Schreiben allein reicht nicht mehr

Christian Lindner und Stefan Büffel diskutieren über die Volontärsausbildung

Christian Lindner und Stefan Büffel diskutieren über die Volontärsausbildung, Foto: ld

Vergiss das Praktikum, sei online: Multimedia-Kompetenz ist wichtiger als Referenzen. Was unglaublich klingt, sagt Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung. „Wir nehmen auch Leute, die noch keine Zeile für Print geschrieben haben“, verriet er auf dem Forum Lokaljournalismus über die Auswahl der Volontäre.

Viel wichtiger sei es, dass man das Netz verstanden hat, regelmäßig bloggt, twittert, also im Internet präsent ist. „Das machen heute doch alle“, sagt Paul-Josef Raue, Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen. Für ihn ist vor allem kaufmännisches Denken wichtig, das heute oftmals fehlt. Auch Raue vermittelte den Eindruck, langjährige praktische Medienerfahrung sei für ein Volontariat eher nachrangig: „Ein Crashkurs von drei Monaten reicht, damit jemand kapiert, wie eine Lokalzeitung funktioniert.“

Das Credo der Diskussion: Schreiben allein reicht nicht mehr. Praktische Erfahrung auch nicht. Hauptsache online. „Twittern Sie, machen Sie es noch heute!“, ruft Blogger Richard Gutjahr ins Publikum. Ein Appell für die Zukunft des Lokaljournalismus – schade, dass er erst 2012 kommt, sechs Jahre nach Geburt des Zwitscher-Portals.

Was bleibt von der Diskussion? Das Gefühl, all die unbezahlten Praktika, mit denen Studenten ihre Semesterferien vollstopfen, bringen keinen Bonus. Erfahrung ist nicht mehr hip, Schreibtalent nebenrangig, Strebsamkeit out. Man darf gespannt sein, welche Bildungsbiografien sich in den Volontariats-Auswahlverfahren tatsächlich durchsetzen werden.

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