Modellseminar Web 2.0 2010

Von Menschen und Mäusen

Augsburg, November 2010. Anke Vehmeier lehrt Patricia Dudeck gerade, dass Sie nicht wie Töpperwien mit im Bild sein möchte. Wenngleich es in der Frisurenmode durchaus Ähnlichkeiten gibt. Au, nicht schlagen…. Egal. Mittwoch, 15.15 Uhr. Draußen vor der Tür (real, nicht die Literaturvorlage Bochert) trinken die Teilnehmer des Modellseminars Tee. Oder Kaffee. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben 99 Prozent ihr Handy dabei. Von diesen 99 Prozent nutzen gefühlte 88 Prozent ein Produkt aus dem Hause Apple. Andere ein BlackBerry. Wir sind hier alle stark online. Nur der Hund Emma ist ab und an offline. Spielt Strahlenschutz bei derartigen Rahmenbedingungen wohl eine Rolle? Heute haben wir ein Füllhorn an Infos zu den Sozialen Netzwerken als auch der Video(un)kultur in den Redaktionen der Zeitungsverlage gehört. Es wirkt alles ein wenig wie „Stochern in Niebüll“. Ganze Heerscharen von Redaktionen und Verlagshäusern fragen sich – möglicherweise im fünften oder sechsten Jahr -, ob Mitmachen ein Muss ist.
Ist es nicht. Wer klug ist, fragt sich vor jedem Tun, was das Ziel des Tuns denn sein soll. Ob das immer geschieht? Ich hege Zweifel. Viele Videos aus deutschen Zeitungshäusern wirken wie die Anfänge der Marx Brothers. Was übrigens von Büffel und Schumacher (2010,11. Mi., Modellseminar, Augsburg) ähnlich eingeschätzt wurde. Wann kommt der alte Spruch der Kernkompetenz? Und kreist nicht über allem die Frage nach dem Sinn. Nicht philosophisch im Sinne von Nietzsche, Sokrates oder Kant, mehr unter dem Aspekt eines Nutzwertes. Der könnte meinetwegen auch Unterhaltung oder Infotainment sein. Würde dennoch nicht um die Q-Frage (was ist Qualität?) herumkommen.
Und genau da waren die Medienkonzerne schon einmal, wenn nicht mehrfach. Ich denke an die Anfänge der Anzeigenblätter oder die ersten Versuche desolate Berichte aus den Vereinen aus den Lokalteilen zu verbannen. Und immer immer wieder zuckt die Relevanz. Was ist bitte 2010 relevant – auf der Informationsebene? Die Erfolgsstory des Comedian Mario Barth in Deutschland berücksichtigend, habe ich Zweifel an der Relevanz der Relevanz. Der Mann ist ein Prolo vor dem Herrn, eine hundertprozentige Nervensäge und füllt trotzdem einen Saal nach dem anderen zwischen Flensburg und Passau. Was sagt das aus?
Ich stelle hier ohne Frage einige Fragen, deren Antworten ich offen lasse. Denn: Mir fehlt das Grundrauschen für eine auch nur mittelfristig gültige Antwort.
Nur die ZEIT hat an Auflage gewinnen können – zuletzt -, daher spricht nicht grundsätzlich etwas gegen Qualität. Auf der anderen Seite sprechen die Inhalte, die bei myheimat.de Niederschlag finden, eine ganz andere Sprache. Die Renaissance der Redundanz. Gruselige Bilder mit Textstücken, die über die Befindlichkeit der Absender nicht hinausstrahlen. Wissen die Mitmachmenschen das? Spielt es überhaupt eine Rolle. Schließlich ist vieles umsonst und ich kann wegschauen.
Andererseits: Sind es nicht seit Jahren die trivialen Texte mit ihren schlecht belichteten Bildern, die erscheinen und damit die User da draußen Glauben machen wollen, das sei Journalismus?
An dieser Stelle schließe ich und verrate noch etwas. Privat. Das machen die bei Facebook oder Twitter ja auch immer. Mein Kinotipp: „Die letzten schönen Herbsttage“ (von den Machern von „Shoppen“). Mein Musiktipp: Peter Green mit „Slabo Day“. Mein Modetipp: Strickjacke dunkelgrau (99,- Euro) über G-Star. Mein Menütipp: Penne mit Pinienkernen in Salbeisoße mit Spinat. Schuhgröße Patricia Dudeck: 40/41.