Autor: Sabrina Gaisbauer

Krankheitsvorstellungen sind Normvorstellungen

Was ist Krankheit, was ist Behinderung? Es ist vor allem das, was die Gesellschaft daraus machen will. Das ist die zentrale These von Prof. Dr. Dominik Groß, Medizinethiker von der RWTH Aachen. Mit einem reflektierten und erfrischend selbstkritischen Vortrag beginnt er die bpb-Redaktionskonferenz zum Thema Inklusion. Am Ende nehmenden die Teilnehmenden nicht nur Tipps für die Berichterstattung in ihrer Zeitung mit, sondern auch Fragen an sich selbst. Der deutsche Sprachwortschatz mag vergleichweise reich sein an poetischen Nischenbegriffen und präzise zusammengesetzten Wortmonstren. Aber in einem Feld ist es erbärmlich arm: Wenn es um „Krankheit“ geht. Krank ist krank. Dabei bietet der Begriff so viele Bedeutungsebenen und knallendes Konfliktpotenzial. Darum geht Groß ins Englische, um die Verständnisebenen von Krankheit in Forschung und den Definitionen von internationalen Organisation wie der WHO zu verdeutlichen: er unterscheidet disease, illness und sickness am Beispiel des berühmten US-amerikanischen Publizisten Randolph Bourne. Mit Diseases sind vor allem medizinische Diagnosen gemeint, körperliche Funktionen, die von der Norm abweichen – im Falle von Bourne wäre das etwa eine Wirbelsäulen-Tuberkulose, die zu einem veringertem Wachstum geführt …

Startschuss: Redaktionskonferenz zum Thema Inklusion

Es geht los: In diesem Moment startet in Warendorf die bpb-Redaktionskonferenz zum Thema „Inklusion“. Inklusion ist ein gesellschaftliches Mega-Thema für Lokalredaktionen. Bei diesem abstrakt wirkenden Begriff geht es um etwas, das selbstverständlich sein sollte und das journalistische Wächteramt von Grundauf mitbestimmt: Die gleichberechtigte Teilhabe aller. Auch im Jahr 2015 gibt es noch Barrieren, die diese verhindern: Die Barrieren vor der eigenen Haustür, wie in Schulen, Rathäusern, im Städtebau. Manche von ihnen hindern am Mitreden, andere an der Fortbewegung, und manche grenzen aus, in dem sie jemanden als „krank“ erklären, der sich selbst als gesund empfindet. Es geht also auch um die Barrieren in der Sprache und in den Köpfen. Wenn Medien über Menschen mit Behinderungen berichten, agieren sie oft ungeschickt. Dann heißt es: „Sie meistert tapfer ihr Schicksal.“ „Man sieht ihm seine Behinderung gar nicht an.“ Oder: „Sie ist an den Rollstuhl gefesselt.“ Gleichberechtigte Teilhabe ist ein schwieriges Feld, Konflikte sind vorprogrammiert. Rund zwei Dutzend Redakteurinnen und Redakteure stecken drei Tage lang das Themenfeld ab, analysieren die Hintergründe und entwickeln Handreichungen für den Redaktionsalltag. Und …

Jüdisches Leben in Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart

Wer über jüdisches Leben in Deutschland kompetent berichten will, braucht ein solides Hintergrundwissen. Doch im Dschungel der Gebräuche, Funktionen und Organisationen ist es nicht einfach, den Überblick zu bewahren: Wie funktioniert eine jüdische Gemeinde? Wie definieren sich die unterschiedlichen Ausrichtungen des Judentums? Was bewegt die Gemeinden hierzulande? Mit der Tagung „Jüdisches Leben in Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart – was Journalistinnen und Journalisten wissen sollten“ vom 9. bis 11. Oktober 2015 wollten die politische Bildung/bpb und die Moses Mendelssohn Akademie/MMA Abhilfe schaffen. Der letzte Tag ist nun angebrochen. Die rund 20 Teilnehmer aus allen Ecken Deutschlands feierten gemeinsam mit MMA-Mitarbeiter Uri Faber den Schabbat, diskutierten mit Dr. Peter Fischer, Referent des Zentralrats der Juden, über Juden in der DDR, lauschten der Lesung vom „Jewish Voice from Germany“-Gründer Rafael Seligmann und folgten den Spuren der jüdischen Geschichte in Halberstadt. Um nur einige Punkte zu nennen – eine Menge Input. Und eine gute Möglichkeit, neben der Liebe zu fluffigem Challa-Brot neue Rezepte für den Redaktionsalltag zu entdecken. In diesem Beitrag fassen wir ganz kompakt einige Tipps und …

Challenge mastered

Knapp 30 Journalisten und Medienmachern haben die Herausforderung angenommen, von Donnerstag den 11. Juni bis Samstag den 13. Juni in Berlin in dem bpb-Seminar “Challenge accepted! Zukunftsstrategien für hyperlokale Onlinemedien” eben jene Strategien in Arbeitsgruppen und mit Experten zu diskutieren. Sie haben mit viel Herzblut und Engagement neue Ideen und Konzepte für anspruchsvolle kommunalpolitische Formate (Arbeitsgruppe eins), bessere Finanzen (Arbeitsgruppe zwei) und ein geschärftes Profil (Arbeitsgruppe drei) entwickelt. Reader zur Veranstaltung mit Zusammenfassungen und Ergebnissen Die Twitter-Gemeinde hat ebenso wie die Arbeitsgruppenleiter Annabel Trautwein, Stefan Aigner und Philipp Schwörbel ihr eigenes Fazit gezogen. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren   Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von storify.com zu laden. Inhalt laden [View the story „Challenge accepted!“ on Storify]

Ergebnisse AG 2: Politisch, kritisch, scharf

Gruppe zwei stellte die zehn Gebote der Profilbildung vor. „Schließt eure Augen und genießt“. Mit epischer Stimme und hohem Anspruch trug eine Teilnehmerin die Leitsätze vor: 1) Betrachte die Medienlandschaft vor Ort. Analysiere sie, erkenne die Zielgruppe, erkenne die Lücken, besetze sie. 2) Reflektiere Deine Ressourcen. Du betreibst ein langfristiges Projekt. Welche Kompetenzen hast du, Interessen, Manpower, Budget etc.? Habe auch Mut zur Lücke. Stelle fest, wo Du ergänzen musst. 3) Qualität geht vor Quantität. Und weniger ist oft mehr. Das gilt für Deine Artikel, und auch für die Auswahl von und das Bespielen der Social Media Kanäle. Begründe Deine Relevanz nicht mit Klickzahlen. 4) Trage zur politischen Meinungsbildung bei. Lokalpolitik sollte ein wesentlicher Bestandteil Deines Blogs sein. 5) Erkenne deinen gesellschaftlichen Auftrag. Sei transparent und offen. Denn wie sagte der große Philosoph und Onkel von Spiderman: „Mit großer Macht kommt große Verantwortung.“ 6) Formuliere Deinen Anspruch, dein Selbstverständnis. Bist du eine One-Man-Show oder suchst du eine Redaktion? Bist Du tagesaktuell oder verstehst Du Dich als Magazin? 7) Leser sollen dich für Deine Inhalte hassen, …

Online first

Wer innovative und durchdachte kommunalpolitische Berichterstattung im Netz sucht, muss nicht in die Großstadtredaktionen schauen: Christina Knorz vom Nordbayerischen Kurier zeigt, wie die Bayreuther Redaktion ihre User mit einem Mix aus fundierten und schnellen Formaten überzeugt. Und zwar Online to Print. Präsentation von Christina Knorz „Unser Ruf ist schlechter als das, was wir tun“, begann Knorz mit Blick auf den Lokaljournalismus allgemein. Dem Nordbayerischen Kurier war klar, dass sich in Zeiten wandelnder Mediennutzungsgewohnheiten auch die eigene Redaktion, das eigene Produkt wandeln muss. Seit dem Frühjahr ist in Bayreuth nun „Online to Print“ die Devise. Es wird erst für Online produziert und dann für Print ausgewählt. Das hört sich simpel an, verändert jedoch traditionelle Selbstverständnisse von Grund auf. Eine Woche im Voraus wird festgelegt, was wann kommen wird. Die Grenzen zwischen den Ressorts wurden eingerissen, „alle Themen sind nun entweder aktuell, Dranbleiber oder zeitlos“. Das sind beim Nordbayerischen Kurier keine Füllwörter, sondern Teil eines festen Konzepts, von dem Onlinemedien jeder Art lernen können – gerade für die politische Berichterstattung. Kategorie eins: aktuelle Themen Ob Katastrophen, Sport-, …

Challenge accepted!

Wenn die Staatsanwaltschaft gegen einen freien Journalisten ermittelt, um dessen Recherchewege aufzudecken (Bürgerblick Passau) oder das Bistum gegen die kritische Berichterstattung einer kleinen Online-Lokalzeitung zu einem Missbrauchsfall klagt (regensburg-digital), dann wird deutlich: Nicht nur in großen Verlagsstrukturen können Lokaljournalisten vor Ort Missstände aufdecken und gesellschaftliche Diskussionen anstoßen. Einige hyperlokale Websites sind aus der lokalen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken, doch ein gutes gemachtes Onlinemedium aufzubauen und zu halten, passiert nicht durch Zufall. Sondern ist das Ergebnis von harter Arbeit und durchdachter Planung. Eine Gruppe von knapp 30 Journalisten und Medienmachern nimmt die Herausforderung an, um bis Samstag in Berlin in dem bpb-Seminar „Challenge accepted! Zukunftsstrategien für hyperlokale Onlinemedien“ eben jene Strategien in Arbeitsgruppen und mit Experten zu diskutieren. Unter ihnen, so zeigte die Vorstellungsrunde, sind „Herzblut-Projekte, die in Zukunft auch Geld abwerfen dürfen“, „etablierte Blogs, die ein Stachel im Fleische“ unkritischer Medien sind, Bürgerjournalismus-Portale, ausdifferenzierte Redaktionen, die klein anfingen und mittlerweile selbst Volontäre ausbilden. Großstadtredaktionen, Kiezredaktionen, Dorfredaktionen. Die Beteiligten haben unterschiedliche Hintergründe und Finanzierungsmodelle, doch ein gemeinsames Ziel: Sich auszutauschen und ihren Platz in der Medienlandschaft langfristig zu …