Autor: Annika Jahn

Ergebnisse AG 3: So geht Leserfinanzierung

Den Leser davon zu überzeugen, für Artikel eines hyperlokalen Onlineblogs zu zahlen, ist eine Herausforderung. Welche Vor- und Nachteile mögliche Finanzierungsformen für die unterschiedlichen Blogs bieten, haben die Teilnehmer der Arbeitsgruppe unter Philipp Schwörbels Leitung erarbeitet. Zunächst müsse man sich fragen, welche Zielgruppe man bediene und erreichen will, erklärt die Arbeitsgruppe. Sind die Leser wirklich an unseren Informationen interessiert und haben sie überhaupt das Budget, um dafür zu bezahlen? Anschließend sei natürlich entscheidend, „wo man mit seinem Blog hinwolle“, so eine Teilnehmerin. Bei langfristiger Arbeit, also dem Ziel, den Blog auch auf lange Zeit zu etablieren, sind regelmäßige Zahlungen der Leser sinnvoll. Dadurch erhalte man eine Art regelmäßiges Feedback. „So weiß man, dass die Arbeit weitergeführt werden kann.“ Aber: „Durch ein Abomodell sperrt man immer auch ein Teil der Zielgruppe aus“, so eine Seminarteilnehmerin. Diejenigen, die also nicht für die Artikel zahlen, erhalten auch keine Informationen und das sei besonders für User, die das Geld nicht aufbringen können, schade. Auch Crowdfunding könnte für manche Lokalblogs eine sinnvoll Finanzierungsvariante darstellen. Gerade bei artikelbezogenem Crowdfunding müsse man aber …

„PR hat auf Lokalblogs nichts verloren“

Lokalblogs sind häufig auf die Finanzierung durch Anzeigenkunden angewiesen. Sich deswegen die eigenen redaktionellen Inhalte diktieren zu lassen, halten die Teilnehmer des Challenge accepted-Seminars für ein absolutes No-go. „Koppelgeschäfte halten viele Anzeigenkunden für Gang und Gäbe“, erzählt ein Seminarteilnehmer. Anzeigenkunden gehen also ganz automatisch davon aus, dass eine Anzeige gleichzeitig einen möglichst positiven Artikel auf dem Blog mit sich zu bringen hat. Auch die Bitte, Fremdbeiträge gegen Aufwandsentschädigung auf dem eigenen hyperlokalen Blog zu veröffentlichen, haben viele der Seminarteilnehmer schon erhalten. Viele Anzeigenkunden scheinen zu verkennen, dass die Inhalte des eigenen Lokalblogs journalistischen Grundsätzen folgen. „Dass der Pressekodex dahintersteht ist vielen nicht bewusst und geht bei ihnen völlig verloren.“ Auch Leser verkennen den Unterschied „Anzeige/Journalismus“ Dieses mangelnde Bewusstsein habe sich aber auch bei den Lesern durchgesetzt. Sie denken oft, dass Anzeigenblätter im Briefkasten journalistischer Inhalt sei. „Die Leser erkennen die Unterschiede schnell nicht mehr.“ Darin sehen die Seminarteilnehmer ein großes Problem. Man könne dem Leser scheinbar nicht mehr bewusst machen, was am eigenen journalistischen Produkt anders und besser ist. Dieser falsche Eindruck werde aber auch durch Erlösmodelle wie …

Überzeugte Leser, zahlende Leser?

Ohne Geld geht`s nicht – das ist den Teilnehmern der Arbeitsgruppe drei unter der Leitung von Philipp Schwörbel (Prenzlauer Berg Nachrichten) klar. Wie aber sehen die funktionierenden Erlösquellen für hyperlokale Onlineblogs aus? Zu dieser Frage haben sich die Teilnehmer der Arbeitsgruppe ausgetauscht. Ist Leserfinanzierung die Lösung? Der Erfolg von hyperlokalen Onlinemedien hängt auch von ihren Finanzierungsmodellen ab, denn: Am lieben Geld führt ja doch kein Weg vorbei. Inwiefern Leserfinanzierung eine neue Chance für langfristige Stabilität sein kann, wollte Philipp Schwörbel deshalb vermitteln. „Alle haben dieselben Probleme. Der Austausch in der kleinen Arbeitsgruppe gibt neue Impulse und es ist interessant, von den Erfahrungen der anderen zu erfahren,“ bilanziert Teilnehmer Tom Maercker. Klassische Erlösquellen veraltet? Welche Finanzierung ist für meinen Blog der beste Weg? Hat die klassische Anzeigenfinanzierung längst ausgedient? Wie geht man mit „native advertising“ um? Und wie klappt die Finanzierung durch einen Förderverein? „Bei meinem Blog sehe ich noch viele Baustellen. Ich muss mich beispielsweise fragen, welche Rechtsform des Blogs für die Finanzierung am günstigsten ist“, so Maercker. Nach einer Bilanz bisher erprobter Erlösquellen nahm die Arbeitsgruppe die …

Kommunalpolitik lebendig erzählen

Wie kann man die klaffenden Lücken in der kommunalen Politikberichterstattung durch spannende, gut gemachte Beiträge füllen? Mit dieser Frage hat sich die Arbeitsgruppe eins unter der Leitung von Annabel Trautwein (Wilhelmsburg Online) auseinandergesetzt. Die Teilnehmer erarbeiteten deshalb anhand von konkreten Beispielen Möglichkeiten, um Leser von Lokalblogs durch bestimmte Darstellungsformen, mit unkonventionellen Artikeln und mit Hilfe neuer Tools wieder mehr für Lokalpolitik zu begeistern. Welche Rolle hyperlokale Onlinemedien in der lokaljournalistischen Landschaft letztendlich spielen sollen, wurde ebenfalls diskutiert. „Ich konnte hier gute Ideen für neue Tools sammeln, die ich später auf meinem Blog einbinden will“, sagt Teilnehmerin Beate Kesper. „Sowohl die Vorträge, als auch die Gespräche mit den anderen Teilnehmern haben neuen Input geliefert.“ Lokalpolitik ja, nur wie? Die Tatsache, dass Haushaltszahlen und Ratssitzungen in lokaler Berichterstattung oft nur trocken daherkommen, bemängelten viele Teilnehmer. „Inhaltlich Portale zu füllen ist eigentlich bei keinem von uns ein Problem. Bleibt nur die Frage nach dem „wie?“, so Kesper. Wie erhält man den Dialog mit den Lesern aufrecht? Wie kann man kommunalpolitische Geschichten lebendig im Netz erzählen und dabei trotzdem journalistische Standards einhalten? Die …

Lokales kreativ rüberbringen

Vor zweieinhalb Jahren startete Isabella David den Lokalblog Hamburg Mittendrin, um „lokal, kritisch und auf den Punkt“ über aktuelle Nachrichten und Reibungspunkte des Hamburger Bezirks Mitte zu berichten. Die Politik-Master-Studentin ist mir ihrem Start-Up erfolgreicher als sie sich hätte träumen lassen. Ihr Erfolgsrezept hat sie beim Seminar „Challenge accepted“ vorgestellt. „Viele Stadtteile werden in Hamburg in der Lokalberichterstattung sehr oberflächlich abgespeist“, so Isabella David. Das wollten sie und ihr Kollege Dominik Brück nicht hinnehmen. „Uns war es ein Bedürfnis, Transparenz im Lokalen zu bieten, auf dem Spielfeld des Digitalen.“ Das Herzstück des Blogs ist die Lokalpolitik des Bezirks Hamburg Mitte. Den Entscheidungsträgern im Lokalen auf die Finger gucken und Intransparenz und Hinterzimmer-Politik entgegenwirken – das wollen David und Brück mit ihrem Blog leisten. „Oft hören wir, ‚Politik? Das liest doch eh keiner!‘ Es kommt aber darauf an, wie man zum Teil dröge Themen interessant rüberbringt“, so David. Bei ihr würden die politischen Artikel am besten geklickt. „Unterschätzt eure Zielgruppe nicht“ Das gehe zum Beispiel sehr gut durch Live-Berichterstattung und viel multimedialer Vor- und Nachbereitung. „Wir sind davon überzeugt, dass eine …

Trollen die Laune verderben

Der Leser generiert gerade bei Blogs Inhalte mit. Meinungen werden ausgetauscht, es wird kommentiert und diskutiert. Auf Websites und in sozialen Medien tauchen auch immer wieder Trolle auf, die den Medienmachern zu schaffen machen. Darüber, wie Trolle bekämpft und herausgefiltert werden können, haben die Teilnehmer des Seminars heute lebhaft diskutiert. „Kommentare nur auf Facebook zuzulassen ist feige“ „Eigene Foren werden oft knapp und geschlossen gehalten, da bei rechtswidrigen Posts von Trollen am Ende die Redaktion haftet“, erklärt Prof. Dr. Volker Lilienthal, Medienwissenschaftler von der Universität Hamburg. Redaktionen ziehen daraus oft die Konsequenz, dass Leser nur noch auf Facebook die Möglichkeit zum Kommentieren erhalten. Diese Variante hält Lilienthal für feige. Stattdessen sieht er in der Gründung von Communitys eine gute Möglichkeit, um den Trollen gemeinsam entgegenzutreten. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nirgends so viel und so offen diskutiert wird, wie auf unserer Seite“, sagt Annabel Trautwein, Gründerin von WilhelmsburgOnline. Diesen Austausch der Bürger müsse man auch zulassen, um ein realistisches Abbild der Meinung der Zivilgesellschaft zu liefern. „Auch grenzwertige und kritische Kommentare sollten veröffentlicht werden. Auch wenn …

Keine Lückenbüßer

Lokalblogs schließen die Lücke, die Vollredaktionen und Tageszeitungen heute hinterlassen – zumindest theoretisch, sagt Prof. Dr. Lilienthal, Professor für die Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg. Personalabbau und Redaktionsschließungen führen dazu, dass immer kleinere Redaktionen immer größere Verbreitungs- und Berichterstattungsgebiete bedienen müssen. Das bringe zwangsläufig Qualitätseinbußen mit sich, sagt Lilienthal zu Beginn des Seminars „Challenge accepted – Zukunftsstrategien für hyperlokale Onlinemedien“. Zum Download die Powerpoint-Präsentation von Prof. Dr. Volker Lilienthal Tageszeitungen zu ungenau im Lokalen Oberflächliche Recherchen seien genauso eine Begleiterscheinung des „teilweise etwas träge gewordenen“ Lokaljournalismus, wie die Tatsache, dass sich Lokalredaktionen oft und gerne daran orientieren, was die Kommunalpolitik vorgibt und der Bürgermeister erzählt. Obwohl „das Lokale“ eigentlich der Unique Selling Point für die Tageszeitungen sein sollte, sei dieses Ressort häufig schlichtweg unterentwickelt. „Die Arbeit von Vollredaktionen leistet keine Vollversorgung – besonders nicht im Lokalen“, so Lilienthal. Wo manche Lokalzeitungen scheinbar versagen, liege auch eine Chance für hyperlokale Blogs: Sie berichten unmittelbar und live und sind näher dran an dem, was die Zivilgesellschaft in einem Stadtviertel bewegt. Digitale Lokalmedien bereichern nicht nur das lokale Informationsrepertoire, …