Forum Lokaljournalismus 2025
Schreibe einen Kommentar

Mit Andersdenkenden sprechen

Psychologin und Journalistin Mareike Makosch hat auf dem Forum Lokaljournalismus 2025 darüber gesprochen, wie ein konstruktiver Dialog im Redaktionsalltag gelingt.

Warum scheitert Dialog so oft? Das ist die Ausgangsfrage, die die Journalistin und Psychologin Mareike Makosch in ihrem Workshop „Konstruktiver Dialog als Strategie“ beim Forum Lokaljournalismus 2025 stellt. Zu Beginn fragt sie die Runde nach Beispielen für herausfordernde Begegnungen mit Andersdenkenden oder Kritikern. Ein Teilnehmer berichtet von zwei schwer greifbaren Kollegen, die er führen muss. Auf Anmerkungen, Bitten oder Kritik gäbe es häufig keinerlei Reaktion. Wie kann Kommunikation gelingen, wenn eine Seite sie verweigert?

(Foto: Marcus Klose, drehscheibe)

Makosch wiederholt zunächst die Grundlagen der Kommunikation: Es gibt einen Sender, eine Botschaft und einen Empfänger. „Eine entscheidende Rolle für gelungene Kommunikation spielt das Zuhören“, sagt die Journalistin und Psychologin. Häufige Fehler beim Zuhören sind: Psydolistening, selektives Zuhören, defensives Hören (alles, was der andere sagt, wird als Kritik aufgenommen) und Ambushing (das Warten auf Angriffsmöglichkeiten). Dynamiken wie diese verhindern gegenseitiges Vertrauen und einen konstruktiven Dialog. Die Lösung: aktives Zuhören.

Wahrnehmung ist nie neutral

Dabei darf laut Makosch eine Sache nicht vergessen werden: „Wahrnehmung ist nie so, wie wir es als Journalisten gerne hätten. Jeder interpretiert auf der Basis seines egozentrischen Bias.“ Häufig wisse man nicht, welche Vorerfahrungen jemand anderes gemacht hat. So kann ein lustig gemeinter Kommentar eine andere Person unwissentlich sehr verletzen. Unabhängig davon, welche Absicht der Sender hatte, hält Makosch fest: „Wenn dir jemand sagt, dass du ihn verletzt hast, kannst du nicht entscheiden, dass du es nicht hast.“

Um eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu finden, schlägt die Psychologin deshalb vor, erst einmal zu prüfen, was die beteiligten Parteien voneinander wissen. Auf das Beispiel des Teilnehmers bezogen bedeutet das: Was weiß dieser über die Erfahrungen, die seine Kollegen in der Vergangenheit mit Feedback auf der Arbeit gemacht haben? Um in einen konstrukiven Dialog zu treten schlägt Makosch vor zu fragen: „Wie würden Sie sich wünschen, Feedback zu bekommen?“

Eine andere Teilnehmerin empfiehlt in derartigen Situationen, transparent zu machen, wie das Verhalten des anderen bei einem selbst ankommen, und nachzufragen, ob es so ankommen soll. „Das heißt auch, dass man sich als Führungskraft, selbst verletzlich machen muss“, sagt die Teilnehmerin.

Konstrukiver Dialog mit Andersdenkenden

Wann aber lohnt es sich in mit Andersdenkenden zu diskutieren? Denn gerade wenn man sich auf die Fakten nicht einigen kann, scheint ein konstrukvier Dialog kaum möglich.

Die Psychologie nennt das kognitive Dissonanz: Wenn die präsentierten Fakten dem eigenen Weltbild widersprechen, entsteht innerer Stress. Um diesen Stress zu reduzieren, werden die neuen Informationen abgelehnt. Das tritt besonders auf, wenn die eigene Meinung stark infrage gestellt wird, eine starke Bindung zur eigenen Überzeugung besteht, sie also Teil der eigenen Identität ist. „Aus diesen Gründen fällt uns schwer zuzugeben, wenn wir falsch lagen“, erklärt Makosch.

Im Gespräch mit einer Person, die konträr denkt, sollten daher folgende Punkte für einen konstrukiven Dialog beachtet werden:

  • In Ich-Botschaften sprechen, das heißt von den eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen ausgehen.
  • Keine Totschlag-Argumente verwenden. „Doch, das ist so“ ist kein Argument.
  • Auf der sachlichen Ebene bleiben und nicht persönlich werden.
  • Auf Augenhöhe sprechen und Verständnis für das Gegenüber entwickeln. Makosch erinnert außerdem daran, die nonverbale Kommunikation nicht zu unterschätzen. „Blickkontakt, Körpersprache und Stimme haben einen großen Einfluss.“
  • Es lohne sich auch, nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Einfühlungsvermögen und Humor können das Gespräch zudem auf eine konstruktivere Ebene bringen. Dennoch gilt es, die eigenen Grenzen zu kennen und auch zu schützen. 

Generell lohnt sich eine Diskussion, wenn beide Parteien sich mit Offenheit und Wohlwollen begegnen. Ein gemeinsamer Realitätsbezug, also eine gemeinsame Faktenbasis, erleichtert das Gespräch zusätzlich. Auch das Setting, genügend Zeit und ein sicherer Raum sind entscheidend. „Manche Dinge sollte man verschieben, auf Momente, in denen es besser passt“, sagt Makosch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert