Was ist da los? Ein Fehler gleich in der Überschrift? Es heißt doch globales Dorf! Unter diesem Schlagwort hat der visionäre Medientheoretiker Marshall McLuhan schon vor Jahrzehnten angesichts von Globalisierung und Vernetzung darauf hingewiesen, dass alles miteinander verschmilzt. Und dass sich diese Vision längst in unseren digitalen Zeiten bestätigt hat, wird wohl niemand mehr bezweifeln – immerhin passiert heute alles gleichzeitig und vor allem sind alle gleichzeitig dabei. Auch Prof. Dr. Wiebke Möhring, die seit rund 20 Jahren zum Lokaljournalismus forscht, widerspricht McLuhan nicht. Aber sie macht klar: „Die Vision einer raumlosen Gesellschaft hat sich nicht bestätigt!“ Lokale Identitäten und Besonderheiten seien nicht aufgehoben. „Wir als Menschen brauchen Räume. Eine Welt ohne Orte ist nicht möglich“, sagt Möhring. Globalisierung und Digitalisierung hätten nichts daran geändert, dass sich die Menschen Orientierung, eine Reduktion gesellschaftlicher Komplexität und eine vertraute Umgebung wünschen. Diese Bedürfnisse können lokale Räume und folglich auch der Lokaljournalismus befriedigen. „Es mag banal klingen, aber Sie müssen die richtigen Informationen liefern“, erklärt Möhring.
Bringen Sie nicht nur eine Nachricht! Ordnen Sie die Dinge ein, erklären Sie, zeigen Sie Zusammenhänge auf.
Allerdings seien reine Informationen nicht ausreichend – zumal Umfragen zeigen würden, dass die Leserinnen und Leser Unabhängigkeit und Mut bei Lokalzeitungen vermissen, ebenso wie die Meinungsvielfalt und die Transparenz. „Sie haben doch eine unglaubliche Informationsdichte. Nutzen Sie diese! Bringen Sie nicht nur eine Nachricht, ordnen Sie diese ein, erklären Sie, zeigen Sie die Zusammenhänge auf“, appelliert Möhring. Zudem sollte die Entwicklung „Constructive News“ nicht als Ruf nach positivem Journalismus verstanden werden, denn „sonst sind wir ganz schnell bei dem Vorwurf, dass wir uns mit den Eliten gemein machen“. Vielmehr gehe es darum, Probleme zu benennen und Lösungen aufzuzeigen. Außerdem sollten Lokalredaktionen es nicht verspielen, dass es für die Menschen zum „Gewohnheitsrecht“ geworden ist, sich einzumischen. „Die Augenhöhe ist nicht das Entscheidende. Sondern, dass Sie die Menschen in der Region ernstnehmen.“
Aufgrund der neuen Distributionskanäle sei es natürlich auch zu Veränderungen der Arbeitsprozesse gekommen. Umfragen zeigen, dass Lokalredaktionen zwar crossmedial arbeiten würden, aber die wenigsten tun es strategisch.In diesem Zusammenhang warnt Möhring davor, es zu einer starken technischen Dominanz kommen zu lassen. „Denn Sie müssen die Technik nicht nur bedienen können, sondern auch die Inhalte an diese anpassen.“ Und was gestern schon während der Podiumsdiskussion deutlich wurde, untermauerte Möhring auch nochmal: „Denken Sie zuerst an die Inhalte und dann an die Kanäle.“
Zum Schluss gab Prof. Dr. Wiebke Möhring schließlich noch ein sehr anschauliches Beispiel, das verdeutlichte, inwiefern der geografische Ort innerhalb der digitalen Welt zunehmend an Bedeutung gewinnt und wie Lokalredaktionen das ganz einfach nutzen können. „Die Hälfte aller Suchanfragen bei Google sind geografisch verortet. Sorgen Sie also dafür, dass Sie bei Google gefunden werden. Bringen Sie den Lokalbezug, am besten direkt in der Überschrift.“ Willkommen im glokalisierten Dorf!