Autor: Sascha Lübbe

Qualität, was ist das? Und wie kann man sie kontrollieren?

Qualität ist wichtig, das ist klar. Aber wie lässt sie sich erreichen? Und wie kontrollieren? Um diese Fragen ging es in dem Vortrag von Dr. Wolfram Kiwit, Chefredakteur der Ruhr Nachrichten, und Diplom-Journalist Bernd Weber, Geschäftsführer der Medienagentur mct aus Dortmund. Weber entwickelte zusammen mit den Ruhr Nachrichten das Verfahren Cockpit zur Messung redaktioneller Qualität. Qualitätsverständnis richtet sich nach… … Sicht der Leser und deren Ansprüchen, selbst gesetzten Zielen der Zeitung, gesellschaftlichen Vorgaben sowie Kriterien aus der Wissenschaft. Wie wird Qualität der Zeitung überprüft (Bsp: Ruhr Nachrichten)? 1. klassische Leserbefragung: Es gab 5.000 ausgefüllte Fragebögen, davon wurde eine Stichprobe (2400) genommen. Die Angaben wurden mit denen zu anderen Zeitungen verglichen. Zudem gab es Einzelbefragungen zu verschiedenen Themengebieten und verschiedenen Produkten. Die Ergebnisse wurden in der Zeitung veröffentlicht (wichtig: auch die negativen!) 2. Leserabende: Alle 14 Tagen werden Leser ins Verlagshaus geladen. Laut Kiwit ein „Superventil für unzufriedene Leser“. „Wer sich bei uns beschwert, wird zum Leserabend eingeladen.“ 3. Befragung der „Noch-Nicht-Leser“. Es gibt Probeabos, dann wird eine Stichprobe mit 850 Fragebögen genommen. Dann Abstimmung mit den Fragebögen der …

Henning Bulka: Das Team Audience Engagement der Rheinischen Post

Wie sieht die Zukunft der eigenen Zeitung aus? Bei der Rheinischen Post setzt man auf „Echtzeit und Empathie“, erklärt Henning Bulka, Redaktion Digitales & Team Audience Engagement der Zeitung. Mit anderen Worten: Facebook, WhatsApp und Snapchat. Snapchat: * Eigentlich ein „Anti-Social-Netzwerk“, weil es mit allem bricht: Es gibt keine eigene Profile mehr und keine dauerhafte Verfügbarkeit – Beiträge werden nach 24 Stunden automatisch gelöscht. Das Tool präge damit das Sehverhalten einer ganzen Generation, sagt Bulka. Facebook live: * Livevideos werden immer wichtiger. Inzwischen funktioniert FB Live auch als Schnittstelle, ist nicht mehr aufs Smartphone beschränkt, sondern kann mit einem kompletten TV-Studio verbunden werden. Probleme, die es zu lösen gilt „Filterblasen“: Print-Redakteure, die schon lange im Job sind, nutzen immer die selben Verbindungen und Kontakte. Das gleiche gilt für „Digitalheinis“.„Das greift längst nicht alle Themen ab“, sagt Bulka. „Deshalb müssen wir aus der Blase raus.“ Die Konsequenz: Der Social Media-Redakteur wurde abgeschafft. Stattdessen wurde das „Team Audience Engagement“ gegründet. Team Audience Engagement * Aufgaben: „Facebook“-Nanny für 250 Redakteure und einen Chefredakteur, interaktive Formate entwickeln, neue Kanäle erschließen, …

Uwe Renners: „Alle machen online“

Um Geschichten multimedial zu erzählen, muss man kein Online-Profi sein, ist Uwe Renners, Ressortleiter Digital/Online beim Nordbayerischen Kurier, überzeugt. „Jeder, der das will, schafft das auch.“ Im Gespräch mit Maike Wessolowski, Leiterin der Lokalredaktion Dillingen der Zeitungsgruppe Lahn-Dill, stellt er verschiedene Projekte seiner Zeitung vor, die alle mit frei verfügbaren, kostenfreien Tools umgesetzt wurden. 1.BEISPIEL: In Bayreth soll ein umgestürzter Kran wiederaufgerichtet werden * ein Redakteur filmt die Aktion mit seinem I-phone, zur Übertragung nutzt er das Tool Bambuser. Die Aktion hatte 10.000 Zugriffe, sagt Renners. Hier geht’s zur Umsetzung. Hier zum Tool Bambuser. 2. BEISPIEL: Die Diskussion um die Sanierung der Stadthalle Lokalpolitik * Renners Ausgangsthese: „Das Thema interessiert die Leute nicht besonders, weil sie sich nicht betroffen fühlen“. Daraus entsteht die Idee einer Online-Umfrage: Bayreuther werden in einem Video zur Stadthalle befragt: Ob sie wissen, wann sie gebaut wurde, wie viele Personen sie fasst, an wie vielen Tagen sie genutzt wird und was die Sanierung kosten würde. Falsche Antworten wurden mit einem Fehler-Ton unterlegt. Hier geht’s zur Umsetzung. * mit dem Tool riddle.com entwickelte die Redaktion zudem …

Helmut Frangenberg: So geht Kommunalpolitik

Über Kommunalpolitik zu berichten kann mitunter langweilig sein, sagt Helmut Frangenberg, Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers. Langweilig, vor allem aber auch kompliziert. Als ihn ein Kollege bei der Redaktionskonferenz fragte, wie das genau sei mit den Ausschüssen, und wie Kommunalpolitik eigentlich funktioniere, kam Frangenberg die Idee zu einer Erklär-Serie. „Denn wenn die Kollegen schon diese Fragen haben“, sagt er, „dann haben die Leser sie erst recht.“ Frangenberg plante und bearbeitete die Serie allein, unterstützt von einer Layouterin. Die Arbeit lief neben dem Tagesgeschäft. UMFANG * es gab zwei Durchgänge: 2014 anlässlich der Wahl des Stadtrates (6 Folgen), 2015 zur Wahl des Oberbürgermeisters (6 Folgen). * Serie läuft zwei Mal in der Woche.   HINTERGRUND * Serie soll nicht nur Ämter beschreiben, sondern auch Funktionsweise und Zusammenarbeit in der Organisation * einer der Bestandteile war ein Ranking zur Frage „Wer hat wie viel Macht?“ Frangenberg führte dazu Gespräche mit verschiedenen Politikern, um sich abzusichern. Niemand habe das Ranking beanstandet, sagt er.   LAYOUT * Serie orientiert sich an „Schulbuchoptik“, sollte einfach und schnell verständlich sein. * hilfreich: Die Art …

Begrüßung: Ein innovatives Konzept und der schönste Job der Welt

Die Redaktionskonferenz Lokaljournalismus 4.0. beginnt mittendrin: in der Praxis. Anstatt eine Rede zu halten, begrüßt Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der bpb, seinen ersten Gast. Einen ungewöhnlichen Gast: Ekkehard Rüger, Redakteur der Westdeutschen Zeitung in Burscheid, Gewinner des Wächter- und des Deutschen Lokaljournalistenpreises. Warum ungewöhnlich? Rüger ist Alleinredakteur, einer der wenigen in Deutschland. Er produziert täglich zwei bis drei Seiten, allein. Wie er das schafft? „Manchmal gar nicht“, sagt Rüger und lacht. Zumindest befürchte er das von Zeit zu Zeit. Am besten geht es, sagt er, wenn er einerseits seine Vorstellungen von gutem Journalismus bewahrt. Andererseits aber schmerzfrei genug ist, einzusehen, dass er sich mitunter von zu hohen Maßstäben verabschieden muss. Ob das ein Zukunftsmodell ist, fragt Flöper. Er glaube manchmal, man habe ihn vergessen, sagt Rüger und lacht. Obwohl, räumt er ein, die Nähe, die seine Arbeit ausmacht, die sei schon ein Zukunftsmodell. Man müsse sie herstellen – und in andere, klassischere Arbeitsmodelle integrieren. Als Alleinredakteur neige er zu einer gewissen Art von beruflichem Autismus, sagt Rüger. Das sei einer der Gründe, warum …

Relevanz und Augenhöhe – Praxisgespräch 2

Das Podium von Herrn Praetorius hallte noch nach. Lassen sich seine Modelle überhaupt in Lokalzeitungen umsetzen? Und wenn ja, was bedeutet es für die Zeitungen? Das war eine der Fragen der Praxis-Gesprächsgruppe 2 „Relevanz und Augenhöhe – Inhalte für lokale User“. Moderiert wurde die Runde von Lutz Feierabend, stellv. Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, und Nicole Amolsch, leitende Redakteurin der Heilbronner Stimme.   Was fragen Leser und User nach? Lutz Feierabend präsentierte zunächst Grafiken zur Nutzung des digitalen Angebots des Kölner Stadt-Anzeigers. Die meisten Klicks gibt es demnach um 8/9 Uhr und um 12 Uhr. Bei der Nutzung über mobile Endgeräte seien die Kernzeiten morgens zwischen 5 und 7 Uhr, sowie abends ab 21 Uhr. Auch beim Kölner Stadt-Anzeiger könne man steigende Zugriffszahlen über mobile Endgeräte verzeichnen, sagte Feierabend.   Bei der Nutzung mobiler Apps gab es dennoch sehr unterschiedliche Erfahrungen, wie Publikumsmeldungen zeigten. Moderatorin Nicole Amolsch von der Heilbronner Stimme etwa sagte, die App ihrer Zeitung würde selten genutzt, weil die Leser schon die Onlineseite der Zeitung nutzen würden und damit zufrieden seien.   Jörg-Peter …

Bilder, Grafiken, Daten: Kreativ in die Zukunft

Das erste Podium des letzten Tages widmete sich ganz den digitalen Erzählformen. Im ersten Teil des Panels sollte es um das Thema Visual Storytelling gehen, im zweiten Teil um den Bereich Datenjournalismus. Geladen waren Bernhard Rentsch, Chefredakteur des Bieler Tageblatts, und Philipp Ostrop, Leiter der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Moderiert wurde das Panel von den Journalistinnen Gabi Pfeiffer und Inge Seibel.   „Im Zweifelfall aufs Bild setzen“   Den Anfang machte Bernhard Rentsch. Was er unter Storytelling verstehe, wollte Moderatorin Pfeiffer von ihm wissen. „Wir versuchen, den Leser Botschaften immer mit Bildern zu vermitteln – seien es Fotos oder Grafiken“, sagte Rentsch. Es gelte die Regel: Ein großes Bild pro Aufmacherthema.   Als Beispiel präsentierte Rentsch die Berichterstattung seines Blattes über den Bau der Autobahn, über Gastarbeiter, über historische Ereignisse der Stadtgeschichte aber auch über andere umstrittene Bauprojekte der Stadt. Diese größeren Projekte würden im Schnitt zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen.   „Bei der Planung überlegen wir immer, wie wir das Thema visuell aufziehen können. Wenn wir uns aus Platzmangel zwischen Grafik …