Bart Brouwers hat einen Traum. Er will 16 Millionen Holländer in einem landesweiten Netzwerk für hyperlokale Nachrichten und Informationen verbinden. 16 Millionen, ganz Holland. Der Name: Dichtbij.nl. Ein ehrgeiziges Ziel, denn das Ganze soll auch rentabel werden, das heißt Gewinne abwerfen für die Telegraaf Media Group, deren lokale Online-Aktivitäten Brouwers leitet. Mit welchen Mitteln das funktionieren soll, demonstrierte Bart Brouwers gleich zu Beginn seines Vortrags. Obwohl der eloquente Niederländer erst heute angereist war, war er bestens darüber informiert, was gestern bereits auf dem Forum Lokaljournalismus so alles vor sich ging. In seiner Präsentation zeigte er Tweets und Fotos von den Aktivitäten, die Teilnehmer gestern über ihre mobilen Endgeräte in die sozialen Netzwerke „gestreamt“ haben. Über diese Statusmeldungen konnte sich Brouwers ein gutes Bild machen, was auf der Konferenz geschah – als virtueller Teilnehmer. Brouwers wollte mit diesem Beispiel verdeutlichen, dass sich Journalisten einer neuen Form von Informationsverbreitung konfrontiert sehen. Sie besitzen nicht mehr das Informationsmonopol und müssen sich eine neue Rolle in dieser vernetzten digitalen Welt suchen. Gleichzeitig stellen die Nutzer eine Unmenge an Informationen zur Verfügung. Was bedeutet das für den Aufbau eines hyperlokalen Netzwerks?
Ziel 1: Der Journalismus muss sich neu erfinden
Journalisten müssen raus aus der Festung, in der sie sich früher verschanzt haben. Das bedeutet vor allem eine veränderte Haltung, eine neue Einstellung zu ihrer Arbeit. Was diese neue Attitüde beinhaltet, formulierte Brouwers in 20 goldenen Regeln:
1. Think Niche
2. Get Personal
3. Be Social, Act Social
4. Publish Real-Time
5. Be Easy-to-Use
6. Be Open
7. Be Serendipitous – Not?
8. Mistakes are no #Fail
9. Outside knowledge
10. & your own skills
11. Avoid Acting „Special“
12. Be Involved
13. Collaborate, don’t Invent
14. Cherish & Curate
15. Mutualize
16. Accept Lurking
17. Act Entrepreneurial
18. Pile up Small Change
19. Automate
20. Break down the Castle
Ziel 2: Das Netzwerk soll nicht nur hyperlokal, sondern auch hypersozial und hyperpersonal sein.
Brouwers betont, dass insbesondere die mobilen Endgeräte dazu beitragen, dass unser Verständnis vom Lokalen sich wandelt. Lokal ist eben immer da, wo wir uns aufhalten. Lokal ist da, wo unsere Freunde sich aufhalten. Die Macht, die Smartphones innewohne, müsse man nutzen, so Brouwers. Insofern sei es auch nur konsequent, nicht mehr nur vom Hyperlokalen, sondern ebenso vom Hypersozialen und Hyperpersonalem zu sprechen.
Ziel 3: Die hyperlokale Informatione muss von einem nachhaltigem Geschäftsmodell getragen werden.
Es sei falsch, so Brouwers, hyperlokale Informationen im Netz anzubieten, ohne sich im Vorfeld Gedanken über die Finanzierung zu machen. Daher kommen bei Dichtbij bis zu zwanzig verschiedene Modelle zur Anwendung. Den Hauptertrag bringen weiterhin die Anzeigen, klassische Online-Werbung. Hinzu kommen allerdings noch Einnahmen über Ticketverkäufe, Advertorials etc. Auch Formate, die die Trennung von Werbung und Anzeige aufheben, hält Brouwers für möglich. Zumindest müsse der Journalist auch darüber nachdenken, über welche Wege Geld reinkommen könnte und dabei kreativ sein. Brouwers nennt als Beispiel bezahlte Texte, die für den Leser nicht als solche erkennbar sind. Vorraussetzung sei allerdings, dass der Journalist den Text auch veröffentlichen würde, wenn er nicht bezahlt würde. Diskussionsbedarf?
Hier noch die Präsentation von Brouwers:
Sehr gute Zusammenfassung. Danke!