Folo 2015

„Heimat muss einen Platz haben“

Juergen_Roters

Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters

Was haben Lokalpolitiker Lokaljournalisten zu erzählen? Das war die spannende Frage, als der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters die Bühne betrat.

„Zeitung 4.0“ – darunter konnte sich Roters zunächst nicht viel vorstellen. Der Blick in die USA aber zeigte ihm, dass 4.0 bereits viele Lebensbereiche erreicht habe – von der Gesundheit bis zur Energie. Für ihn sei wichtig, dass das Thema 4.0 gerade auch im Bereich der lokalen Medien betrachtet werde. In einer Zeit der Digitalisierung bräuchten die Menschen Orientierung. Sie fragten sich, wohin sich unsere Welt entwickle. Und deshalb sei es wichtig, dass auch lokale Medien diese Fragen aufgreifen würden. Schnelle Informationen, aktuell und passgenau – wie gelingt es in unserer medialen Welt, gesellschaftliche Diskurse zu organisieren und öffentliche Meinung herzustellen, fragte Roters.

Gladbecker Geiseldrama

Er erinnerte etwa an das Gladbecker Geiseldrama, das seinerzeit viele Fragen aufgeworfen habe, Fragen der Organisation, des Umgangs mit solchen Ereignissen, auch ihrer journalistischen Begleitung. Die Dinge hätten sich seither entschieden verändert, Informationen seien viel schneller zugänglich. Darauf müsste sich zum Beispiel die Politik einstellen. Ein spannendes Thema – auf das Roters dann leider nicht detaillierter einging.

Medienstadt Köln

Roters wies daraufhin, dass Köln in Sachen Medien gut aufgestellt sei. In Fragen der Digitalisierung habe Köln große Potenziale, kaum eine Stadt sei etwa so flächendeckend mit Breitbandinternet versorgt. Er sprach von den kreativen Milieus der Stadt, die für eine Belebung auch der etablierten Kultur sorgten. Köln sei eine junge wachsende Stadt. Die Menschen fühlten sich hier wohl.

Platz für Heimatliebe

Er wollte den anwesenden Journalisten aber auch persönliche Einschätzungen mitgeben. So müssten bei aller notwendigen Kritik die lokalen Medien auch die Lebenswelt der Leser, der Bürger widerspiegeln. Der Leser müsse seine Heimat wiedererkennen und sich in seiner Zeitung wiederfinden. Manchmal habe man den Eindruck, die Dinge würden sich verschieben. Auf Fehler müsse hingewiesen werden, aber die Liebe zur Heimat müsse einen Platz haben.

Dabei sollten Webangebote nicht als Gegner, sondern als Wettbewerber angesehen werden. Es gebe aber auch ein Qualitätsproblem. Diejenigen, die gute Recherchen böten und verlässlich seien, hätten alle Chancen, weitermachen zu können. Für Recherche und Bewertung von Informationen müssten Freiräume in den Redaktionen geschaffen werden. Manche Menschen hätten das Gefühl, dass das, was sie im Netz erlebten, in ihrer Lokalzeitung nicht stattfinde. Warum? Weil es schlechte Informationen seien, die von denjenigen, die verantwortlich damit umgingen, nicht weitergegeben würden.

Orientierung und Transparenz

Lokale Medien müssten Orientierung geben mittels Transparenz, das sei auch ein Abgrenzungskriterium gegenüber jenen, die im Netz unterwegs seien. Transparenz sei nötig, um Vertrauen aufzubauen. Dabei ging Roters auch auf das Schimpfwort „Lügenpresse“ ein. Er erinnerte an die Hooligan-Demo, die vor einiger Zeit in Köln stattgefunden habe und auf der die Presse ebenso diffamiert worden sei. In diesem Zusammenhang lobte er die sehr sachliche, manchmal einfühlsame, aber auch nachfragende Zeitungsberichterstattung über das Thema Zuwanderung. Dies sei besonders wichtig für das Zusammenleben in unserem Gemeinwesen. Wenn man sich dagegen die Hetze auf manchen Blogs ansehe, werde klar, wie wichtig die Rolle der etablierten Medien sei.

Produktive Koexistenz

Politiker und Stadtverwaltungen seien darauf angewiesen, dass ihre Informationen die Bürger erreichten, dass diese verständlich aufbereitet würden – dafür seien Medien unverzichtbar. Ohne die Zusammenarbeit mit den lokalen Print- und Netzmedien sei dies nur unzureichend möglich. Grundlage der Kooperation sei kritische Distanz. Er habe keine Angst vor kritischen Fragen. Ärgerlich sei es nur, wenn von Seiten der Medien professionelle Standards ignoriert würden. Er erinnerte an die Kriterien des Presserats. Es gehe bei all diesen Fragen um die Grundlagen unseres Zusammenlebens.