Autor: Franziska Schnelle

Ergebnisse AG 1: Lokaljournalismus braucht mehr Mut

Annabell Trautweins Arbeitsgruppe „Der Anspruch: hoch“ befasste sich mit der Frage, wie es möglich ist, die Leserschaft mit innovativen Beitragsformen wieder mehr für Lokalpolitik zu interessieren. Die folgenden Ergebnisse haben die Workshopteilnehmer unter Trautweins Leitung herausgearbeitet. Auch in einer sehr heterogenen Gruppe, dessen Teilnehmer in der Großstadt, Kleinstadt und sogar vom Land kommen, sind einige Themenüberschneidungen festzustellen. Zu den trockenen Themen, die bei allen regelmäßig bearbeitet werden müssen, zählen: Wahlen, Bauvorhaben, Events. Zu diesen erarbeitete die Gruppe Ideen für eine interessante Themenaufbereitung. Eine Idee für eine interaktivere Umsetzung ist es beispielsweise, verschiedene Interessensgruppen in einer interaktiven Karte darzustellen. Alle Interessengruppen – Bürger, Ämter, Politiker – werden durch ein Schild oder Wappen auf der Karte markiert. Beim Klicken auf die verschiedenen Lager sind Hintergrundinformationen abrufbar. Die verschiedenen Interessen sind so plastischer und übersichtlicher gegenübergestellt. Eine weitere Idee ist es, anhand eines Zeitstrahls auch längere Prozesse und Entwicklungen darzustellen. Die Resultate für eine innovativere Berichterstattung im Allgemeinen sind folgende: Den Blick öffnen, sich mehr trauen. Der Zeitdruck sollte nicht den geistigen Freiraum beschränken. Es lohnt sich, die eigene Comfort Zone zu verlassen, und sich Tools und Formate anzueignen, die auch längerfristig die Berichterstattung bereichern. …

Das Profil: scharf

Stefan Aigner von regensburg-digital leitet seine Workshopteilnehmer durch die Arbeitsgruppe zwei „Das Profil: scharf“. Als Experte für eine starke lokale Marke soll er erfolgbringende Kniffe und Strategien an die Teilnehmer weitergeben. In diesem Themenfeld geht es vorrangig darum, eine Identität zu finden, eine Marke zu schaffen und Position einzunehmen. Um mit seinem eigenen Medium erfolgreich zu sein, braucht es in erster Linie ein Profil. Das ist in besonderem Maße auch für Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten ein wichtiges Thema. Sich mit der eigenen Marke optimal positionieren Fragen, die Journalisten dabei an sich selbst stellen müssen, sind: Welche Redaktionslinien verfolge ich? Wie kann ich gute Alternativen zum Terminjournalismus finden? Wie kann ich eigene Themen suchen und vielleicht sogar lokale Skandale aufdecken? Auch der Blick auf die Zielgruppe ist nötig, um zu erfahren, wie viel Haltung das eigene Medium verträgt. Die Workshopteilnehmer entwickeln zu dieser Thematik und mit dem Best-Practice-Beispiel von regensburg-digital im Hinterkopf die „zehn Gebote für das eigene Profil“. Relevanz und ein klares Ziel vor Augen Wir haben die „Profilisten“ zu einem vorläufigen Fazit befragt. Andreas Grieß vom „Halb Blog, Halb Magazin“ Elbmelancholie bringt es auf den Punkt: „Relevanz statt Firlefanz“. …

Datenjournalismus im Lokalen

Christina Elmer, Datenjournalistin für Spiegel Online, sagt, Datenjournalismus ist auch etwas für kleine Redaktionen. Programmierkenntnisse sind, zur Beruhigung aller, nicht zwingend nötig. Präsentation von Christina Elmer mit Beispielen und Tipps Zunächst stellt Elmer eines klar: „Computers don’t make a bad reporter a good reporter. What they do is make a good reporter a better one.“ Datenjournalismus gebe es deshalb, „weil wir es können“, sagt sie. Daten sind heute so schnell verfügbar wie nie zuvor. Aber Datenjournalismus sei auch notwendig, um die Kontrolle über Daten zu behalten und Zusammenhänge transparent zu machen. Auch im Lokalen gebe es diverse Möglichkeiten, datenjournalistische Inhalte zu erstellen. Dafür brauche es nicht einmal zwingend Programmierkenntnisse. Sie selbst habe auch keine Expertise in diesem Bereich. Zum Glück übernehme ein Kollege diese Arbeit für sie. Aber selbst mit einfachen Exceltabellen und Balkendiagrammen könne man relevante Daten schöner und anders erzählen als in Textform. Am beeindruckendsten seien jedoch die Geschichten, die auf innovative Weise programmiert und aufbereitet sind. Geschichten anders erzählen Die Storys im Datenjournalismus seien auf zwei Ebenen interessant: Einerseits sind sie inhaltlich fundiert, überzeugend, exklusiv und überraschend. …

„Wir erleben eine digitale Sintflut“

Christian Hasselbring von Laterpay räumt bei den Seminarteilnehmern mit dem Mythos auf, User seien nicht bereit, für gute Inhalten im Internet zu bezahlen. Doch bevor er auf das Pay-per-use Bezahlsystem eingeht, führt er den Seminarteilnehmern die Gefahren und Potenziale des digitalen Wandels vor Augen.  Präsentation von Hasselbring Digitaler Darwinismus und Lokaler Journalismus Hasselbrings Leseempfehlung ist das Buch „Digitaler Tsunami“, das die Zusammenhänge zwischen Reichweitenaufbau und Verteilung von Geld prägnant schildere. „War’s das? Ein Tsunami ist ja schließlich irgendwann vorbei…“, fragt er. Die Antwort hat er selbst parat: „Nein! Wir erleben stattdessen eine digitale Sintflut: Das Digitale wird in jeden Winkel des Lebens vordringen“. Die digitale Flut bestehe aus Apps und Anwendungen, die direkt ins Hyperlokale reichen; kontrollierter Alltag durch Running Apps, Apple Watch und Co. Die Hoffnung, in der Arche Noah des Qualitätsjournalismus im Trockenen zu bleiben und damit Geld zu verdienen, hält er für verkehrt. Auch die Hoffnung, ohne Bezahlmodelle mit Journalismus Geld verdienen zu wollen. Ein Umdenken sei somit unumgänglich. Hyperlokalität des Journalismus als Lösung Wenn man sich nicht vor der Flut retten kann, sollte man mitschwimmen. …

Crowdspondent – Schickt uns weg!

Crowdspondent mischt momentan den Online-Journalismus gehörig auf. Die Gründerinnen Lisa Altmaier und Steffi Fetz haben sich eine dreimonatige Recherchereise durch Deutschland allein mittels Crowdfunding über die Plattform Start Next finanzieren lassen. Innerhalb von vier Wochen nahmen die zwei jungen Journalistinnen mehr als 5.000€ ein, also 1.000€ mehr als geplant. Altmaier hat extra für das Seminar „Challence Accepted“ den weiten Weg aus München auf sich genommen, um die Seminarteilnehmer an ihrer Expertise teilhaben zu lassen. Expertise, die Fetz und Altmaier bei ihren Anfängen vermisst haben. Die Realisierung des Projektes lässt sich in acht Schritte einteilen, die nun auch anderen (hyper-) lokalen Journalisten und Journalistinnen einiges an Inspiration liefern kann. Die Finanzierung: „Crowdfunding ist eine einzige große Geschichte.“ Und das passt natürlich super zum Journalismus, so Altmaier. Denn jeder Journalist ist im Grunde ein Geschichtenerzähler. Aus diesem Grunde seien sie und Steffi Fetz zuversichtlich gewesen, dass diese Finanzierungsform Erfolg haben werde. Nach einer stiftungsfinanzierten Recherchereise nach Brasilien und im Land ausgeführten Aufträgen von Fans, wollten Sie das Konzept nach Deutschland holen. Hintergrund war die Vermutung, dass viele Menschen zwar eine Menge exotische Ziele, …

Plattform für kritische Bürger

Offen führte Hubert Denk, Gründer des „Bürgerblick“ aus Passau, die Seminarteilnehmer in die Gründungszeit seines unabhängigen Blogs ein und ließ dabei auch die Schwierigkeiten nicht außen vor. In erster Linie sieht sich Denk in der Funktion, eine zweite Stimme in die Berichterstattung im Lokalen einzubringen und so gegen den Mainstream zu arbeiten. Die Vielfalt in der lokalen Berichterstattung gehe verloren. Lücken, die Denk mit seinem Onlineblog Bürgerblick.de füllen will. Inzwischen ist aus diesem Projekt, das ihm Anfang der 2000er-Jahre eigentlich zur Selbstvermarktung als freier Journalist dienen sollte, eine echtes Gegengewicht geworden. „Ich bin ein Korrektiv, durch meine Berichterstattung ändert sich auch die der Heimatzeitung“, sagt Denk selbstbewusst. Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber den Lesern Die Abonnenten genau wie Werbekunden schätzen den transparenten und ehrlichen Journalismus den Hubert Denk inzwischen neben dem Blog auch als Printmagazin und ePaper vermarktet. „Die Frage, ob es für eine Werbeanzeige ein redaktionelles Entgegenkommen geben kann, traut sich bei mir keiner mehr zu stellen“, so Denk. Er beäugt Werbetreibende stattdessen umso kritischer. Das kommt auch bei Unternehmen gut an. Redaktionelle Unabhängigkeit ist essentiell für guten Journalismus …