Autor: Marion Bacher

Crossmedial aus Tutzing

Es wäre wohl langweilig, wenn die Tutzinger Radiotage nicht ab und zu auf dem Kopf stehen würden. Auf dem Twitter-Bild zu sehen sind Axinja und Inda, zwei der sechs Nachwuchsreporter, die Tutzing in diesen Tagen crossmedial auf dem Blog radiotage.wasmitmedien.de/2015 begleiten. Während man auf dem Blog die Klassiker nachlesen kann – etwa die Do’s and Don’ts von Audios im Netz, eine smarte Digitalstrategie oder – ganz groß – Zukunftsvisionen für Radiomacher, haben Axinja, Anne, Ann-Kathrin, Ina, Marie und Vassilli aber auch einige Videos gedreht: Es wird nachgefragt bei den Erzählprofis Christian Grasse, Florian Schwinn und Grimme Preisträgerin Sandra Müller, was es denn bedeutet, gut zu erzählen – spannenderweise gehen vor allem beim Thema Online ihre Meinungen deutlich auseinander. Oder aber: Was teilen eigentlich die Radiomacherinnen und Radiomacher privat?     Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren   Unterstützt werden die sprudelnden Ideen der jungen Journalisten von den RadioOnline-Profis Daniel Fiene und Dennis Horn, die unter anderem mit technischem Know-How den sechs Reportern zur Seite …

Recherche als Gemeingut

Fast direkt von der Grimme-Preis-Verleihung reist Investigativ-Journalist David Schraven vom gemeinnützigen Recherchebüro CORRECT!V nach Tutzing. Er erzählt im Interview, was grenzenlose Recherche ausmacht und mit welchen Methoden CORRECT!V seine Erfahrungen weitergibt. Eines der Leitmotive von CORRECT!V ist es, jenseits der Grenzen zu arbeiten. Sie denken nicht mehr in Medienformaten, und Ihre Recherchen hören auch nicht an den Stadt- oder Landesgrenzen auf. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Zuallererst ist es mal eine Entdeckung – man muss sich nicht wie ein Printjournalist überlegen, wann die Deadline ist oder wie viele Zeichen meine Geschichte haben darf. Bei uns werden die Geschichten fertig, wenn sie fertig sind – und danach überlegen wir uns, welches Medium oder welche Formate sich am besten dafür eignen. Das kann von Radio über Dokumentarfilm bis hin zu einem Theaterstück gehen. Und im räumlichen Bereich ist das Auflösen von Grenzen auch wichtig, weil deine Recherche nicht mehr im nächsten Dorf aufhört. Sie haben heute gesagt, dass CORRECT!V multilokal arbeitet – etwas, das es vorher nicht gegeben hat. Ja, nehmen wir mal den Ausbau einer …

Mut zum Kontrollverlust

Weiterdenken, Grenzen verwischen und doch die Gesetzmäßigkeiten der Sozialen Netzwerken kennen: Im Gespräch mit Schiwa Schlei, der Onlinechefin von 1Live und Funkhaus Europa.   Frau Schlei, in ihrem Vortrag hat eine Ihrer Fragen sehr zum Nachdenken angeregt. Sie lautete: Würden Sie Content von Ihrem Radiosender auch privat teilen? – Wann haben denn Sie das letzte Mal etwas von 1Live geteilt? Schiwa Schlei denkt länger nach. Ich muss dazusagen, dass ich relativ wenig Content teile, obwohl ich sehr viel in den sozialen Netzwerken unterwegs bin…Inhaltlicher Content, den ich geteilt habe, war die Freude über den Grimme Preis von Mr. Dicks – wir haben als Radio den Grimme Preis Fernsehen gewonnen, das ist schon stark. Ein Radiosender gewinnt den Fernsehpreis, Sie plädieren dafür das Radio nicht nur als reines Audiomedium zu begreifen und das Selbstverständnis der Radiomacher zu ändern. Was hilft Ihnen auszubrechen aus gewohnten Denkmustern? Jeder braucht andere Rahmenbedingungen, mir hilft es beispielsweise mit bestimmten Personen darüber zu sprechen, den Ball hin und her zu spielen, sich immer weiter in ein Thema reinzusteigen. Es geht bei …

„Content ist King“

Auf den 11. Tutzinger Radiotagen steht der Inhalt im Fokus. Smartphones, Autoradio, personalisiertes Hören – die Technologie ändert das Radiohören – „und das wird wiederum zu einer intensiven Diskussion über Inhalte führen“, sagt Bertold L. Flöper. Der Leiter des Lokaljournalistenprogramms der Bundeszentrale für politische Bildung eröffnet mit Michael Schröder, Leiter der Akademie für politische Bildung Tutzing, die 11. Tutzinger Radiotage „Recherchieren – erzählen – teilen“. In Tutzing wird es in den kommenden zwei Tagen neben den veränderten Hörgewohnheiten und technologischen Entwicklungen vor allem um die Inhalte gehen, die laut Flöper bestimmend für die Relevanz des Radiosenders bzw. das jeweilige Programm sein werden. „Neben einem spannenden Storytelling oder die Teilbarkeit in den sozialen Netzwerken scheint im Kampf um die Aufmerksamkeit die Glaubwürdigkeit eine ganz besondere Rolle zu spielen“, sagt Flöper. Polarisierende Diskussionen über die Ukraine-Krise oder die Reaktionen auf den Germanwings-Absturz hätten gezeigt, dass sich Bürger aktiv in die Berichterstattung einklinken. Trotz heftiger Diskussionen soll das Radio laut Umfragen noch immer das Vertrauensmedium Nummer 1 bei den Deutschen und bei vielen anderen Europäern sein. „Wie aber …

AR oder flatternde Fledermäuse

Praxisgespräch I.: „Augmented Reality/Virtual Reality – Echter Mehrwert für die Leser“. Als eine der ersten Lokalzeitungen führte der Weser-Kurier Augmented Reality (AR) in sein Zeitungskonzept ein. Den Wandel haben Christian Radtke, Leiter Customer Relationship Management der Weser-Kurier Mediengruppe, und Martin Krotki von Connect2Media, begleitet. Sie waren beim Praxisgespräch I zu Gast. Christina Knorz vom Nordbayerischen Kurier moderierte. Augmented Reality (AR), „erweiterte Realität“, ist eigentlich keine neue Erfinung: Der Internetpionier Ivan Sutherland erfand bereits 1968 die erste AR-Brille – die war damals noch zu schwer, um sie selbst auf dem Kopf zu halten. Heute investieren Google & Co Millionen in eine Technologie, die nicht nur die Zeitungsnutzung entscheidend verändern wird. Was im militärischen Bereich schon seit den 90er-Jahren Gang und Gäbe ist, wo AR beispielsweise zum Anzeigen von Flug- und Einsatzparametern eingesetzt wird, erobert nun auch den Zeitungsmarkt. „AR ist die Brücke zwischen Print- und Digitalinhalten“, sagte Martin Krotki, Connect2Media. Man will spontan an einer Umfrage teilnehmen? Das Foto einer zerstörten Zufahrtstraße in eine sanierte verwandeln? Wahlgebrüll vom in der Zeitung abgedruckten Blauwal hören oder gar …

Sensorik für das Volk

Demokratie braucht lokale Massenmedien fernab der Hofberichterstattung – darüber herrscht Einigkeit auf dem Forum Lokaljournalismus. Aber wie umgehen mit dem Lügenpresse-Vorwurf? Mit dieser Frage befasst sich das Nachmittagspanel. Binnen wenigen Wochen waren sie auf den Straßen – die 25.000 Pegida-Anhänger in Dresden. Ein Beben ging durchs In- und Ausland, die Proteste zogen eine lebhafte Diskussion über die Glaubwürdigkeit der Presse nach sich. „Einen Gedanken, der uns in Dresden umtreibt: Viele Leute interessieren sich nicht mehr für die Themen, die wir weitergeben und reflektieren. Wir machen vielleicht handwerklich einen guten Job, aber das Thema interessiert nicht mehr“, gesteht der Chefredakteur der Sächsischen Zeitung Uwe Vetterick ein. Den Lokalzeitungen würden schlicht Tools und andere Ressourcen fehlen, um nachzuspüren, was das Volk bewegt. „Warum braucht Demokratie lokale Massenmedien“, fragt das Nachmittagspanel am zweiten Tag des Forums Lokaljournalismus. Die Antworten liegen auf der Hand – von der Wächterfunktion der Medien bis hin zur Aufgabe, zwischen Bürgern und Politikern zu moderieren. „Es kommen enorme Herausforderungen auf uns zu – beispielsweise mit der Energiewende“, sagt Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- …

„Der Lokalredakteur ist soziales Medium“

Klare Worte auf dem Podium zum „Change Management“. Wandel bedeutet auch Schmerz, und wer laut dem RP-Chefredakteur Michael Bröcker nicht mitzieht, muss eben gehen. Wie funktioniert erfolgreicher Wandel? Dieser Frage stellen sich die ersten Podiumsgäste am zweiten Tag des Forum Lokaljournalismus. Es diskutieren die Praktiker Ralf Freitag, Geschäftsführer Medien und Kommunikation der Lippischen Landes-Zeitung, und Chefredakteur der Rheinischen Post Michael Bröcker, sowie die Change-Managerinnnen Brigitte Schwinge von p4d/partnership for development und Nicole Hanisch, stellvertretende Geschäftsführerin rheingold salon, der kürzlich eine tiefenpsychologische Studie zum Mediennutzungsverhalten veröffentlicht hat. Wandel, so sind sich Podium und Publikum einig, ist kein linearer Prozess, er vollzieht sich permanent, ohne Atempause. „Wandel geht am besten, wenn sich die Chefredakteure rausziehen“, findet Bröcker. Sein Team arbeitet beispielsweise gerade an unterschiedlichen Apps. Er skizziert etwas Aufbruchgeist von Silicon Valley in Düsseldorf: Seine gemischten Teams würden sich auch in Co-Working-Spaces treffen, wo es sich vielleicht leichter darüber nachsinnieren lässt, was sich beispielsweise junge Leser von der RP erwarten. Auf den Plan stehe gerade eine „sexy und einfach zu bedienende“ Swipe-App – mit Ausgeh- und Freizeittipps. …