Alle Artikel mit dem Schlagwort: AfD

Alles anders?

Manchen drängt sich angesichts der letzten Entwicklungen in der deutschen Parteienlandschaft der Eindruck auf, dass es – gerade auch durch das Aufkommen der AfD – zu einer „Kontinentalverschiebung“ gekommen ist. Prof. Dr. Everhard Holtmann, Forschungsdirektor des Zentrums für Sozialforschung Halle, geht der Begriff „Kontinentalverschiebung“ in diesem Zusammenhang jedoch zu weit. Er spricht stattdessen von einer „neuen Akteurskonstellation“ in der Parteienlandschaft, denn seiner Meinung nach sollte man die Veränderungen mit einem „nüchternen Blick“ betrachten und dabei vergangene Entwicklungen nicht vergessen. So weist er darauf hin, dass es in der bundesdeutschen Geschichte mehr als einmal Situationen gab, in denen sich das Parteiensystem merklich gewandelt hat. In den 80er-Jahren kamen die Grünen hinzu, nach der Wiedervereinigung die Linke. „Seitdem steht immer wieder die Frage im Raum, ob es ein Sechs-Parteien-System geben wird oder nicht“, sagt Holtmann. Diese sei bis heute noch nicht abschließend geklärt. „Das bundesdeutsche Parteiensystem hat bisher eine enorme Integrationsfähigkeit bewiesen. Die Frage ist natürlich, ob das mit der AfD so bleibt“, betont Holtmann. Der Sozialforscher versucht im Folgenden darzulegen, wie sich das Aufkommen und der …

Flucht und Zuwanderung – woher kommen die Ressentiments?

Warum haben so viele Deutsche Angst vor Zuwanderern? Warum machen sie sich Sorgen, obwohl es ihnen – nüchtern und vergleichend betrachtet – doch eigentlich ganz gut geht? Stephan Grünewald versucht sich an einer Erklärung. „Wir sind mitten in einer Zeitenwende“, erklärt der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts rheingold zum Auftakt der Redaktionskonferenz „Wahl investigativ und innovativ“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Berlin. Die Jugend, so der Psychologe Grünewald, vertrete heute sozusagen ein diametral anderes Weltbild als die 68er-Generation. Sie sei teilweise visionslos, sei saturiert und durchdrungen von einer „Sehnsucht nach einer permanenten Gegenwart“. So wie jetzt solle es also bitteschön bleiben. Keine Experimente. Sicherheit. Und bitte genug Zeit auf der Couch. Angela Merkel, so Grünewald, galt diesen Menschen lange Zeit als eine Art „Schutzhelige“, die auf Sicht segelte und den Menschen weiterhin ein ruhiges Leben garantierte. „Die Flüchtlinge sind auch ein willkommener Fluchtpunkt für diffuse Ängste“ (S. Grünewald) Die vielen Menschen, die sich von Syrien, Afghanistan oder dem Irak bis nach Deutschland durchgeschlagen haben und dies immer noch tun, brächten dieses Bild der Absicherung und …

Der Journalismus hat eine wichtige Funktion verloren

Zum Auftakt der Tutzinger Radiotage 2016 standen direkt die großen Fragen im Raum: Stecken die Medien in einer Glaubwürdigkeitskrise? Soll man mit der AfD reden oder nicht? Die drehscheibe hat bei Ine Dippmann* und Prof. Dr. Caja Thimm* nachgefragt. Frau Dippmann, Frau Thimm: Sind Journalistinnen und Journalisten Lotsen oder Getriebene? Ine Dippmann: Wir kommen schon aus einer Situation des Getriebenwerdens. Allerdings geht die Entwicklung dahin, dass wir uns davon emanzipieren, indem wir zum Beispiel selber wieder stärker die Themen setzen. Und eine Rubrik wie „Hörer machen Programm“ hatten wir schon, bevor Pegida oder die AfD ihre Themen gesetzt haben. Wir handeln wieder verstärkt proaktiv und reagieren nicht immer nur. Prof. Dr. Caja Thimm: Ich glaube nicht, dass die Journalisten Getriebene sind. Vielmehr hat sich die Grundfunktionalität von Medien geändert. Der Journalismus hat dabei eine wichtige Funktion verloren, nämlich die Kontrolle über die Agenda. Das liegt aber nicht daran, dass die Journalisten ihre Qualifikationen über Bord geworfen haben. Sondern es liegt daran, dass heute jede und jeder Nachrichten im Netz produzieren kann. Welche Konsequenzen müssen daraus …