Jahr: 2015

Journalisten sollten heute Mathe studieren

Klar, die Devise „Man sollte kanalübergreifend denken und arbeiten“ dürfte inzwischen nun wirklich jeder Lokaljournalist gehört haben. Als Uwe Renners vom Nordbayerischen Kurier dies auch betonte, war das also erstmal keine Neuigkeit für die Teilnehmer des Modellseminars. Was Uwe Renners dann allerdings als nächstes während seines Vortrags zum Thema „Politik auf allen Kanälen spannend erzählt. Mit neuen Formaten für Politik begeistern“ folgen ließ, versetzte manchen Zuhörer dann doch in Staunen. So berichtet Renners, dass die Redakteure beim Nordbayerischen Kurier in der Regel selbst gar keinen Zugriff mehr auf das Layoutsystem hätten. „Im Kopf muss der Schalter umgelegt werden und dabei kann es helfen, dass gewisse Rechte entzogen werden“, erklärt er. Damit meint Renners, dass es eine Trennung zwischen Print und Online eben nicht mehr geben dürfe. „Klar, die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Jeder Journalist ist irgendwo spezialisiert, aber die Denke darf es eben nicht sein. Jeder Printredakteur muss auch online arbeiten und umgekehrt.“ Auch die Zeiten des Aufmachers und des Terminjournalismus seien vorbei, zumindest beim Nordbayerischen Kurier. „Bei uns wird alles nach drei Kategorien …

Wir schaffen das!

Stuttgart 21, Blockupy, Stromtrassen: All das sind Schlagworte, wenn es um Bürgerbeteiligung geht. Und ja, auch Pegida ist Teil davon. Doch was hat es überhaupt mit den Bürgerbeteiligungen auf sich und wie sollen Lokalredaktionen mit diesem Phänomen umgehen? Prof. Dr. Hans J. Lietzmann, Professor für Politikwissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal und Leiter der dortigen Forschungsstelle für Bürgerbeteiligung, versuchte während seines Vortrags nicht nur Antworten zu finden, er fand sie auch. Zunächst betont Lietzmann, dass zwischen Bürgerbegehren, Bürgerentscheid und Bürgerbeteiligung unterschieden werden müsse und sich letzteres auch nicht nur aus Protesten speisen würde. Er erinnert unter anderem an die ehrenamtlichen Bewegungen, an das Engagement vieler Bürger für Flüchtlinge und weist in diesem Zusammenhang auf eine Aussage der Bundeskanzlerin hin. „Wir schaffen das“ sei deshalb so bemerkenswert, da es sich um eine Feststellung handeln würde, die sich eben nicht auf die Politik beziehe, sondern auf die Zivilgesellschaft. „Die politischen Eliten verlassen sich immer mehr auf das zivile Engagement“, erklärt Lietzmann. Fakt sei zudem, dass es Formen der Bürgerbeteiligung bundesweit, bezogen auf alle politischen Themen und initiiert …

Lügen wir wie gedruckt?

Der erste Abend des Modellseminars begann gleich mit einer brisanten Podiumsdiskussion. Immerhin war sie der Frage gewidmet: „Lügen wir wie gedruckt? – Was andere über uns denken“. Als Teilnehmer waren Frank Nipkau, Redaktionsleiter des Zeitungsverlags Waiblingen, Henning Noske, Leiter der Lokalredaktion bei der Braunschweiger Zeitung, Prof. Dr. Jens Grosse, Leiter des Fachbereichs Journalistik an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover sowie Stefan Aschauer-Hundt, Leiter der Lokalredaktion des Süderländer Tageblatts, anwesend. Die Moderation übernahm Ralf Freitag vom Lippischen Zeitungsverlag. Zunächst berichtete Stefan Aschauer-Hundt, wie er seine Arbeit als Lokaljournalist angesichts der derzeit scheinbar zunehmenden Kritik wahrnehme: „Hasskampagnen verändern uns mehr, als wir uns eingestehen möchten. Man ist zunächst mal sprachlos.“ Seiner Meinung nach verschiebe sich der journalistische Schwerpunkt, da man es zunehmend mit einer Gruppe von Menschen zu tun habe, der man nicht mehr mit Argumenten begegnen könne. Henning Noske betonte hingegen, dass er keine Zunahme der Kritik konstatieren könne: „Kritische Gegenbewegungen, die versucht haben, die Presse in die Schranken zu weisen, hat es schon immer gegeben. Neu ist nur, dass uns die Kommentare über die Onlineplattformen …

Gar nicht mehr lange

Zugegeben: Das sieht jetzt erst mal nicht unbedingt aufregend aus. Aber ab 16 Uhr wird sich das ändern: Dann beginnt das Modellseminar zum Thema „Unter Druck – Wie Lokalredaktionen mit Kommunalpolitik beim Leser an Glaubwürdigkeit gewinnen“ in Rostock und die Stühle werde nicht mehr länger leer sein. Was ab 16 Uhr alles Spannendes, Kurioses, Witziges und natürlich auch Informatives und Wissenswertes passiert, gibt es hier auf dem Blog zu lesen. Bis später also.

Crossmedial aus Tutzing

Es wäre wohl langweilig, wenn die Tutzinger Radiotage nicht ab und zu auf dem Kopf stehen würden. Auf dem Twitter-Bild zu sehen sind Axinja und Inda, zwei der sechs Nachwuchsreporter, die Tutzing in diesen Tagen crossmedial auf dem Blog radiotage.wasmitmedien.de/2015 begleiten. Während man auf dem Blog die Klassiker nachlesen kann – etwa die Do’s and Don’ts von Audios im Netz, eine smarte Digitalstrategie oder – ganz groß – Zukunftsvisionen für Radiomacher, haben Axinja, Anne, Ann-Kathrin, Ina, Marie und Vassilli aber auch einige Videos gedreht: Es wird nachgefragt bei den Erzählprofis Christian Grasse, Florian Schwinn und Grimme Preisträgerin Sandra Müller, was es denn bedeutet, gut zu erzählen – spannenderweise gehen vor allem beim Thema Online ihre Meinungen deutlich auseinander. Oder aber: Was teilen eigentlich die Radiomacherinnen und Radiomacher privat?     Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren   Unterstützt werden die sprudelnden Ideen der jungen Journalisten von den RadioOnline-Profis Daniel Fiene und Dennis Horn, die unter anderem mit technischem Know-How den sechs Reportern zur Seite …

Recherche als Gemeingut

Fast direkt von der Grimme-Preis-Verleihung reist Investigativ-Journalist David Schraven vom gemeinnützigen Recherchebüro CORRECT!V nach Tutzing. Er erzählt im Interview, was grenzenlose Recherche ausmacht und mit welchen Methoden CORRECT!V seine Erfahrungen weitergibt. Eines der Leitmotive von CORRECT!V ist es, jenseits der Grenzen zu arbeiten. Sie denken nicht mehr in Medienformaten, und Ihre Recherchen hören auch nicht an den Stadt- oder Landesgrenzen auf. Was bedeutet das für Ihre Arbeit? Zuallererst ist es mal eine Entdeckung – man muss sich nicht wie ein Printjournalist überlegen, wann die Deadline ist oder wie viele Zeichen meine Geschichte haben darf. Bei uns werden die Geschichten fertig, wenn sie fertig sind – und danach überlegen wir uns, welches Medium oder welche Formate sich am besten dafür eignen. Das kann von Radio über Dokumentarfilm bis hin zu einem Theaterstück gehen. Und im räumlichen Bereich ist das Auflösen von Grenzen auch wichtig, weil deine Recherche nicht mehr im nächsten Dorf aufhört. Sie haben heute gesagt, dass CORRECT!V multilokal arbeitet – etwas, das es vorher nicht gegeben hat. Ja, nehmen wir mal den Ausbau einer …

Mut zum Kontrollverlust

Weiterdenken, Grenzen verwischen und doch die Gesetzmäßigkeiten der Sozialen Netzwerken kennen: Im Gespräch mit Schiwa Schlei, der Onlinechefin von 1Live und Funkhaus Europa.   Frau Schlei, in ihrem Vortrag hat eine Ihrer Fragen sehr zum Nachdenken angeregt. Sie lautete: Würden Sie Content von Ihrem Radiosender auch privat teilen? – Wann haben denn Sie das letzte Mal etwas von 1Live geteilt? Schiwa Schlei denkt länger nach. Ich muss dazusagen, dass ich relativ wenig Content teile, obwohl ich sehr viel in den sozialen Netzwerken unterwegs bin…Inhaltlicher Content, den ich geteilt habe, war die Freude über den Grimme Preis von Mr. Dicks – wir haben als Radio den Grimme Preis Fernsehen gewonnen, das ist schon stark. Ein Radiosender gewinnt den Fernsehpreis, Sie plädieren dafür das Radio nicht nur als reines Audiomedium zu begreifen und das Selbstverständnis der Radiomacher zu ändern. Was hilft Ihnen auszubrechen aus gewohnten Denkmustern? Jeder braucht andere Rahmenbedingungen, mir hilft es beispielsweise mit bestimmten Personen darüber zu sprechen, den Ball hin und her zu spielen, sich immer weiter in ein Thema reinzusteigen. Es geht bei …