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Zentralregierung statt Fürstentum

Endlich eine richtige Diskussion gab es im Experten-Forum „Die Zukunft des lokalen Newsdesk“. Am Morgen hatte es mit dem Vortrag von Sarah Schantin-Williams eine eher theorielastige Einführung gegeben – im Forum wurde es konkret. Der Chefredakteur der Ruhr Nachrichten Wolfram Kiwit präsentierte das Modell seiner Zeitung, in der es drei regionale Newsdesks gibt. Neben ihm saß Horst Seidenfaden, Chefredakteur der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen. In Kassel gibt es keinen Newsdesk sondern eine eigene Online-Redaktion. Die Diskussion entzündete sich am Dortmunder Modell. Dort gibt es praktisch keine klassischen Lokalredaktionen mehr, sondern Reporterteams vor Ort, in denen der frühere Lokalleiter Chefreporter ist.  Diese Reporterteams gehen raus, recherchieren und schreiben, während die Zeitung zentral unter anderem in Dortmund gebaut wird. Dort sitzt ein Editor, der zumeist zuvor ebenfalls in der Lokalredaktion, die er betreut, gearbeitet hat, und kümmert sich um das Layout und die Internetinhalte. Aber nicht nur. Ihm sitzt ein so genannter Redaktionsassistent (das sind Mediengestalter, Volo-Anwärter,Verlagskaufleute – keine Journalisten)  zur Seite, der Bilderstrecken baut aber auch die Themen im Maileingang sichtet und sortiert. Welche Themen wie ins Blatt …

Lokaljournalismus im Jahr 2015

Diskussionen zur Zukunft der Zeitung folgen immer einem ähnlichen Muster. Die Blogger und Onliner behaupten, die Zeitungen werden nicht überleben, wenn Sie sich nicht offensiv für Social Media öffnen. Die Vertreter der Zeitungen, die das bereits tun, finden das auch ganz wichtig, reden viel vom Experimentieren, von Reichweite, vom spielerischen Umgang und tun gern so, als wäre das doch alles ganz einfach und von interessierten Redakteuren nebenbei zu erledigen. Das wiederum stößt dem Alleinredakteur im Lokalen, der täglich zwei bis drei Seiten stemmen muss, übel auf. Er ist schon heilfroh, wenn er es jeden Tage wieder aufs Neue schafft, die Seiten zuzuknallen. Für Twitter, Google Wave oder gar Webvideos mit der Flip bleibt da keine Zeit. Drum holt er zum argumentativen Gegenschlag aus und fragt die Onliner nach ihrem Geschäftsmodell. Spätestens das ist der Zeitpunkt, an dem in der Diskussion das erste Jeff-Jarvis-Zitat fällz. Dann ist man ganz schnell bei Google. Die Gemüter erregen sich. Schließlich ergreift der Moderator das Schlusswort und die Zuhörer verlassen den Saal „so klug als wie zuvor“. So ähnlich lief auch …

Frösche im Newsroom

Am Anfang steht das Verstehen. Von Möglichkeiten, die das Internet bietet und Organisationsformen, wie man sie umsetzen kann. Der erste Vortrag beim 18. Forum Lokaljournalismus drehte sich um Newsroom-Modelle und den etwas abgelatschten Begriff  „Change Management“. Referentin Sarah Schantin-Williams,  WAN-IFRA Associate Consultant, ging aber am Anfang auf die Medienkrise ein und erläuterte in vielen Worten, warum die Tageszeitung ums Überleben kämpft. Kurz gesagt: Anzeigen brechen weg, Leser suchen sich andere Kanäle, etc. – nichts Neues. Ihr Fazit: Zeitung muss Orientierung bieten, aber nicht den Kanal in den Mittelpunkt stellen (wie die Zeitung), sondern vielmehr die Marke, die Glaubwürdigkeit repräsentiere. Dann stellte sie vier Newsdesk-Modell vor. 1) den Newsroom, in dem die Plattformen Print und Online getrennt sind und getrennte Redaktionen haben (viele Zeitungen in Deutschland), 2) den Newsroom, in dem ein Reporterpool für alle Kanäle produziert, die einzelnen Plattformen aber von verschiedenen Personen gemanagt werden (als Beispiel Nordjyske Medier aus Dänemark), 3) die Plattformen werden von verschiedenen spezialisierten Fachleuten gestaltet – zum Beispiel von Designern, die nur für Print zuständig sind. Auf der Leitungsebene ist jedoch die …

Gelungener Auftakt

Zur Eröffnung des 18. Forums Lokaljournalismus fanden sich alle Teilnehmer in Dortmund ein. In der 21. Etage des RWE-Towers sprach der NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einige einleitende Worte. Dabei machte er klar, dass die Politik die Zeitungen nicht retten werde, aber Rahmenbedingungen schaffen könne, die es Verlagen ermöglichen, sich selbst zu helfen. Staatliche Unterstützungen für Zeitungen lehnte er vehement ab. WAZ-Geschäftsführer und Mitveranstalter des Forums Bodo Hombach verwirrte die Zuhörer zunächst mit Ausführungen zu Brunnen und Lindenbäumen vor den Toren.  Doch wer glaubte, es ginge ihm nur um die Unterweisung der Zuhörer in Deutscher Romantik, lag dann wohl doch falsch: Hombach ging es um die einstige Bedeutung von Brunnen und Lindenbaum als Versammlungsorte und Kommunikationszentren im Gemeindeleben. Aufgabe, die heutzutage die Lokalzeitung erfüllen. In der globalisierten Gesellschaft werde seiner Meinung nach der Blick aufs Lokale zurückgelehnt: Die Umgehungsstraße sei für den Leser oft wichtiger als die Entscheidung in Brüssel. In der lokalen Sphäre entstehe Heimat. Nach dem langen kulturgeschichtlichen Exkurs zu Brunnen, Lindenbäumen und Heimat kam Hombach dann schließlich auf seine Kernthese:  Heutzutage reiche das Gespräch …