Sven Gösmann, dpa-Chefredakteur, greift die letzten Worte des Impulsreferats der SZ-Redakteurin Annette Ramelsberger auf: „Erstmal kapieren dann kommentieren, denn Journalismus ist schließlich mehr als ein Newsroom.“ Es gehe immer noch darum, anzurufen, hinzufahren, Journalisten dazu in die Lage versetzen. Denn die Ideenkrise sei ein Teil der ökonomischen Krise des deutschen Journalismus.
Es diskutieren:
Annette Ramelsberger, Gerichtsreporterin Süddeutsche Zeitung, München
Markus Beckedahl, Journalist und Blogger, Gründer von netzpolitik.org, Berlin
Bernhard Boll, Verleger Solinger Tageblatt und Rechmscheider General-Anzeiger, Solingen
Sven Gösmann, Chefredakteur Detusche Presse-Agentur, Berlin
Matthias Koch, Chefredakteur Redakteionsnetzwerk Deutschland, Verlagsgruppe Madsack, Hannover
Verleger Bernhard Boll des Solinger Tagblatts erzählt von der Integrität seiner Tageszeitung, wie beispielsweise seine Redakteure drauf gekommen sind – 14 Tage vor der Kommunalwahl – dass der Bürgermeister einen Schwarzbau hat. Trotz Intervention sei der Artikel noch vor der Wahl erschienen. Der Gründer von netzpolitik.org findet, es ist eine spannende Frage, ob durch PayWalls Skandalisierungen eingedämmt werden.
Was kann die dpa tun, um den Medien zu helfen Qualität zu gewährleisten, fragt Lauff im Anschluss. Gösmann erläutert den Grundgedanken der dpa – eine Gemeinschaftsredaktionen für alle Medien zu sein und dadurch Ressourcen für Recherchen vor Ort zu fördern. „Wir sind auch ein Wissensort, durch die ökonomischen Zwänge der Zeitungen sind unsere Aufgaben breiter geworden.“
Uneinig auf dem Podium war man sich vor allem beim Thema „Einmischung der Politik“. Während SZ-Redakteurin Ramelsberger in Hinblick auf die Tarifverhandlungen beispielsweise der Meinung ist, dass Journalisten keine Ausnahmetatbestände fordern sollten, „sondern wir die Leute überzeugen sollten, dass sie Geld bezahlen für gute Ware“, denkt Beckedahl über eine Art Fördertopf für neue Medien nach. „Crowdfunding funktioniert vielleicht für ein paar Journalisten, aber nicht für alle.“ Verleger Boll hingegen bekomme bei der Vorstellung von staatlicher Unterstützung Pickel und auch Ramelsberger halte nichts davon, auf die Politik zu warten.
An das knüpft auch Moderator Werner Lauff in seinem Schlusswort an: „Ja, wir sollten nicht so sehr auf den Staat hoffen, aber der Staat muss Pressefreiheit gewährleisten. Er muss – wann immer Menschen beim Publizieren eingeschränkt werden – aktiv werden.“ Pressefreiheit müsse auf der anderen Seite aber immer wieder auch mit neuen Ideen und Qualität unterfüttert werden, „denn Pressefreiheit ist ein Privileg, das wir nicht verspielen dürfen“.