So heftig wie im jüngsten „Tatort“, in dem ein Unternehmensberater im Pressehaus umgebracht wurde, sollte es nicht zugehen auf dem Podium zum Thema: „Presse – eine beratungsresistente Branche? Welche Unternehmensberater brauchen die Medien?“ Als „Tatverdächtige“ waren anwesend: Lukas Kircher, Geschäftsführer KircherBurkhardt, Thomas Satinsky, Geschäftsführender Verleger Pforzheimer Zeitung, Jost Lübben, Chefredakteur Nordsee-Zeitung, Kirsten Annette Vogel, Supervisorin und Coach, Institutsleiterin Top ifm, und Rolf-Dieter Lafrenz, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Schickler. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie viel Beratung brauchen Zeitungsverlage? Was bringt der Blick von außen? Wieso zittern die Redaktionen, wenn Berater ins Haus kommen? Wieso sind die Verlagsführungen offner für Veränderungen?
Kircher, dessen Unternehmen vor allem das Design von Zeitungen erneuert, betonte, dass bei einem Relaunch mit der Redaktion, nicht gegen sie gearbeitet werden muss. Rolf-Dieter Lafrenz vom Berater Schickler sagte: “Wir fangen in Verlagen, in denen die Redaktionen nicht hinter dem beabsichtlichten Wandel steht, gar nicht erst an.“ Die Frage sei: „Wie kann ich es erreichen, mit niedrigeren Kosten hohe Qualität zu gewährleisten? Und was ist überhaupt Qualität? Das kann auch sein, die Themen der Leser aufgreifen, Position der Leser beziehen zum Beispiel gegenüber der Politik.“
Jost Lübben von der Nordsee-Zeitung hingegen meinte, die Skepsis der Redaktionen „hat eine Logik“. Warum? „Wir reden hier über unabhängige kritische Journalisten. Wichtig ist, dass man vorher klar macht, dass es nicht um Abbau geht. So kann man Zustimmung in der Redaktion erhalten, auch wenn der Prozess anstrengend ist.“ Im Rahmen der Umstrukturierung hat sein Verlag Akademie zur Umschulung und Fortbildung eingeführt, „um zusätzlich zu inhaltlichen Fragen die soziale Kompetenz der Mitarbeiter zu erhöhen“. Thomas Satinsky von der Pforzheimer Zeitung hob hervor, dass sich „lokale Zeitungen unterscheiden, weil sich auch die Regionen unterscheiden. Im Vordergrund muss stehen, die Qualität hoch zu halten.“
Die Supervisorin Kirsten Annette Vogel sagte: „Wir sollten auch den Menschen in den Blick nehmen und uns fragen: Was braucht ein unabhängiger Journalist in der heutigen Zeit?“ Nötig sei es „hinzugucken und zu sehen, was ist alles schon gut.“ Sie ist überzeugt: „In den meisten Fällen braucht es keine Umstrukturierung.“
Schließlich ging es auch ums Geld. Wie hoch sind die Tagessätze von Beratern? Lafrenz offenbarte: „1000 bis 2000 Euro“. Er versuchte aber darzustellen, wie hoch die Kosten solcher Beratungsfirmen seien. Lukas Kircher erläuterte: „Wir pauschalieren und verhandeln über das ganze Budget.“ Kirsten Annette Vogel betonte , es sei abhängig davon, wo sie gebucht werde. Die Tagessätze lägen aber ähnlich. So schloss das letzte Podium des Forums Lokaljournalismus noch einmal mit richtig harten Fakten.