Folo 2014

Innovation am regionalen Newsdesk – Praxisgespräch 1

Wie sieht moderne Arbeitsorganisation aus? Foto: Ronald Wittek, Nordbayerischer Kurier

Wie sieht moderne Arbeitsorganisation aus? Foto: Ronald Wittek, Nordbayerischer Kurier

Wie sieht eine moderne Arbeitsstruktur in den Redaktionen aus? Im ersten Praxisgespräch unter dem Thema „Innovation am regionalen Newsdesk – Integration und Kommunikation“ gaben Vertreter des Bonner General-Anzeigers Auskunft darüber, wie das Verlagshaus im Jahr 2010 die internen Strukturen verändert hat.  Jörg Manhold, Regio-Deskmanager, und Chefredakteur Andreas Tyrock gaben dabei spannende Einblicke in die Organisation der Desks bei der Zeitung. Zentrales Element ist das Regio-Desk, von dem aus die unterschiedlichen Lokalausgaben der Zeitung organisiert werden.

 

„Am Desk starteten wir zunächst mit Leuten, die aus den jeweiligen Lokalredaktionen kamen“, erzählte Manhold. Andreas Tyrock erläuterte der drehscheibe: „Für die Aufgaben Print (Seitenproduktion inklusive Korrekturlesen) und Onlinestellen der Texte brauchen wir pro Tag sechs bis sieben Editoren (Nettobesetzung). Das ergibt ein Regio-Desk-Team von 10 (netto multipliziert mit 1,5 für Urlaub, Krankheit usw). Sechs dieser Editoren sind i.d.R. auf eine Lokalausgabe spezialisiert, vier Editoren variieren je nach Besetzung zwischen zwei Ausgaben.“  Tyrock ergänzte, dass es gerade am Anfang wichtig sei, nicht zu rotieren, denn Routinen müssten sich erst einmal einstellen.

 

Wichtige Elemente der Arbeitsorganisation beim General-Anzeiger in Stichpunkten:

 

– Verantwortlichkeiten sind klar geklärt. Maßgeblich bestimmt der jeweilige Lokalchef, in welcher Gewichtung die Themen gespielt werden. Dies erfolgt in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Editor und läuft in der Regel reibungslos. Muss eine Entscheidung herbeigeführt werden und gibt es keine Einigung, entscheidet am Desk der Desk-/Regio-Chef. Sollte auch das nicht funktionieren, entscheidet der stellvertretende Chefredakteur, der zugleich für alle Lokalausgaben verantwortlich ist. Danach entscheidet der Chefredakteur. Der Fall sei aber noch nie vorgekommen.

– Bei der Morgenkonferenz ist immer ein Onliner dabei, diskutiert wird: Welches lokale Thema können wir wie spielen? Wo werden Links gesetzt, Online-Hinweis etc.?

– 18 Uhr gemeinsame Blattabnahme: Alle Mantelseiten, alle Lokal-Titelseiten und die Bonner Seiten werden durchgegangen

Die Hälfte der Deskbesetzung am Sonntag besteht aus Reportern

– Gegenlesen als Prinzip: Zusätzlich zum Gegenlesen der Redakteure gibt es einen Korrektorenpool, 10-12 Leute, aus Freien gebildet (u.a. Studenten und Pensionäre), die sich selbst organisieren und gewährleisten, dass pro Tag drei bis vier Korrektoren ab nachmittags im Einsatz sind

Der Vorteil des Systems sei die standardisierte gute Kommunikation, sagte Manhold. In der Diskussion wollte Jost Lübben, Chefredakteur der Nordsee-Zeitung, wissen, ob nicht die Gefahr bestehe, „dass so ein Newsroom ein Raumschiff wird, in dem die Entscheider abheben, Lokalredaktion nicht hinterher kommen und demotiviert werden“. Manhold entgegnete, dass man die „weichen Faktoren beachten“ müsse,  dass man kommunizieren müsse, was morgens in großer Runde besprochen wurde. „Die Leute müssen die Chance haben, mitdenken zu können, das ist manchmal schwer operationalisierbar, aber nötig, weil sonst Fehlentwicklungen auftreten.“

 

 

1 Kommentare

  1. „die Onliner“
    – Ich hoffe, dass dieser Begriff spätestens beim #Folo2020 nicht mehr auftaucht, weil Journalist=Journalist ist und nicht in Onliner und Nicht-Onliner unterschieden wird.

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