Redaktionen ringen um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – wie können sie gewonnen, aber vor allem auch gehalten werden? Gutes Teambuilding ist dabei ein wichtiger Faktor. Darum ging es auf Panel B: Panel B: Ausbildung und Teambuilding – Wie forme ich das Redaktionsteam der Zukunft?
Auf dem Podium des Panels saßen:
Achim Muth, Mitglied der Chefredaktion bei der Main-Post (Würzburg)
Dr. Beate Schütz, Coaching Werkstatt Lemgo
Gudrun Bayer, Chefredakteurin der Fränkischen Landeszeitung
Die Moderation übernahm Lars Reckermann, Chefredakteur von Schwäbischer Post und Gmünder Tagespost
Gute Leute gesucht
Eines wurde in beiden Diskussionsrunden an diesem zweiten Konferenztag im Workshop Teambuilding in Bremerhaven schnell klar: Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Lokaljournalismus manchmal rar gesät. Der Bedarf an Lösungen für dieses Problem ist groß, die Verunsicherung, wieso Beschäftigte gehen oder sich erst gar nicht bewerben, ebenso.
Dazu gab es konstruktiven Input für die Diskussionsrunde. Achim Muth, Themenchef der Main-Post, berichtete von einem neuen Konzept, das er bei seiner Zeitung für den Umgang mit Freien eingeführt hat. Es basiert darauf, Themen zu kategorisieren und Freien mehr zuzutrauen, sie im Umkehrschluss aber nicht mehr auf die traditionellen Termine wie Kindergartenfeste und Vereinstreffen zu schicken. Redaktionen müssten sich im Zuge der Digitalisierung verändern. Es sei wichtig, die Freien bei diesen Transformationsprozessen nicht außen vor zu lassen, sagte Muth. Daher sei Teil des neuen Konzepts auch eine Fortbildungsakademie für Freie, bei der sie in regelmäßigen Abständen in Kursen das journalistische Handwerk auffrischen können.
Umgang mit Freien
In der anschließenden Diskussion zeigte sich, dass viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich damit auseinandersetzen, wie sie Freien mehr Wertschätzung entgegenbringen können. Ansätze gibt es viele, von der E-Mail oder dem Schokohasen zu Ostern bis zu regelmäßigen Feedbackgesprächen und Konferenzen auch mit Freien. Denn, so wurde in einem Wortbeitrag aus der Runde festgestellt, Freie wollen vor allem das Gefühl haben, als Teil der Zeitungsfamilie wahrgenommen zu werden. Das helfe mitunter sogar, den Unmut über niedrige Honorare geringer zu halten.
Trotz der vielen konstruktiven Überlegungen ist aber auch die Enttäuschung spürbar, wenn Mitarbeitende trotz großer Bemühungen der Chefredaktionen den Medienhäusern den Rücken kehren. „Was wollen Mitarbeitende heute?“ ist eine Frage, die alle Teilnehmenden des Panels beschäftigt. Ein guter Punkt, um sich an Coach Dr. Beate Schütz zu wenden. Sie ist Expertin in Sachen Teambuilding und bot der Runde einen Blick von außen auf die Branche an. Die Antwort, was Mitarbeiter wollen, könne man nur erhalten, wenn man sie selbst danach fragt. Und nicht erst, mahnte Schütz, wenn Probleme aufträten, sondern am besten stetig. Wenn Mitarbeiter scheinbar ohne Vorwarnung gehen, liege das wahrscheinlich daran, dass ihre Bedürfnisse übersehen wurden, dass sie sozusagen „im Strom des Unternehmens untergegangen“ sind.
Die Generationenfrage
„Was wollen meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?“: Das ist längst auch zu einer Generationenfrage geworden. Denn nicht nur gute Freie sind schwer zu halten, auch beim journalistischen Nachwuchs herrscht in Lokalredaktionen Mangelware. Zu Gast im Panel war auch Gudrun Bayer, die bei der Fränkischen Landeszeitung neben ihren anderen Aufgaben auch die Volontärinnen und Volontäre betreut – und sich dabei gerade um zwei sehr unterschiedliche Schützlinge kümmert: eine 20-Jährige und eine 43-Jährige.
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten daraufhin von ähnlichen Bestrebungen, breitere Möglichkeiten für Berufs- und eben auch Quereinsteiger zu schaffen. Ob ein Volontariat „Light“ mit veränderten Ausbildungsbedingungen zu schaffen, jemanden zum Volo zu überreden, der schon jahrelang als Freier oder Freie dabei ist, oder sogar in anderen Bereichen, wie in der Pressestelle oder, wie in Bayers Fall, im Sekretariat nach neuen Talenten zu schauen – den Teilnehmern war klar, dass niemand mehr Schlange steht, um einen Volo-Platz zu bekommen, dass man sich um den Nachwuchs bemühen muss.
Dabei wurde auch das Potenzial von Nicht-Muttersprachlern kontrovers diskutiert. Diese könnten, so die eine Meinung, neue Perspektiven einbringen und Kontakt in Teile der Bevölkerung knüpfen, die die Redaktionen sonst nur schwer erreichten. Andererseits, so die Einwände, sei das Sprachgefühl doch eine zwingende Qualifikation, die man im Journalismus nicht vernachlässigen dürfe.
Auch wenn Workshops das Problem mit den fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht lösen können, der Austausch untereinander tat allen spürbar gut. Und sicherlich gab es viel, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit nach Hause in ihre Redaktionen nehmen konnten: eine Menge Input und Perspektiven aus anderen Redaktionen, aber auch neue Kraft, um Lösungen für den Lokaljournalismus der Zukunft zu finden.