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Faszination Lokaljournalismus – Demokratie braucht Leitmedien
20. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Nordsee-Zeitung
Vom 28. bis 30. März in Bremerhaven

Moment mal – Plädoyer für mutigen Journalismus

Wer eine Rede über Mut im   Journalismus im eigentlichen Sinne erwartet hatte,  wurde enttäuscht. Mut, so Innensenator Ulrich Mäurer,  bräuchten Journalisten vor allem in den autoritär regierten Ländern der Welt. In Deutschland sei vielmehr das Problem, dass die Journalisten der Einfachheit halber zu schnell den Partikularinteressen kleiner Gruppen folgen. Kleiner Gruppen, die den Zeitungen ihr Leid klagen. Das ist die These Mäurers.

Themen statt Termine: Die Zeitungen müssen sich umorientieren

Die Zeitungen schreiben am Leser vorbei – das zumindest behauptete der Schweizer Medienberater Dr. Carlo Imboden im Rahmen des Lesergipfels „Knapp daneben ist auch vorbei – Schreibt endlich, was uns interessiert“. Mit ihm diskutierten Armin Maus (Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung) und Holger Niehoff (Mitglied des Leserbeirats der Neuen Osnabrücker Zeitung). Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Jost Lübben, Chefredakteur der Nordsee-Zeitung.

Stärkung zwischendurch

Die ersten Vorträge sind gelaufen, da darf die Kaffeepause nicht fehlen. Nachdem Torry Pedersen über seine Vorschläge für einen Lokaljournalismus der Zukunft referiert hat und der Lesergipfel in einem Rutsch abgehandelt wurde, stärken nun Brötchen und Heiß-Getränke die Teilnehmer des Forums Lokaljournalisten. Besonders beliebt: die Lachsbrötchen.

„Das Handy wird Nachrichtenquelle Nr.1“

Zum Auftakt des zweiten Forumstags hielt Torry Pedersen von der norwegischen Zeitung Verdens Gang ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, sich auf die digitale Welt einzulassen. Wenn man seinem Vortrag zuhörte, musste auch dem Letzten klar werden: Wir reden nicht von der digitalen Zukunft. Sondern von einer digitalen Gegenwart. Am Anfang des Umdenkens bei Verdens Gang stand der Niedergang der Entwicklung im Printbereich. Auf das rapide Absinken der Leserschaft wollte man mit einem neuen Geschäftsmodell in der „digitalen Arena“ reagieren. „Wir glauben, dass die Werbeeinnahmen im digitalen Bereich steigen“, sagt Pedersen. Schon 2011 verdiente sein Verlag erstmals mehr Geld damit als mit dem herkömmlichen Zeitungsgeschäft.

Verdens Gang – Multimedia bringt Gewinn

Der Herausgeber und Geschäftsführer der Norwegischen Zeitung Verdens Gang (VG) über crossmediale Vermarktung und die Vielfalt der Derivate, die es inzwischen von der VG gibt. In der Wachstumsphase eines Produkts müssen bereits weitere Produkte auf den Weg gebracht werden, die später einmal Geld einbringen – so seine These. Durch die Online-Produkte ist die Zahl der erreichten Leser bei VG auf über 50 Prozent geklettert, obwohl die Printausgabe an Lesern verliert. Weniger Papier, aber mehr Leser durch den Online-Auftritt. Doch verdienen sie auch Geld? Fast die Hälfte der Anzeigenerlöse werden inzwischen Online erwirtschaftet. Die goldene Formel, wie man online Geld verdient, liefert er nicht.

Der Sturmflut entkommen

Im Wechselbad der Temperaturen waren die Teilnehmer des 20. Forum Lokaljournalismus am ersten Abend: Im Bremerhavener Klimahaus 8° Ost gab es Bier in der Antarktis und Cashew-Kerne in der Südsee. Lokaljournalisten dürfen schwierige Arbeitsbedingungen nicht scheuen. Dazu gehört auch extremer und plötzlicher Wetterumschwung. Auf der Reise durch die Klimazonen der Erde entlang des achten östlichen Längengrades schlagen sie sich tapfer und machen das Beste aus der Situation: Ein Teilnehmer bleibt mit seinem Glas in der Hand am Südpol stehen und teilt auf Nachfrage mit: „Ich warte hier, bis mein Bier kalt ist.“