Crossmedia, Diskussion, Forum, Vortrag

Gelungener Auftakt

Zur Eröffnung des 18. Forums Lokaljournalismus fanden sich alle Teilnehmer in Dortmund ein. In der 21. Etage des RWE-Towers sprach der NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einige einleitende Worte. Dabei machte er klar, dass die Politik die Zeitungen nicht retten werde, aber Rahmenbedingungen schaffen könne, die es Verlagen ermöglichen, sich selbst zu helfen. Staatliche Unterstützungen für Zeitungen lehnte er vehement ab.

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Jürgen Rüttgers outet sich als passionierter Zeitungsleser. Foto: bpb/Reick

WAZ-Geschäftsführer und Mitveranstalter des Forums Bodo Hombach verwirrte die Zuhörer zunächst mit Ausführungen zu Brunnen und Lindenbäumen vor den Toren.  Doch wer glaubte, es ginge ihm nur um die Unterweisung der Zuhörer in Deutscher Romantik, lag dann wohl doch falsch: Hombach ging es um die einstige Bedeutung von Brunnen und Lindenbaum als Versammlungsorte und Kommunikationszentren im Gemeindeleben. Aufgabe, die heutzutage die Lokalzeitung erfüllen. In der globalisierten Gesellschaft werde seiner Meinung nach der Blick aufs Lokale zurückgelehnt: Die Umgehungsstraße sei für den Leser oft wichtiger als die Entscheidung in Brüssel. In der lokalen Sphäre entstehe Heimat. Nach dem langen kulturgeschichtlichen Exkurs zu Brunnen, Lindenbäumen und Heimat kam Hombach dann schließlich auf seine Kernthese:  Heutzutage reiche das Gespräch am Brunnen nicht mehr aus, um den Überblick zu behalten. Aufgabe der Journalisten sei es, die Komplexität zu verringern ohne zu Vereinfachen. Daher sei besonders der Lokaljournalist ein Beruf mit Zukunft. Denn lokale Informationen könne kein anderer in dieser Form generieren. Kurz und knapp: Lokaljournalismus ist Brunnengespräch 2.0.

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Bodo Hombach preist den Lokaljournalismus. Foto: bpb/Reick

Thomas Krüger, Präsident der bpb, benannte drei Probleme, die den Zeitungsverlagen zu schaffen machen. Zum einen hätten die Zeitungen zu spät auf die Herausforderungen durch das Internet reagiert. Dann setze den Verlagen die Kostenlos-Mentalität der Nutzer zu. Zudem erodiere das Abo-Modell der Zeitungen, da sich die Mediennutzer nicht mehr auf einen Kanal und eine Marke festlegen wollen. Dennoch glaubt Krüger an die Zukunft der gedruckten Zeitung und sagt Print sogar eine Renaissance voraus. Grundlegend sei allerdings, dass Journalismus präzise, glaubwürdig und auf das Wichtigste fokussiertist. Für die Lokalzeitungen zeigte er drei Entwicklungspfade auf. Die Leser müssten mehr eingebunden werden. Zudem sollten die Lokalzeitungen sich mehr auf die Lebenswirklichkeit vor Ort konzentrieren, Nischen besetzen und hyperlokale Inhalte in den Vordergrund stellen. Darüber hinaus gehe der Sparkurs der Verlage zu Lasten der journalistischen Qualität. Doch gerade in diese sollte man investieren, da sich sonst die Zeitungen die Grundlage entziehen, wegen der sie gekauft werden.

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Thomas Krüger fordert Qualitätsjournalismus. Foto: bpb/Reick