Kern eines künftigen Geschäftsmodells für lokale Tageszeitungen sind für Meinolf Ellers zwei untrennbar miteinander verbundene Elemente:
1. Wie einst am Lagerfeuer wird es immer Menschen geben, die das Talent zum Geschichtenerzähler haben und die anderen, die zuhören.
2. Die Zeitungen müssen Moderatoren in ihren lokalen Märkten sein und dürfen das Feld nicht anderen überlassen.
Geschichtenerzähler zeichnen sich für mich durch Subjektivität aus. Genau daran mangelt es in der lokalen Berichterstattung, die oft zu steril, zu keimfrei ausfällt. Es fehlt an Typen, an Originalen, am Mut zur pointierter Darstellung, an der sich die Menschen reiben und ihre eigene Meinung bilden können. Das schafft Aufmerksamkeit, das schafft Spannung, das Gegenteil von Langeweile.
Lokale Zeitungen haben die Kompetenz und den Überblick, Menschen zusammenzubringen. Das könnte zum neuen Alleinstellungsmerkmal werden, quasi als Ausgleich für den Verlust der früheren Monopole der medialen Verbreitung und des Nachrichtenfilters. Wer die Distributionswege mithilfe eines einzigen Produktes nicht mehr künstlich knapp dosieren kann, um damit Geld zu verdienen, sollte sich radikal öffnen: die Vielfalt moderieren, die Rolle des lokalen Guides übernehmen, Events schaffen, Messplatz sein. Online dürfte sich aus meiner Sicht nicht darauf beschränken, nur die eigenen Lokalnachrichten in die Welt zu pusten, sondern muss die Gesamtheit kommunaler Internetpräsenz abbilden, als Portal lokaler Meinungsvielfalt.