Alltag zum Besten. Beziehungsweise aus einer Datei, in der sie gesammelten …

Hochmotiviert

Der letzte Tag in Gummersbach war voller Motivation. Eine kleine Rückschau. Axel Bürger, lange Zeit Lokalchef der Lippischen Zeitung und heute Medienberater, sagt zur Begrüßung: „Ich war 15 Jahre Teil des Problems, jetzt möchte ich Teil der Lösung sein.“ Er ist der letzte Referent in Gummersbach und spricht über Motivation, die man zuallererst mit Alltagsumkrempelung auf Schiene bringen kann. Mit der anderen Hand Zähne putzen, mal anders die Arme verschränkt haben, mal einen anderen Blick haben. Ca. 60.000 Gedanken hat ein Mensch pro Tag – weniger als 10 % davon sind aufbauend, behauptet Bürger. „Das Positive steht unter Generalverdacht.“ So auch das Lob, meint Bürger: „Wir haben ein Problem mit Lob in dieser Gesellschaft und deshalb haben wir ein Problem mit Motivation.“ Wenn man aber an der Motivation arbeiten möchte, sollte man nicht nur lernen, sich über Lob zu freuen, sondern auch sich zu fragen: „Was ihr sehen wollt.“ Von wenig Motivation konnte diese Woche aber nicht die Rede sein. Die Modellseminar-Teilnehmerinnen und Teilnehmer werkelten zwischen den Vorträgen an ihren eigenen Projekten in vier verschiedenen …

Kein vorauseilender Gehorsam

Wer glaubt, Straf- und Zivilrecht ist staubtrocken, kennt Stefan Petermeier noch nicht. Der Rechtsanwalt des Münchner Merkurs spricht heute Morgen über die Rechte und Grenzen journalistischer Recherche und versteht es, aus dem Paragraphendschungel eine praktische Handlungsanleitung zu machen. Welche Ansprüche habe ich eigentlich gegenüber Behörden und auf was kann ich mich berufen? Im ersten Teil des Vortrags geht es vor allem um die Frage, was darf ich wissen? „Man kann Ihnen nicht unterstellen, wenn Sie es wissen, dann schreiben Sie es auch. Zuallererst geht es darum, was SIE wissen dürfen.“ Die Rahmenbedingungen stehen in den Landespressegesetzen. Anspruchsberechtigt ist jeder Redakteur, jede freie Jounalistin, jeder Verleger, jede Herausgeberin. Antworten müssen: Die Behörden, aber auch jene Gebietskörperschaften, die in Gesellschaften des Privaten ausgegliedert werden wie etwa Stadtwerke, Krankenhäuser, Energieversorger – „sofern die öffentliche Hand noch maßgeblichen Einfluss hat“. Behörden sind ja bekanntlich um keine Antwort verlegen, wenn es darum geht, kritische Anfragen abzuwehren. Geheimhaltungsvorschriften, Datenschutz oder schlichtweg „unzumutbarer Umfang“ sind gängige Ausreden. „Geheimhaltungsvorschriften sind längst nicht so oft einschlägig wie von Behörden angegeben, sogar das Steuergeheimnis ist …

Außerhalb der Norm denken

„Geschichten, die Spaß machen, sind zuallererst mal Geschichten, die den Autoren Spaß machen. Und die logische Folge ist, es macht auch den Lesern mehr Spaß.“ Mit einem breiten Grinsen beginnt die freie Journalistin Gabi Pfeiffer ihren Vortrag, in dem es vor allem um eines geht: Anders denken und daran Spaß haben. Los geht es mit dem Wortspiel „Tic Tac Bum“, bei dem eine tickende Bombe weitergereicht wird und wer immer die Bombe hält, sollte ein Wort bilden mit der jeweiligen Silbe, die anfangs festgelegt wird. „Vor“ gibt die Richtung an und die Bombe wandert quer durch den Raum. Vorwärts, Vorspiel, Vorderhaus – „Ich bin beeindruckt, wie viel Ihnen eingefallen ist“, sagt Pfeiffer, „aber ich glaube, es war auch besonders leicht.“ Silben könnten auch bei Schlagzeilen helfen, meint Pfeiffer. Andere Regeln, die „anders arbeiten“ lassen: Zu jeder dieser Schlagworte zeigt Pfeiffer Beispiele, die hier als Anregungen zusammengefasst sind. „Ich wünsche mir mehr Quatsch in der Zeitung!“ sagt die freie Journalistin, die sich im klassischen Tageszeitungsgeschäft nicht so wohlfühlte und deshalb heute beim Obdachlosenmagazin Straßenkreuzer mitmischt, wo …

„Investigative Recherche ist eine sehr persönliche Kiste“

Das Rechercheschwergewicht David Schraven ist heute in Gummersbach zu Gast und führt uns mit trockenem Humor durch seine Geschichten. Angekündigt ist sein Vortrag mit „Tote Briefkästen im Netz und konspirative Treffen: neue Recherchewege“. Von toten Briefkästen kann keine Rede sein, zwischen 10 und 80 „Briefe“ flattern jede Woche in Schravens anonyme Briefkästen. „Ich rate jedem so einen Briefkasten einzurichten“, sagt der ehemalige Leiter des Ressorts Recherche der WAZ (heute Funke-Gruppe). „Besonders im Lokaljournalismus kann man mit relativ wenigen Schrauben große Sprünge machen.“

Dranbleiben trotz Gegenwind

Einer der Letzten seiner Art spricht Mittwochmorgen in Gummersbach über das „Dranbleiben trotz Gegenwind“ im Lokaljournalismus. Ekkehard Rüger, „Einmann-Redakteur“ und „Landei“ berichtet seit bald 18 Jahren aus der 19.000 Einwohner großen Stadt Burscheid (bei Leverkusen) für die Westdeutsche Zeitung. „Früher habe ich mir immer gedacht: Meine Kinder sollen nie in den Sportverein gehen, über den ich berichte. Der private Blick verklärt den beruflichen, in dem ich in Köln wohne, wahre ich die Distanz“, erzählt Rüger. Heute steht sein Haus in der Nähe der Redaktion, sein Sohn geht in den lokalen Sportverein und seine Frau ist Pfarrerin in der Stadtgemeinde. Verwobener kann man mit einem Ort kaum sein. „Mein jahrelanger Distanzschutz des Siezens bricht immer mehr zusammen und wenn ich in Burscheid Gegenwind bekomme, dann ist das schnell auch persönlicher Art.“ Wie etwa aktuell. Am Sonntag gab es in Burscheid einen Bürgerentscheid zur Umbenennung der Fritz-Halbach-Straße. Fritz Halbach, bekannt für seine Förderung der Bergischen Mundartkultur, war bereits Anfang der 30er Jahre bekennender Antisemit und Nationalsozialist. Als das eine wissenschaftliche Überprüfung bestätigte, beschloss man die Straße umzubenennen, …