Modellseminar Energiewende 2015

Profit, Protest und Perspektiven – wie die Energiewende in der Lokalredaktion zündet

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Die Energiewende ist nicht nur für so manche Politiker ein heißes Eisen. Auch viele Lokalredaktionen scheuen sich, diesen ambitionierten Wandel ins Blatt zu heben. Zu kompliziert, zu wenig lokal, zu viel störende Lobby, heißt es da oft. Oder: Ich würde gerne, aber wie soll ich den Lesern so ein riesiges, technisches Thema nahebringen, wenn doch jeder versucht mich zu manipulieren? Dabei durchdringt die Energiewende ganz Deutschland, von der Bundespolitik bis tief in die Kommune. Es geht um mehr als bloß ein paar neue Windräder. Es geht um Geld, Macht, und die Gestaltung unseres Lebens. Mehrere Dutzend Lokalredakteure haben sich heute in Augsburg zusammengefunden, um sich bis Freitag auf dem Seminar „Profit, Protest und Perspektiven – wie die Energiewende in der Lokalredaktion zündet“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) auszutauschen, zu lernen und vor allem an Konzepten zu arbeiten, wie die Energiewende spannend in den Lokalteil gebracht werden kann.

[aesop_document type=“pdf“ src=“http://www.drehscheibe.org/seminarblog/wp-content/uploads/2015/05/Programm_Energie-15-05-08.pdf“ caption=“Programm“]

 

 

„Hier werden Sie nicht mit Infos zugedröhnt. Natürlich haben wir Input-Referate mit Wissenschaftlern, aber das Wesentliche an den Modellseminaren ist Ihre Arbeit in den Arbeitsgruppen“, sagte Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der bpb zu Beginn. Die Themen, die dort besprochen werden, kommen aus den Lokalredaktionen selbst: „Wir haben Energie – die Bürgerinnen und Bürger mischen mit“ (AG 1), „Energie-Quellen richtig anzapfen/Recherche“ (AG 2), „Neue Energie – lohnt sich das?“ (AG 3) und „Mit Energie ins Netz!“ (AG 4)

Damit die Arbeit gut läuft, heißt es erstmal: Kennenlernen. Im „Speed-Dating“ kamen die Journalistinnen und Journalisten aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands zusammen, ob aus dem Sauerland oder Chemnitz, ob am großen Newsdesk, Content-Service-Desk oder in einem winzigen Lokal-Team. Sogar ein gelernter Bauingenieur ist unter ihnen.

Manche Redakteure sind in das Thema hineingerutscht, anderen war es schon länger ein Steckenpferd. So verschieden wie die Voraussetzungen in den Redaktionen aber sein mögen, so haben sie eines gemeinsam: In der Kommune ist die Energiewende mehr als bloß trockene Theorie. Manche setzen sich mit flächendeckenden Windparks und gigantischen Monster-Windrädern auseinander, die demnächst die Landschaft prägen sollen – ganze 300 Meter! Andere mit Kraftwerken oder dem Phänomen der „Vermaisung“ von Gegenden durch den Anbau von Energiemais. Nahe Landau kam es sogar zu einem Erdbeben rund um ein Geothermiekraftwerk – aufgrund der geothermischen Energiegewinnung. Einige Teilnehmer berichten sogar über dieselbe Gleichstromleitung, oder denselben Energieerzeuger.

Fast immer mit dem Ergebnis: Bürger wollen eingebunden werden, einige protestieren, Wirtschaft und Politik halten werbend dagegen, und die Lokalredaktion soll den Lesern erklären, was Sache ist.

„Es ist schwierig, neutrale Berichterstattung zu machen“, sagte einer der Teilnehmer. „Sie muss sich immer mit Leuten befassen, die motzen, weil sie zu wenig in den Berichten vorkommen“, sagte ein anderer Journalist bei gegenseitigen Vorstellung.

Doch am Ende ist Qualitätsberichterstattung machbar, wenn man weiß, worauf man achten, wo man hellhörig werden muss. Und vor allem: Den Mut hat, auch schwierige Themen anzupacken.

Auf in eine produktive Woche!

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