Prof. Dr. Sonja Kretschmar von der Zeppelinuniversität in Friedrichshafen ist Expertin für Lokaljournalismus. Nicole Amolsch ist Referentin des Chefredakteurs bei der Heilbronner Stimme, zuständig für Redaktionsmarketing. Beide gehen auf eine Reise durch die publizistischen Darstellungsformen der Zeiten. Grade sind wir im 17. Jahrhundert.
Prof. Kretzschmar erklärt: Der Wandel der Zeitungen hat seinen Ursprung in der Innovation des Drucks, jetzt in der Digitalisierung. Das Geschichtenerzählen, die journalistische Arbeit verändern sich. Ständig. Immer wieder anders. Faktoren sind auch der Medienmarkt, das Nutzungsverhalten der Leser beziehungsweise User. Das Ergebnis: Auf die drei Faktoren abgestimmte Angebote. Schließlich muss, was publiziert wird, auch verkauft werden. Dabei ändert sich auch der Arbeitsablauf.
Kurze Begriffsklärung auf Nachfrage aus dem Forum: Medienkonvergenz = Verschmelzen von verschiedenen Bereichen/Crossmedialer Jounalismus. Danke. für die Frage aus dem Publikum
Möglichkeiten der Print- und Onlinenutzung von Tageszeitungen:
Cloning: 1 zu 1-Übertragung vom Print ins Netz
Coopetition: Mischung aus Cooperation und Competition. Zusammenarbeit und gleichzeitig Wettbewerb zwischen Print und Online, nciht alles, was gedruckt wird, wird online gestellt, zumindest nicht zeitgleich
Content sharing: Print und Online befruchten sich gegenseitig
Convergenece: Von Beginn an Geschichten auf verschiedenen Ebenen spielen: Audion, Text, Video
Tatsächlich könnte es so aussehen:
Nach dem Ereignis folgt die mobile Veröffentlichung, dann geht’s ins Internet, dann in den Print, ab ins Archiv mit dem Ergebnis eines Dossiers.
(Übrigens: Es schneit in Augsburg)
Wie das Internet von der Gruppe 14-29 genutzt wird (nach Häufigkeit):
– Communities und Foren
– Suchmaschinen
– planloses Rumsurfen
– aktuelle Nachrichten
–> Das Angebot muss ausgerichtet werden auch mit Blogs, Videos..
Wie wichtig ist eigentlich Twitter? Weblogs sind eher auf dem absteigenden Ast, Twitter wird kaum genutzt, alles andere als massenmäßige Verbreitung. Die Dimensionen von Qualität gelten im Übrigen auch für Online: Aktualität, Vielfalt/Multiperspektivität, Relevanz, Professionalität, usw. Qualität im Onlinejournalismus machen aus: Kreativität, Nutzerfreundlichkeite, Service über den ganzen Tag hinweg. Und: Die neue Generation der Internetnutzer will die Möglichkeiten webspezifischer Kommunikation präsentiert bekommen, dazu gehören neue Erzählformen, neue Gestaltungen. Also: Wir liefern, woran der Kunde gewöhnt ist, was ihm Spaß macht, was er erwartet und was ihn überrascht.
Nicole Amolsch zeigt erfolgreiche Internetportale:
Lokal total – Regionalsport wird wie die Bundesliga behandelt
Little Berlin – webspecial von Axel-Springer- Volontären
Triblocal: Individuelle Seite mit Verbindung zur großen Tageszeitung
Altona-Info: finanziert sich durch freiwillige Leserspenden, eine bürgergesteuerte von Journalisten moderierte Seite
nahraum. de: Fotocommunity des Medienhauses Lensing
Live-Recherche auf www.neon.de: „Warum starb Susan Waade?“ Veröffentlichung jedes Rechercheschrittes, Es handelt sich um eine neue Form von Transparenz
öffentliche Recherche von SZ-Journalist Johannes Boie: Sein Ergebnis, es muss weiterhin eine Art von Auswahl stattfinden. Nicht jedes Telefonat kann publiziert werden.
Multimediareportage von Felix Seuffert: Film, Audioslide, Texte zum Thema Fußball in Südafrika
Medienreportage von Christian Frey
heddesheimblog macht dem Mannheimer Morgen Konkurrenz.
Thomas Trappe bloggt Geschichten aus der ostdeutschen Provinz („interessantesten Geschichten nicht in der Tageszeitung“, kleine charmante Geschichten)
Scroll-Edition der Welt-Kompakt: Ausgabe nur mit Texten von Bloggern
Lens: Fotoblog der New York Times
„New stories in photographs“: Fotoblog des Boston Globe, wird wahrgenommen, geklickt und kommentiert
11 Freunde: Videobeweis zum Geschehen auf- und abseits des grünen Rasens
www.oslog.tv: Blogger Stefan Niggemeier drehte mit Lukas Heinser einen Videoblog rund um Eurovision Song Contest
www.rufposten.de/daten/xcess: Außen Puff, innen die Hölle, Journalist zeigtmit Fotoshow das Leben eines Bordellbesitzers –> gab deutschen Reporterpreis
Vuvox-Collage
Datenjournalismus birgt neue Möglichkeiten: Hilfestellung, in der Datenflut Orientierung zu finden., taz berichtet mit interaktiven Grafiken, Hilfestellung, wohin, wenn meine Postfiliale geschlossen ist. Wir machen viele Dinge ohnehin schon, müssen sie nur noch auf den verschiedenen Kanälen angemessen spielen.
Übrigens: Garagenkinder haben meist die Ideen, nicht die Zeitungshäuser:
Macht Euch frei! Mut haben, frei zu denken, Denkt wie ein Garagenkind.. Scheitern ist okay. Es ist spannend, neue Wege auszuprobieren.