Folo 2015

Wege auf den Journalistenolymp

Preisplenum

Peter Pauls, Heike Groll und Dieter Golombek (v.l.n.r.)

Wie werde ich Preisträger? Diese Frage versuchten Dr. Dieter Golombek und Heike Groll aus der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung zu beantworten. Chefredakteur Peter Pauls vom Kölner Stadt-Anzeiger versuchte, Tipps, Tricks und Kriterien aus den beiden herauszulocken.

Die Gäste waren gut gewählt bei dem Thema. Golombek war jahrelang Sprecher der Jury des Deutschen Lokaljournalistenpreises und hat überdies vor 40 Jahren das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb gegründet. Inzwischen hat er das Amt des Jurysprechers niedergelegt, und seine Nachfolgerin ist Heike Groll, die auch Mitglied der Chefredaktion der Magdeburger Volksstimme ist.

Was kann man nun tun, wenn man unbedingt einen journalistischen Preis gewinnen will? Ist so etwas überhaupt machbar? Gibt es dafür ein Rezept?

Der Sieger aus Sindelfingen

Zunächst bat Pauls Jürgen Haar, den Chefredakteur der Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung, auf die Bühne. Die Zeitung hat in diesem Jahr den Deutschen Lokaljournalistenpreis für eine Geschichte über Geothermienutzung und ihre Folgen gewonnen. Sie hatte multimedial darüber berichtet, dass 100 Wohnhäuser in der Region Schäden wegen Erdbohrungen davongetragen hatten.

Haar betonte, dass seine Redaktion nur aus elf Leuten bestehe und diese Geschichte trotzdem aus eigenen Kräften gestemmt habe. Ihm komme es darauf an, dass seine Zeitung zeigen habe können, welch gute Arbeit sie leiste. Es sei eine Bestätigung für die Leistung seiner Redaktion. „Die hat sich reingehängt über das übliche Maß hinaus“, sagte er.

Was ist anders geworden?

„Das Lokale hat ein neues Standing bekommen in den vergangenen vier Jahrzehnten“, betonte Golombek anschließend. „Die Qualität journalistischer Arbeit hat zugenommen.“ Das könne er an den Einsendungen zum Deutschen Lokaljournalistenpreis ablesen. Also alles gut im Lokalen? „Das würde ich so nicht sagen“, räumte Golombek ein. „Die Niveauunterschiede sind dramatischer geworden“, betonte er. „Es gibt qualitativ hochwertigen Lokaljournalismus, und es gibt dramatisch schlechten Lokaljournalismus.“

Groll glaubt zu beobachten, dass es insgesamt eine starke Hinwendung zum Leser gebe. „Rausgehen, hören, was die Leute interessiert“, das sei vielerorts das Motto.

Wie gewinnt man?

Wichtigste Voraussetzung sei, dass man das journalistische Handwerk beherrsche. „Recherchieren, recherchieren, das ist für mich das A und O“, sagte Groll. Hinzukomme auch ein virtuoser Umgang mit Sprache, die Fähigkeit, den Lesern eine Geschichte gut zu erklären.

Welche Kriterien sind der Jury wichtig? Groll sagte, dass die Jury nicht nur Print bewerte. Auch dass der Journalist mit Menschen ins Gespräch komme, sei zum Beispiel eine Voraussetzung.

Für Golombek geht es um „Themen und Konzepte“. Preiswürdiger Lokaljournalismus müsse im Austausch mit den Lesern Themen setzen. Als Beispiel nannte er die Antwortenseite der Braunschweiger Zeitung, die dem Leser die Antworten gebe, die er suche. Damit erweise sich die Zeitung als dialogfähiges Medium.

Wie geht die Jury mit kleinen Zeitungen um? Groll erwähnte zum Beispiel den Alleinredakteur der Westdeutschen Zeitung in Burscheid, Ekkehard Rüger, der auch ausgezeichnet wurde. Golombek betonte, dass es für die Jury immer eine Rolle spiele, auch solche kleineren Redaktionen zu berücksichtigen. Auch sie könnten mit ihrer Berichterstattung das Stadtgespräch prägen.

Konzeptionelles Denken gefragt

Es gebe Redaktionen, die von sich aus große Themen setzten, betonte Golombek. Dies sei ein Qualitätskriterium, und das betreffe auch Organisationsfragen. Müssen die Redaktionen also Vorarbeiten leisten? Was braucht eine Redaktion? „Erstmal gute Köpfe“, sagte Groll. „Leute, die in der Lage sind, konzeptionell zu denken.“ Ein Konzept müsse auch beinhalten, dass man sich von vorneherein Gedanken über den roten Faden mache, über Dramaturgie, über die Frage, „wo der Leser ins Spiel kommt“.

„Es ist immer viel Einzelanstrengung dabei, und es gehört auch Begabung dazu“, unterstrich Golombek.

Neue Formen

Welche Rolle werden neue Medien beim Deutschen Lokaljournalistenpreis künftig spielen? „Wir werden uns nicht mehr alleine auf das Printprodukt konzentrieren“, betonte Groll. Man werde auch Video, Crossmedia etc. weit mehr berücksichtigen, darüber diskutiere die Jury bereits.

Also dann: Überlegen, planen, in die Hände gespuckt und losgeschrieben! Es gilt nicht nur einen Preis zu gewinnen, sondern auch die Leser.