Autor: Sascha Lübbe

Qualität steigern – und verkaufen

Es verärgere ihn immer wieder, wenn Zeitungen gute Geschichten haben, die Leser sie aber zuerst woanders finden – weil die Überschriften nicht prägnant oder spannend genug sind, sagte Björn Schmidt, Geschäftsführer von DuMontNet aus Köln. Der Erfolg einer Zeitung ruhe auf mehreren Säulen. Da sei der Chef, der einen hohen Wert auf digitale Medien legen müsse, sagte Schmidt und verwies in diesem Zusammenhang auf Christian Lindner von der Rhein-Zeitung, der dies verwirkliche. Zudem müssten Verlage Webanalysten einstellen. „Das wenige zur Verfügung stehende Geld wird oftmals noch falsch verwendet“, sagte Schmidt. „Deswegen muss eine Analyse am Anfang der Arbeit stehen“. Als weiteren wichtigen Punkt sieht Schmidt die Ausbildung. „Volontäre müssen lernen, relevant zu schreiben. Und dazu gehört auch das suchoptimierte Schreiben. Dazu gehören Kenntnisse im Datenjournalismus, dazu gehört aber auch das Wissen, zu erkennen, wann es sich lohnt, ein Video zu drehen.“ Redakteure müssten sich ein eigene Profil in der digitalen Welt erarbeiten, sie müssten „Figuren“ werden. Wenn Verlage ihre Ausbildung auf den Online-Bereich konzentrieren – wird sich dies auch auf die Sprache in der gedruckten …

Recherche? Lasst die Freien ran!

Ein ungewöhnliches Modell stellte Jörg Jung, Chefredakteur der Böhme Zeitung in Soltau, vor. Am Anfang stand ein Problem. Seine Redaktion habe oftmals keine Zeit gehabt, Geschichten wirklich zu Ende zu recherchieren, sagte Jörg Jung von der Böhme Zeitung in Soltau. Und so habe man beschlossen, Langzeit-Recherchen an freie Journalisten herauszugeben. Bezahlt werden diese mit 22,50 Euro pro Recherchestunde, inkl. Fahrten und Spesen, und 74 Cent pro Zeile für den fertigen Text. Die Themen kommen jeweils aus der Redaktion, da die recherchierenden Journalisten in Deutschland verteilt sind. Die aufwendigste Geschichte, an der derzeit noch recherchiert wird, widme sich einem Mobilienunternehmer in Berlin. Der entsprechende Redakteur habe schon über 40 Interviews zu dem Thema geführt. Ob es seit der Auslagerung Leserreaktionen gegeben habe, fragte Moderatorin Sylvia Binner vom Bonner General-Anzeiger. Nein, sagte Jung. Dennoch halte er an der Idee fest, da sie dem Qualitätsanspruch der Zeitung entspräche.   Was sagt die Redaktion?   Horst Seidenfaden von HNA wollte wissen, ob es Konkurrenzdenken zwischen den festen Mitarbeitern und den Freien gebe. „Die Stimmung war geteilt“, sagte Jung. Es …

Ein norwegischer Gipfelstürmer

Das größte Risiko im Angesicht sinkender Auflagenzahlen? Nichts tun, sagt Christian Stavik, Nachrichten-Editor der norwegischen Tageszeitung Fædrelandsvennen. Stavik war der erste der drei Referenten der Veranstaltung „Innovation im Fokus – Antworten der Gipfelstürmer“. Seine Zeitung habe ein Bezahlmodell eingeführt, das „nichts unberührt ließ“, sagte Stavik. Ziel sei es gewesen, ein „Inside-Gefühl“ für Abonnenten zu erschaffen und zur selben Zeit für alle, die keine Abonnenten sind, das Gefühl, nur Externer zu sein. Stavik und sein Team entschieden sich für ein Fremium-Modell. Das Resultat: Vor Einführung des Modells habe man fünf Kunden pro Tag verloren, sagte Stavik. Danach kehrte sich der Trend ins Positive um. Einen weiteren Fokus legten Stavik und sein Team auf den Facebook-Kanal der Zeitung, der inzwischen rund um die Uhr betreut wird. Zudem habe man einen Kommunikationsberater engagiert, der half, ein Team-Gefühl in der Redaktion zu schaffen. Stavik verglich eine Redaktion mit einem Fußballteam. Redakteure, die die Print-Zeitung betreuen, rechnete er der Verteidigung zu, das Mittelfeld seien vor allem Redakteure, die die Webseiten betreuen, und die Offensive schließlich seien die Redakteure, die die …

Journalisten und Helden – der Talk

Same procedure as every year? Nein, stellte Berthold L. Flöper, Leiter des Lokaljournalistenprogramms der bpb, gleich zum Auftakt des 22. Forums Lokaljournalismus klar. Das Konzept des Forums sei deutlich weiterentwickelt worden. Die Besucher würden stärker mit einbezogen. Und das bereits im Vorfeld, etwa bei der Auswahl der Podiumsgäste. „Die Atmosphäre einer Arbeitskonferenz soll im Fokus der Veranstaltung stehen“, sagte Flöper und übergab das Wort an Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Dieser begrüßte zunächst seine Gäste: Michael Rümmele, Geschäftsführer des Nordbayerischen Kuriers, dem Gastgeber der diesjährigen Veranstaltung, und Joachim Braun, dem Chefredakteur der Zeitung.

„Wir befinden uns in einer Übergangsphase“

Sind Apps die Zukunft der Zeitung? Taugt Mobilkommunikation als Geschäftsmodell? Im Expertenforum „Wissenschaft trifft Praxis: Chance mobile Gesellschaft?“ diskutierten Dr. Stephan Baumann vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz und Martin Krieg, Medienwissenschaftler an der Universität Trier. Joachim Braun vom Nordbayerischen Kurier moderierte die Runde.

Themen statt Termine: Die Zeitungen müssen sich umorientieren

Die Zeitungen schreiben am Leser vorbei – das zumindest behauptete der Schweizer Medienberater Dr. Carlo Imboden im Rahmen des Lesergipfels „Knapp daneben ist auch vorbei – Schreibt endlich, was uns interessiert“. Mit ihm diskutierten Armin Maus (Chefredakteur der Braunschweiger Zeitung) und Holger Niehoff (Mitglied des Leserbeirats der Neuen Osnabrücker Zeitung). Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Jost Lübben, Chefredakteur der Nordsee-Zeitung.