Forum Lokaljournalismus 2025
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Lokaljournalismus als Show

Uli Hagemeier und Christoph Herms sind Experten für Live-Journalismus.

Abseits der gedruckten Zeitung entstehen immer wieder neue Formen des Lokaljournalimus. Eine, die gerade Konjunktur hat, besprachen Christoph Herms, Co-Founder der Headliner gUG (Potsdam) und Journalist und Berater Uli Hagemeier (Oldenburg). Beide haben sich auf Live-Journalismus spezialisiert. Dabei präsentieren Reporter und Redakteurinnen ihre Geschichten vor einem Publikum.

Die Geschichte neu erzählen

Zu Beginn des Inputs machte Moderator Hagemeier eine Umfrage im Chemnitzer Kongresszentrum: Wer hat bereits Erfahrungen mit Journalismus auf der Bühne gesammelt? Handzeichen zeigten: Für die Mehrheit der vertretenen Lokalredaktionen waren solche Formate kein Neuland. Herms, der mit seinen Mitstreitern bereits zahlreiche Journalismus-Events von Leipzig bis Kapstadt umgesetzt hat, erzählte aus der Praxis. Er beschrieb den Mehrwert der Live-Formate: die Hintergründe besonderer Geschichten zugänglich und Medien nahbar machen, Anlässe schaffen, um Menschen zusammenzubringen und sie emotional berühren. Nebenbei förderten die Events die Medienkompetenz der Zuschauerinnen und Zuschauer.

Die gemeinnützige Organisation Headliner, deren Mitgesellschafter Herms ist, stellt regelmäßig entsprechende Veranstaltungen auf die Beine. Das Team findet passende Storys für die Shows und fragt die Journalistinnen und Journalisten an. Teil der Arbeit sind auch Kooperationen mit Medienhäusern, die Recherchen gern einmal anders präsentieren möchten. Ihre Redaktionsmitglieder werden für die Bühne fit gemacht. Herms und sein Team bereiten sie auf Auftritte vor, etwa mit einem Sprechtraining und Übungen, um mit dem Publikum zu interagieren. Pro Person dauert das etwa einen Tag. Schließlich bei einer Show mitzumachen, erfordere viel Mut und Selbstsicherheit, stellte Herms im Vortrag fest. Seiner Erfahrung nach gibt es allerdings in jeder Redaktion Menschen, die mit der aufregenden Bühnensituation gut zurechtkommen.

Neue Zielgruppen, neue Einnahmequellen

Nahbarer Journalismus, Geschichten, die Menschen persönlich berühren – das Lokale scheint prädestiniert für diese Form des Berichtens. Moderator Hagemeier, der an der Zukunftskonferenz Growmorrowmitwirkt, zeigte sich überzeugt: Live-Formate seien nicht nur eine gute Möglichkeit für Loakalredaktionen, um wichtigen Themen eine Plattform zu bauen, sondern auch, um Nichtleserinnen und Nichtlesern die Arbeit der Zeitung vorzustellen. Sarah Brasack, Chefredakteurin des Kölner Stadt-Anzeigers, ergänzte, nach ihren Erfahrungen gefragt, noch einen anderen Aspekt: Journalismus auf der Bühne sei durchaus lukrativ, werde als Einnahmequelle aber noch unterschätzt. Um Ressourcen bei der Vorbereitung solcher Formate zu sparen, riet sie, sich die Arbeit mit Kooperationspartnern zu teilen.

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